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»Die hasset mi! Die hasset mi! Die hasset mi!«

Wie ein Unglücksmantra spuckte Thomas Heimerdinger diese drei Worte immer wieder aus. Schemenhafte Bilder wirbelten in seinem Kopf herum. Die scheußlichen Grimassen der Fans nach dem Spiel, die geschwungenen Fäuste. In seinen Ohren dröhnten noch die Verwünschungen der Zuschauer, die Schmährufe, die seinen Ausschluss aus der Mannschaft forderten. Er zog sein Kissen über den Kopf, als könnte er die Schreie und die Bilder dadurch verdrängen. Aber er konnte diese Eindrücke nicht ausblenden, auch nicht die Szenen aus der Umkleidekabine, die Rempeleien der Mannschaftskameraden, die hasserfüllten Blicke, die abweisenden Gesten des Trainers.

»Die hasset mi! Die hasset mi! Die hasset mi!«

Im Rhythmus der Worte schlug Thomas seinen Kopf gegen die Wand. Er spürte den Schmerz und war erleichtert. Erlösende Pein.

Immer heftiger stieß er die Stirn nach vorn, Blut rann ihm aus einer geplatzten Braue über die Wange, tropfte auf das Kissen, färbte das Weiß des Überzugs, breitete sich aus wie Wein aus einem umgestürzten Glas.

Das Pochen nahm zu, löste die Schreckensbilder ab, die sich aufbäumten und dennoch zerfielen. In viele kleine Mosaikstückchen, die so gar nicht zusammenpassen wollten. Thomas lachte. Stieß immer wieder zu und lachte.

Bis eine Hand ihn am Schopf zog und ihn festhielt.

Thomas blickte in die entsetzten Augen seines Großvaters, der ihn kräftig an sich presste. »Ruhig, Bua, ganz ruhig.«

»Die hasset mi, Opa. Älle hasset mi«, keuchte Thomas Heimerdinger.

»Des isch doch gar net wohr«, erwiderte Walter Heimerdinger, wiegte seinen Enkel und summte dabei eine kleine Melodie: Der Mond ist aufgegangen.

Thomas begann zu weinen. Das Lied hatte ihm seine Mutter vorgesungen, als er noch klein war. Als er noch eine Familie gehabt hatte. Als das Unfassbare noch in weiter Ferne lag. In einem Leben ohne den Nebel.

Und aus den Wiesen steiget

der weiße Nebel wunderbar.

»Mama«, schluchzte Thomas.

»I woiß, Bua. I woiß. Sie fehlt mir doch au.«

Sein Großvater drückte ihn noch fester an sich. Sein Enkel sollte nicht sehen, dass auch er mit den Tränen kämpfte.

Goettle und der Kaiser von Biberach

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