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Der Unfall

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Sepp, unser alter Nachbar und Tierfreund, dessen Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag, hatte sich mit unserem Jerry eines Tages angefreundet, wovon wir, die wir ja berufstätig waren, erst durch ein trauriges Ereignis erfuhren.

Als wir eines Tages von der Arbeit nach Hause gekommen waren, konnten wir Jerry nicht finden. Ich ging besorgt zur Straße, und während ich ihn auf dem gegenüberliegenden Grundstück des Nachbarn nahe der Straße sah, näherte sich uns ein Pkw mit hoher Geschwindigkeit.

Jerry blickte ebenfalls aufmerksam zu mir herüber, und ich erkannte seine Absicht, dass er auf mich zulaufen wollte, noch vor dem sich schnell nähernden Fahrzeug.

Mit einschüchternder, abweisender Gestik und lautem Rufen versuchte ich, ihn von seinem Vorhaben abzulenken, aber er ignorierte alles, was ich tat, und rannte los, denn er wusste ja, dass von mir niemals eine Gefahr für ihn ausgehen würde.

Während das rasende Auto auf unserer Höhe angekommen war, nahm es mir die Sicht, und ich konnte Jerrys Weg nicht mehr verfolgen. Dann, als das Auto mit unvermindert hoher Geschwindigkeit weitergefahren war, sah ich entsetzt, wie sich Jerry im Straßenstaub wälzte. Er könne nicht aufstehen, die Wirbelsäule, dachte ich.

Schweren Herzens näherte ich mich ängstlich diesem jammervollen Bündel, denn ich wollte nicht wahrhaben, was soeben geschehen war. Als ich wenige Meter vor ihm stand, sprang er plötzlich auf, jagte über die Straße auf unser Grundstück zu und verbarg sich irgendwo im Dickicht eines angrenzenden Wäldchens. Keinen Laut gab er von sich. Alle Suche blieb lange Zeit erfolglos.

Wenn wir ihn doch finden könnten, dachten wir, während wir nicht nachließen, seinen Namen zu rufen. Als wir schon meinten, traurige Gewissheit zu haben, sahen wir zu unserer Erleichterung aber auch sorgenvoll, Jerry langsam mit gesenktem Kopf auf uns zu hinken.

Im Wohnzimmer auf der Couch lag er neben uns. Apathisch blickte er uns an, und wir sahen sein geschwollenes Gesicht, in dem sich sein fürchterlicher Schrecken widerzuspiegeln schien.

Wir streichelten ihn behutsam und redeten ihm gut zu, und zu unserer Erleichterung hörten wir irgendwann ein leises Schnurren.

Der Tierarzt stellte am nächsten Morgen lediglich Schulter- und Gesichtsprellungen fest. Er verordnete unserem lädierten Kater ein schnell wirkendes Schmerzmittel.

Seit diesem Tag mochte Jerry keine Autos. Das war zwar einerseits eine echte Lebensversicherung, sollte aber auch noch so sein, als wir später ein Wohnmobil erwarben, indem auch er zu Hause sein sollte, um mit uns ins ferne Andalusien zu reisen.

Unser Kater Jerry

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