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An ihren Händen sollt ihr sie erkennen

„Unstreitig kann es den Tonsetzern nicht gleichgültig sein, in welcher Weise vorgetragen ihre Arbeiten dem Publikum zu Gehör kommen“, stellt Richard Wagner in seiner Schrift über das Dirigieren fest. Und fordert für seine Werke, dass sie eben ganz anders dirigiert würden als Mozart, Beethoven oder Schumann. Andernfalls werde sein Werk verstümmelt. Und die Musik ertöne nur noch, „den Schmerzensschrei des Gemarterten zu übertäuben“.

Den hier abgebildeten Dirigenten ist gemeinsam, dass sie Wagner nicht nur anders dirigieren, sondern vermutlich irgendwie sogar richtig. Jeder auf seine Art. Wer ist hier wer? An ihren Händen sollt ihr sie erkennen...

Von Michael Weiser

„Das Äußerste minus fünf Prozent.“


Das Äußerste geben minus fünf Prozent – vielleicht ist das die richtige Formel. So äußerte sich Christian Thielemann einmal über das Dirigieren von Wagners Musik. Damit meinte er die Lautstärke. Ein Dirigent muss aber natürlich noch mehr; den Ausdruck vorgeben, das Tempo, hier die Farbe eines Klanges hervorholen, da eine Gruppe von Instrumenten dämpfen. Besonders schwierig ist das in der Orchester-Schlucht von Bayreuth, wo das Orchester von den Sängern „allenfalls ein Piepsen oder fernes Rufen“ vernimmt (auch das schrieb Thielemann), wo der Dirigent zwar fast alle und alles sieht, sich aber auf nichts so wenig verlassen kann „wie auf seine Ohren“. Insgesamt scheint es also ganz einfach: das Beste geben plus fünf Prozent. Und dann noch so zaubern, dass aus Noten wirklich Musik wird. Wer das schafft, entwickelt eine eigene Handschrift. Und braucht viel Kondition. „Am nächsten Morgen tun einfach alle Muskeln weh“, sagte Kirill Petrenko über das Dirigieren von Wagner-Opern. Und Andris Nelsons: „Bei Wagner fühlt man sich wie ein Marathonläufer. Entweder du stirbst nach den ersten 20 Kilometern, oder du überwindest den toten Punkt und hast das Gefühl, ewig weiterrennen zu können.“ Der Dirigenten-Job: Knochenarbeit mit Fingerspitzengefühl. Wir zeigen einige der Großen. Und Sie können testen, ob Sie deren Handschrift erkennen.

„Man fühlt sich wie ein Marathonläufer.“

Andris Nelsons



„Morgens tun alle
Muskeln weh.“


Festspiel-Kurier #15

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