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Die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn

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Die Hand Gottes streckte sich immer mehr nach Rees aus. Worüber Rees bisher nur nachgedacht hatte, das sollte ihm nun bald in Wirklichkeit begegnen. Er erkrankte plötzlich an Typhus, der zwar auch heute noch eine gefährliche Krankheit darstellt, damals aber sehr oft zum Tod führte. Er war also nun gezwungen, dem Tod ins Angesicht zu sehen. Dass er sich in diesen schweren Stunden fern von der Heimat in einem einsamen Zimmer befand, war eine besondere Fügung Gottes. Rees sagte später: „Zum ersten Mal im Leben fühlte ich so etwas wie Furcht in mir. Nie zuvor hatte ich eine solche qualvolle Angst erlebt wie damals, als ich meinte, unmittelbar vor dem Abscheiden aus dieser Welt zu stehen und in ein mir unbekanntes Reich hinübergehen zu müssen. Dank Gottes weiser Führung waren meine Eltern nicht bei mir, um diese Angst von mir zu nehmen. Ich danke Gott, dass mich kein menschliches Mitgefühl blind für die Ewigkeit machte. Man kann wohl in der Masse leben, Gott und der Ewigkeit aber steht jeder für sich allein gegenüber.“

Er schrie zu Gott, ihn doch nicht sterben zu lassen. Die Freude, die er am Geldverdienen und Reisen gehabt hatte, war vergessen. Jetzt flehte er Gott an, ihm ewiges Leben zu schenken: „Wenn du mich von dieser Krankheit heilst, will ich dir mein Leben geben!“

Dieses Gebet schloss ein Versprechen ein. Darum kümmerte sich Gott, bevor er das Gebet erhörte. Noch während des Gebets empfing Rees die innere Gewissheit, dass er nicht sterben würde. Von diesem Augenblick an erholte er sich zusehends, war aber nun ein anderer Mensch. „Als ich vor der Möglichkeit stand, alles zu verlieren, kam ich zum ersten Mal mit dem wirklichen Leben in Berührung“, sagte er. „Ich hatte erlebt, wie die Welt mit ihren Verlockungen ihr Bestes gab, damit ich auf ewig verloren ging. Jetzt aber wusste ich, dass ich mein ganzes Sein Gott schuldete, der mich gerettet hatte.“ Von dieser Zeit an dachte er nie mehr leichtfertig an die Ewigkeit, denn er hatte die Wirklichkeit der Hölle – die ewige Trennung von Gott – vor sich gesehen.

Die Tiefe dieses Erlebnisses ließ ihn, als er wieder gesund war, seine Lage mit ganz neuem Ernst betrachten. Auch wenn er vom Tod bewahrt worden war, so war er nicht von der Todesangst befreit worden. Zwar hatte er schon immer an die Menschwerdung Christi, an die Versöhnung durch sein Blut und an seine Auferstehung geglaubt. Dies waren sogar die kostbarsten Wahrheiten in seinem Leben. Warum aber waren sie keine Realität für ihn? Wenn Jesus doch den Tod besiegt hatte, warum hatte er dann noch Furcht vor dem Tod? Wer ihn später von diesem Abschnitt seines Lebens sprechen hörte, wird nie vergessen, wie er als Antwort auf diese Frage ausrief: „Ich entdeckte damals, dass ich nur an einen historischen Christus glaubte, aber keinen persönlichen Retter hatte, der mir das ewige Leben schenken konnte.“

Fünf Monate lang forschte er nun täglich nach dem Weg zu Gott. Wie er sagte, hätte er gerne sein ganzes Geld dafür hergegeben und wäre bereitwillig von einem Ende des Landes zum anderen gezogen, wenn er nur einen einzigen Menschen hätte finden können, der ihm den Weg zum ewigen Leben zeigen konnte. Schließlich ging er zu dem einzigen, von dem er dies annahm. Er fuhr die hundert Meilen nach New Castle wieder zurück, um seinen Cousin danach zu befragen. Doch obwohl dieser den Weg für sich selbst gefunden hatte, schien er nicht in der Lage, ihn Rees zu erklären.

„Ich hatte oft Predigten über Golgatha gehört, aber erst an diesem Abend habe ich Golgatha wirklich erkannt.“

In dieser Zeit siedelte er nach Connellsville in Pennsylvania über. Hier endlich kam der Himmel, der ihm auf der Spur war, zum Ziel. Rees erkannte später: „Es schien, als wäre meine Dunkelheit nur der Schatten seiner Hand gewesen, die sich liebevoll nach mir ausstreckte.“ Nach Gottes wunderbarer Führung war das ruhelose Hin und Her dann nur ein Abschnitt auf dem Weg, und schließlich erreichte der Himmel sein Ziel mit ihm.

Rees war noch nicht lange an seinem neuen Wohnort, als er erfuhr, dass ein bekehrter Jude, Maurice Reuben aus Pittsburgh, in die Stadt gekommen sei, um zu evangelisieren. Am ersten Abend, als Rees ihn hörte, sprach der Evangelist über seine eigene Bekehrung. Er schilderte, wie der Heilige Geist ihm Golgatha offenbart hatte. „Ich hatte oft Predigten über Golgatha gehört und glaubte auch daran“, sagte Rees, „aber erst an diesem Abend habe ich Golgatha wirklich erkannt.“ Damit war er zu demselben Punkt zurückgeführt worden, der ihn damals bei dem Zeugnis seines Cousins so sehr getroffen hatte.

Maurice Reuben erzählte, dass er einer wohlhabenden Familie entstamme und dass ihm alles, was die Welt bieten konnte, zur Verfügung gestanden habe. Das Geldverdienen war die Hauptsache seines Lebens gewesen. Er war Direktor der Firma Salomon & Reuben, eines der größten Warenhäuser Pittsburghs. Aber das Leben eines seiner Kunden machte einen so tiefen Eindruck auf ihn, dass er eines Tages zu ihm sagte: „Sie müssen schon als glücklicher Mensch auf die Welt gekommen sein.“ – „Ja“, antwortete der Kunde, „bei meiner zweiten Geburt. Ich nahm Jesus Christus als meinen Erlöser an, und dadurch wurde ich zum zweiten Mal geboren: nämlich aus Gott. Vor dieser zweiten Geburt war ich nicht glücklicher als Sie!“ Reuben war von diesem Zeugnis so bewegt, dass er ein Neues Testament kaufte. Beim Lesen beeindruckte ihn dann besonders die Tatsache, dass alle, die Jesus nachfolgten, Juden waren: Johannes der Täufer, der auf Jesus als das Lamm Gottes hinwies; Petrus, Jakobus und Johannes, die führenden Jünger; und zu einem Juden hatte der Erlöser gesagt: „Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Dann kam er zu der Geschichte vom reichen Jüngling. Es war ein dramatisches Zusammentreffen: Ein junger Jude des zwanzigsten Jahrhunderts, voll religiöser Unruhe, las von der Begegnung Jesu mit einem reichen Juden des ersten Jahrhunderts! Reuben sah die Begebenheit so: Jesus hatte zu dem reichen Jüngling gesagt, er solle all seine Habe verkaufen, um das ewige Leben zu erhalten. Wie konnte er, Reuben, dann die Gabe des ewigen Lebens bekommen, ohne die gleiche Bedingung zu erfüllen? Dies war für ihn der kritische Punkt. Wenn er Jesus nachfolgen wollte, musste er bereit sein, alles aufzugeben. Er konnte nicht mehr zurück, dafür war es zu spät. Er hatte es erkannt und er musste folgen. Als Reuben diese Worte aussprach, stimmte Rees im Herzen zu. Auch für ihn war es zu spät, auch er konnte nicht mehr zurück.

Reuben setzte sich mit dieser Forderung gründlich auseinander und überschlug die Kosten. Vielleicht würde seine Frau ihn verlassen, sein Bruder ihn aus dem Geschäft weisen und kein einziger Jude ihn verstehen. Sein Entschluss stand dennoch fest: Er wollte dabei bleiben, selbst wenn er alles verlieren würde. Dann geschah es eines Tages, auf dem Weg zu seinem Geschäft, dass er eine Stimme die Worte aus Johannes 14,6 zu ihm sagen hörte: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Blitzartig ging ihm die Wahrheit auf. Er nahm Jesus als seinen Erlöser an und wurde im selben Augenblick mit dem ewigen Leben beschenkt. Nach diesem Erlebnis konnte er nicht anders: Er musste seinem Bruder und anderen davon erzählen. Nach dem Willen seines Vaters sollte er, falls er seine Religion wechselte, sein ganzes Erbe verlieren. Aber sein Bruder bot ihm siebzigtausend Pfund an – nämlich seinen Anteil am Geschäft –, wenn er wegziehen und sich im Westen Amerikas, in Montana, niederlassen würde. Reuben erwiderte jedoch: „Ich habe das Heil in Pittsburgh gefunden und ich will auch in Pittsburgh davon Zeugnis ablegen.“

Spät abends an diesem Samstag kamen Polizisten und brachten ihn zur Wache. Am Montag darauf besuchten ihn zwei Ärzte in seiner Zelle und befragten ihn über die Stimme, die er gehört hatte. „Zweifeln die etwa an meinem Verstand?“, fragte er sich.

Zwei Stunden später führten ihn zwei Wärter in einen Raum, in dem sich bereits neunundzwanzig geisteskranke Personen befanden. Die Bitterkeit seiner Lage übermannte ihn. Bis dahin hatte er noch den inneren Sieg behalten, dies aber schien mehr, als er ertragen konnte. Er fiel vor seinem Bett auf die Knie und schüttete Gott sein Herz aus. Wie lange er so betete, wusste er später nicht mehr. Er vergaß sich selbst dabei völlig und hatte eine Vision von Golgatha. Er wurde Zeuge jeder Einzelheit der Kreuzigung. Über dem Leiden Jesu vergaß er seine eigenen Leiden, und während er so auf das Kreuz blickte, sagte Gott zu ihm: „Muss ich das Kreuz allein tragen, und alle Welt geht frei aus?“ Mit gebrochenem Herzen antwortete Reuben da: „Nein, es gibt ein Kreuz für jeden und es gibt auch ein Kreuz für mich.“

Von dieser Stunde an war er ein neuer Mensch. Anstatt sich über seinen Aufenthalt an diesem Ort länger zu beschweren, begann er nun für die anderen neunundzwanzig Insassen zu beten, und zu Gott sagte er: „Lass mich leiden für dich. Was du auch immer für mich an Leiden zulassen wirst – nie wieder will ich klagen.“

Zwei Wochen später besuchte ihn sein Bruder und machte ihm Vorwürfe wegen seiner Torheit, sich an einen solchen Ort gebracht zu haben. „Willst du nicht endlich Vernunft annehmen?“, sagte er. „Sieh zu, dass du hier herauskommst, und geh nach Montana.“ –„Gilt dieses Angebot denn noch immer? Dann ist nicht mein Gesundheitszustand, sondern irgendetwas anderes die Ursache, dass ich hier eingesperrt bin!“, mutmaßte Reuben daraufhin scharfsinnig.

Ein paar christliche Freunde, mit denen er in Verbindung stand, veranlassten sodann, dass die Angelegenheit untersucht wurde. Nach sechs Wochen wurde er schließlich entlassen. Die Sache kam anschließend vor Gericht. Der Richter befragte den Arzt, warum dieser Mann als geisteskrank eingewiesen worden war. „Weil er eine Stimme gehört hat“, erklärte der Arzt. „Hat nicht auch der Apostel Paulus eine Stimme gehört?“, entgegnete der Richter, der ein Christ war. „Dies ist eine Schande für die amerikanische Flagge“, rief er und legte Reuben nahe, alle diejenigen zu belangen, die etwas mit dem Fall zu tun hatten. „Ich werde nie jemanden verklagen“, erwiderte Reuben. „Etwas anderes werde ich aber tun: Ich werde für sie alle beten.“ Daraufhin ging er durch den Gerichtssaal und bot seinem Bruder die Hand. Dieser wandte ihm jedoch den Rücken zu. Er trat auf seine Frau zu, aber auch sie tat dasselbe. Welch einen Frieden aber hatte er in seiner Seele!

Er mietete dann einen kleinen Raum in Chicago, wo er allein mit Gott lebte und viele Menschen für ihn gewann. Dort blieb er zwei Jahre. Während dieser ganzen Zeit konnte er sich oft noch nicht einmal eine ordentliche Mahlzeit leisten. Ein Jahr später kam seine Frau, um ihn in einer Zeltlager-Versammlung zu hören, und bekehrte sich. Damals sah er zum ersten Mal seinen kleinen Jungen, der nach der Trennung von seiner Frau geboren war. Seine Frau war nun dazu bereit, wieder mit ihm zusammenleben, wenn er nur wie andere Christen seinen Unterhalt auf normale Weise verdienen wollte. Sein Herz schlug für den kleinen Jungen und diese Prüfung war noch größer als die erste. Die Forderung seiner Frau erschien so vernünftig, aber er wusste, dass der Herr ihn aus der Welt heraus in dieses besondere Glaubensleben gerufen hatte. Er schrie zu Gott, aber die einzige Antwort, die er erhielt, war: „Zurück nach Ägypten.“

Das genügte; wieder ergriff er das Kreuz. Er brachte seine Frau und das Kind zur Bahn. Es war eine teuer erkaufte Erfahrung. Aber als der Zug den Bahnhof verließ, schien es, als ob Gott seine Seele mit aller Freude des Himmels erfüllte. Er fing buchstäblich an auf dem Gleis zu tanzen. Er sah seine Frau in den nächsten drei Jahren nicht wieder. Dann wurde auch ihr in einer Zeltversammlung der wahre Sinn des Kreuzes offenbart. Nun gab sie folgendes Zeugnis: Wenn sie auch vorher das aufopferungsvolle Leben ihres Mannes nicht hatte teilen wollen, so war sie doch jetzt bereit, ihr Brot von Tür zu Tür zu erbetteln, wenn es nach Gottes Willen und zu seiner Ehre so geschehen sollte. Sie lebten von da an wieder zusammen, und sie wurde eine wunderbare Mitarbeiterin ihres Mannes.

Rees hatte auch deshalb bisher nicht zum wirklichen Glauben durchdringen können, weil er nichts davon sah, dass das Leben der wiedergeborenen Christen besser war als seines. Wie konnte er dann davon überzeugt werden, dass ihm etwas fehlte, was sie hatten? Er hatte manchmal zum Herrn gesagt: „Wenn ich jemals einem solchen Menschen begegne, der die Bergpredigt in seinem Leben verwirklicht, dann werde ich nachgeben.“ – Noch bevor Reuben seine Geschichte beendet hatte, sagte der Herr zu Rees: „Ist das etwa dein Mann?“

Was dann weiter in der kleinen Methodistenkapelle geschah, berichtet Rees mit folgenden Worten: „Als Maurice Reuben uns von diesen heiligen Erlebnissen berichtete, sah auch ich das Kreuz. Es schien mir, als verbrächte ich eine halbe Ewigkeit zu den Füßen des Heilands, und ich weinte und weinte. Ich erkannte, dass Jesus Christus für mich persönlich gestorben ist. Darüber vergaß ich alles andere und versank ganz in diesen Gedanken. Bisher hatte ich in der Angst vor dem Tod gelebt. Nun aber sah ich, dass Jesus diesen Tod auf sich genommen hatte. Zwar liebten auch meine Eltern mich sehr, und bis dahin gab es für mich niemanden, der ihnen gleichkam. Den Tod aber hatten sie nicht für mich erlitten. Er jedoch hatte dies getan. Seine Liebe zu mir, verglichen mit der ihren, war so hoch wie der Himmel über der Erde. Er gewann meine Liebe ganz und gar. Er zerbrach mich, und alles in mir wendete sich ihm zu.“

Ich wurde völlig verändert. Keiner meiner alten Freunde konnte verstehen, was mir widerfahren war.

„Dann sprach er mit mir. Er sagte: ‚Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Darf ich in dein Herz hineinkommen, ebenso wie ich in Reubens Herz kam und dort den Platz von seiner Frau und Kind, Zuhause, Geschäft und Welt einnahm? Willst du mich annehmen?‘ – ‚Ja‘, erwiderte ich und er erfüllte mich, und in diesem Augenblick wurde ich verwandelt. Ich wurde in eine andere Welt hineingeboren. Das Reich Gottes war nun meine Heimat und der Schöpfergott mein Vater. Ich empfing an diesem Abend die Gabe des ewigen Lebens – jene Gabe, die für Geld nicht zu kaufen ist.

Auf dem Heimweg erschien mir der Freund, der mich zu dem Treffen begleitet hatte, auf einmal innerlich fremd. Er hatte kein persönliches Erlebnis während des Treffens gehabt. Überhaupt erschien mir nun jeder, der nicht wiedergeboren war, fremd. Der Herr aber bedeutete alles für mich. Nicht nur war er der Schönste unter Zehntausend, sondern unter Millionen. Zwar war diese seine Liebe schon immer dagewesen, sie hatte jedoch keine Antwort in mir hervorgerufen, weil ich sie bisher nicht gesehen hatte. Jetzt aber wurde die Antwort dafür umso stärker. Alles, was dieser Welt angehörte, stieß mich ab. Alles, was ihn betraf, berührte mich so heilig, rein und wunderbar.

Ich wurde völlig verändert. Keiner meiner alten Freunde konnte verstehen, was mir widerfahren war. Es ging hier nicht um ein bestimmtes Dogma, sondern ich hatte Golgatha gesehen. Es handelte sich auch nicht um eine verstandesmäßige Zustimmung – nein, sondern der Vorhang war weggezogen worden, die Augen wurden geöffnet, und ich hatte ihn selbst gesehen. An diesem Abend erschien mir die Welt wie ein verfluchter Ort und ich dachte, dass ich nie wieder etwas mit ihr zu tun haben wollte.

Die Liebe des Retters war mir offenbart worden. Man kann nicht erklären, was eine Offenbarung ist. Ich erkannte, dass Gott, mein himmlischer Vater und Heiland, bereit war für mich zu leiden, noch bevor ich selbst leiden sollte. Es war eine unvergleichliche Liebe. Nicht nur, dass er mir half – nein, er nahm selbst meine Stelle ein. Jede andere Liebe erschien mir dagegen egoistisch und roh. Meist spielte ja doch das Ich die Hauptrolle darin. Diese Liebe aber sah ich die Zeitalter überdauern. Wenn man den Retter aufnimmt, empfängt man diese Liebe Gottes. Sie durchflutete jetzt mein Sein und hat mich seither immer durchflutet.

Ich erkannte auch, dass er durch sein Wohnungnehmen in mir von nun an durch mich hindurch andere Sünder lieben würde, so wie er mich liebte. Ich würde mich nicht zu zwingen brauchen, andere zu lieben, ebenso wenig wie Gott sich zwingen musste, mich zu lieben. Niemand konnte mir ein Feind sein, denn ich selbst war Jesu Feind gewesen, bevor ich mit Gott versöhnt wurde. Wenn ich im selben Bereich lebe wie er, so werde ich Barmherzigkeit üben, gütig sein und andere lieben. Konnte die Liebe Gottes in mir je irgendjemandem etwas zuleide tun? Ich hatte die Welt und ihre Torheit verlassen und war in jenes Reich hineingeboren worden, wo die Liebe Gottes wohnt: Es war das wunderbarste Leben, das es auf dieser Erde gab.“

Rees sprach von diesem seinem geistlichen Geburtstag immer als von dem wichtigsten Tag seines Lebens. Es war gleichzeitig der Tag, der seinem Aufenthalt in Amerika ein Ende setzte. Er vergaß nie, dass es in Amerika geschehen war und ein Jude als Gottes Werkzeug dazu diente, dass er den Heiland fand. Letzteres ließ ihn auch stets empfinden, dass er dem auserwählten Volke Gottes etwas schuldig war, das er später begleichen sollte. Doch nun hatte er das Gefühl, dass er seinem eigenen Volk als Erstes von seiner Rettung berichten müsse, denn dort war ihm das Wort Gottes zuerst nahegebracht worden. Der Gedanke an die Heimkehr wurde innerhalb weniger Tage zum Entschluss, und zwar durch eine starke Versuchung in dem Punkt seiner früheren Schwachheit, der Liebe zum Geld. Der Direktor des Werkes, bei dem er beschäftigt war, hatte eine gute Meinung von ihm und bot ihm eine Arbeit zu einem bedeutend höheren Lohn an, jedoch würde seine Zeit mehr beansprucht werden als bisher. Gleich darauf erzählte er seinem Freund, dass er so bald wie möglich abreisen wolle, da der Direktor ihn in Versuchung brachte, und er habe doch Gott versprochen, niemals für das Geldverdienen zu leben. Das neue Leben war dabei, das alte schnell auszutreiben. Er war hinausgezogen, die Welt zu sehen, doch nun hatte er den erhabensten Anblick in der Welt geschaut: Golgatha.

Rees Howells

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