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Der Sonntagsbraten

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Eine Frau war gerade dabei, den Sonntagsbraten zuzubereiten, als ihre Tochter wissen wollte, warum sie bei dem Braten immer die beiden Enden abschneiden würde. Die Frau wusste darauf keine Antwort. So habe sie es von ihrer Mutter gelernt, antwortete sie. Es sei eben Tradition. Weil sie nun selbst gerne die Antwort auf diese Frage gewusst hätte, ging sie zu ihrer Mutter. Sie fragte ihre Mutter dieselbe Frage und bekam dieselbe Antwort: Das habe sie von ihrer Mutter gelernt und das sei schon immer so gewesen. Da die Großmutter glücklicherweise noch lebte, gingen nun die Frau, ihre Tochter und ihre Mutter zur Großmutter und fragten sie, warum sie ihnen beigebracht habe, die Enden des Bratens abzuschneiden. Und sie bekamen die folgende verblüffende Antwort: „Es ist ganz einfach. Die Pfanne, die ich früher für den Braten benutzt habe, war zu klein. Deshalb musste ich die Enden abschneiden, damit der Braten hinein passte.“

Tolle Geschichte, oder? Ich sehe dich vor meinem inneren Auge grinsen. Das tue ich auch gerade. Aber was sagt uns diese Geschichte?

» Oft halten wir am Status quo fest, einfach nur, weil es schon immer so wahr.

Wir wissen nicht warum es schon immer so war und machen uns im Gegensatz zu der Tochter in der Geschichte auch meist nicht die Mühe, es herauszufinden. Es war schon immer so und so wird es auch weiterhin gemacht. Ende. Und außerdem funktioniert es ja. Der Braten schmeckt ja immer köstlich! Das ist übrigens ein weiterer Effekt, der unsere Verlustangst stärkt: die Selbstbestätigung.

» Solange wir der Meinung sind, ein gewünschtes Ergebnis durch einen bestimmten Umstand zu erhalten, heiligen wir ihn damit.

Man könnte dieses Phänomen der Selbstbestätigung auch als Aberglaube bezeichnen. Diese Mini-Geschichte von Paul Watzlawick veranschaulicht das:

„Ein Mann klatscht alle zehn Sekunden in die Hände. Nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: »Um die Elefanten zu verscheuchen.« Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: »Na, also! Sehen Sie?«“

Diese scheinbare Bestätigung ist dann ein weiterer Faktor, der uns am Status quo festhalten lässt. Dabei ändern sich die Umstände ständig. Da grenzt es doch schon an Irrsinn, so stur auf dem Status quo zu beharren. Das gab uns sogar schon einer der schlausten Köpfe auf dieser Erde mit auf den Weg:

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

(Albert Einstein)

Aber dennoch bleiben wir stur. Falls du jetzt denkst, dass es dicker nicht mehr kommen kann, muss ich dich leider enttäuschen. Denn so tragisch diese Erkenntnis über unser Denken und Handeln auch ist, es geht noch eine Nummer schlimmer. Denn genau dieses Phänomen, dass wir uns an die Umstände gewöhnen und nicht loslassen können oder wollen, begrenzt sich nicht bloß auf den Sonntagsbraten, Alltagstätigkeiten oder Dinge, die uns vermeintlich Freude bringen sollten. Nein, der Status-quo-Effekt gilt sogar für negative Umstände!

Der Weg des Wassers: Warum dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt

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