Читать книгу Der Weg des Wassers: Warum dir alles zufließt, wenn du endlich loslässt - Norman Brenner - Страница 56
Die Ausnahme – Wann es Sinn macht, deiner Umwelt die Schuld zu geben
ОглавлениеIch will nicht behaupten, dass es generell immer besser ist, die Ursache eines Problems in einer Erwartung zu suchen und die Lösung auf dieser Seite zu bewirken. Es gibt Fälle, wo wirklich eine äußere Maßnahme erforderlich ist. Genauso wie es im Kinderspiel ja immer noch diejenigen Bauklötzchen gibt, die tatsächlich durch unsere gewählte Öffnung passen. Solange es also die Möglichkeit gibt, Würfel durch die viereckige Öffnung zu schicken, sollten wir sie nicht von vorne herein ausschließen. Nehmen wir zum Beispiel eine Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird. Sie hat sicherlich die Erwartung, dass ihr Partner sie nicht schlagen sollte. Auf keinen Fall würde ich dieser Frau empfehlen, ihre Erwartung loszulassen und einfach die passende Schablone zu finden und sich damit willentlich den Schlägen ihres Partners auszusetzen. An dieser Stelle soll und muss eine Änderung der Umstände in der Realität erfolgen. Meiner Meinung nach am besten durch eine Trennung und Anzeige des schlagenden Ehemannes bei der Polizei. Aber: Auch bei dieser Variante geht es nicht ohne das Ändern der Erwartungen im Kopf der Frau. Warum hat sie ihren gewalttätigen Partner bisher nicht verlassen? Weil irgendwelche inneren Ideale sie davon abhalten. So beginnt auch hier alles innen. In der Außenwelt ist es uns immer nur bis zu einem gewissen Grad möglich, Anpassungen in ihr vorzunehmen.
» Die Kunst liegt darin, zu erkennen, inwieweit ein Problem durch äußere Maßnahmen gelöst oder reduziert werden kann und welche inneren Maßnahmen damit einhergehen müssen.
Im Sinne des Klötzchenspiels sollten wir uns also fragen: „Sind noch passende Klötzchen da oder muss ich mir eine neue Schablone suchen?“ Hier liegt auch der Unterschied zwischen Loslassen und Aufgeben, auf den wir später noch genauer eingehen wollen. Solange die Möglichkeit besteht, die äußeren Umstände zu ändern, darf und sollte dies genutzt werden. Allerdings geht auch das meist nicht ohne eine Anpassung der inneren Erwartungshaltung und wir stoßen hier oft schnell an unsere Grenzen. Wenn wir dann nicht erkennen, dass es einen zweiten Ansatzpunkt gibt, fahren wir uns fest und es wird immer schwerer, aus der Situation und dem Problem herauszukommen.