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ОглавлениеKapitel 4
Die Erweckung in Wales
Rees kehrte in dem strategisch entscheidenden Jahr 1904, dem Jahr der großen Waliser Erweckung, nach Wales zurück. Durch seine persönliche Erfahrung in Amerika war es ihm möglich, an dieser teilzuhaben. „In kurzer Zeit war das ganze Land in Flammen“, sagte er. „Jede Kirche wurde bis in ihre Tiefen aufgerüttelt. Starke Männer weinten Tränen der Buße und Frauen wurden mit neuer Leidenschaft ausgestattet. Die Menschen wurden wie am ersten Pfingsttag vom Heiligen Geist überwältigt und man hielt sie für betrunken. In den Gottesdiensten beteten und sangen diese Menschen und gaben von ihren Erlebnissen Zeugnis. Es war eine Erweckung innerhalb der Kirche, welche überall die Christen in lebendige Zeugnisse verwandelte. Sie sagten: ‚Wir können nicht anders als darüber zu reden, was wir gesehen und gehört haben.‘“
Wirklich gläubige Christen haben stets die Gegenwart und Kraft des Heiligen Geistes in der Gemeinde als eine Tatsache anerkannt. Es ging also weniger darum, zu bitten, dass dieser Geist kommen möge, als vielmehr darum, seine Gegenwart anzuerkennen und dann sehr bald seine Kraft zu erfahren. Oft mussten sie aber zuerst die Hindernisse für den Segen wegbeten. Ungehorsam und Unbarmherzigkeit waren zwei Sünden, die ständig bekämpft werden mussten. Andererseits wurden sie dadurch, dass sie den Aufforderungen des Heiligen Geistes gehorsam waren und Jesus Christus offen bekannten, stark gesegnet. Nachdem das erste Lied angestimmt war, nahm eine solche Versammlung ganz von selbst ihren Lauf. Niemand leitete sie, aber die Menschen spürten eine unsichtbare Führung. Oft wurde ein Redner durch spontanen Gesang oder Gebet unterbrochen. Dies störte jedoch nicht die Harmonie des Ganzen. Der Jubel, die Begeisterung und die Emotionen in den Versammlungen waren ja nur eine Auswirkung davon, dass Menschen von ihren Fesseln befreit worden waren. Auf eine Beschwerde antwortete ein alter Prediger einmal, der Lärm einer Stadt sei ihm lieber als die Totenstille auf dem Friedhof!
„Beuge die Kirche und rette die Welt.“
Die Erweckung zeigte, was der Heilige Geist tun kann, wenn die Gläubigen wie am ersten Pfingsttag eines Geistes und einer Ansicht sind. Wir haben es immer wieder erlebt, was Gott durch einen gesegneten Evangelisten oder Prediger, z. B. Dwight L. Moody oder Charles Finney, tun kann. In der Erweckungsbewegung in Wales offenbarte sich jedoch die Kraft Gottes durch die Gemeinde. Der Grundgedanke war: „Beuge die Kirche und rette die Welt.“ Das eine Ziel war, Seelen zu retten. Gott hat gesagt, dass sich die Engel im Himmel über einen Sünder freuen, der Buße tut und von seinen Sünden umkehrt. Dort in Wales konnte außerdem gesagt werden, dass sich die ganze Gemeinde über die Bekehrten freute. Es erklangen bei jeder Bekehrung zugleich die Freudenglocken des Himmels und die Siegesrufe unten auf der Erde.
Unter der Wirkung des Geistes Gottes war eine überwältigende Kraft spürbar. Selbst die Schwächsten waren oft mit unbeschreiblicher „Herrlichkeit bekleidet“ und man merkte ihren Worten die Salbung des Heiligen Geistes an. Es wurde an ihnen sichtbar, dass der Herr „wegen unserer Übertretungen dahingegeben wurde und zu unserer Rechtfertigung auferweckt worden ist“ (Röm. 4,25).
Manchmal wurden die Herzen der Anwesenden bei einer Versammlung so zum Schmelzen gebracht, dass die Menschen in ihrer Seelennot ausriefen: „Was müssen wir tun, um gerettet zu werden?“ Unzählige erfuhren die Kraft des Blutes Jesu Christi zur Reinigung von aller Sünde.
Als die Erweckung fortschritt und Tausende sich den Kirchen anschlossen, zeigte sich eine unerwartete Schwierigkeit. Es wurden mehr geistliche Kinder geboren, als geistliche Väter und Mütter da waren, die sie weiterbringen konnten. Die Festigung der Bekehrten im Glauben wurde das größte Problem. Dieser Mangel konnte die gefährlichste Schwäche der Erweckung werden, wenn ihm nicht begegnet wurde. Als die Begeisterung nachließ, zeigte sich, dass viele der Bekehrten zu sehr vom Gefühl abhängig waren und noch nicht gelernt hatten, ihren Glauben fest auf das Wort Gottes zu gründen. Der Teufel machte sich das zunutze. Manche wurden kalt und gleichgültig und der geistliche Kampf setzte ein.
Menschen wie Rees Howells – der selbst noch jung im Glauben war, aber doch reifer als die in der Erweckung Bekehrten – wurden gebraucht, um als Fürbitter und Lehrer die Verantwortung für die „neugeborenen Kinder“ zu übernehmen, indem sie für sie und mit ihnen beteten und sie weiterführten. Aber bald merkten diese jungen Fürbitter, wie mächtig der Feind der Seelen ist. Sie erfuhren, dass ein Kampf, der nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürsten der Finsternis dieser Welt ist, nicht mit fleischlichen Waffen ausgefochten werden kann. Sie spürten, dass ihnen etwas fehlte. Was sie brauchten, war die Ausrüstung des Heiligen Geistes zum Dienst. Rees Howells sagte später: „Die Fürbitte des Heiligen Geistes für die Kinder Gottes in dieser gegenwärtigen bösen Welt muss durch Gläubige geschehen, die mit dem Heiligen Geist erfüllt sind“ (Röm. 8,26–27).
Dies machte ihm und anderen bewusst, dass sie die Fülle des Geistes nötig hatten. An Freude und Zufriedenheit in seinem eigenen persönlichen Leben hatte es Rees nicht gefehlt – das hatte er in seinem Heiland zur Genüge gefunden. Aber das Geheimnis der Kraft zum Dienst kannte er noch nicht. „Viele verurteilten die jungen Bekehrten, wenn sie rückfällig wurden“, sagte er, „wir aber suchten die Schuld bei uns, weil wir nicht in der Lage waren, sie zum Sieg durchzubeten. Oh, welch ein Jammer ist es doch, wenn man dem Feind hilflos gegenübersteht und zusehen muss, wie er die Bekehrten wie Weizen sichtet. In Jesaja 59 lesen wir davon, dass Gott sah, dass kein Mensch da war, und wie er sich darüber wunderte, dass es keinen Fürsprecher gab. Das war genau unser Fall! Viele von uns verspürten das Bedürfnis, mit ‚Kraft aus der Höhe‘ (Lk. 24,49) ausgestattet zu werden. Wir fühlten uns in derselben Lage wie jene Jünger, zu denen Jesus sagte, dass sie bleiben sollten, bis sie diese Kraft empfangen würden. In der Bibel wird weiter berichtet: ‚Sie aber beteten ihn an und kehrten mit großer Freude nach Jerusalem zurück.‘ (Lk. 24,50) Sie hatten also die Freude, bevor sie die Kraft erhielten. Somit war die Freude kein Beweis ihrer Ausrüstung mit dem Heiligen Geist. Auch wir hatten diese Freude durch die Erkenntnis des auferstandenen Herrn und die Gewissheit des ewigen Lebens in der Erweckung erlebt – eine unaussprechliche Freude! –, aber zur selben Zeit spürten wir auch den Mangel an Kraft zum Dienst.“