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Im Palast des Lichts
ОглавлениеNach diesem neuerlichen Vorfall brachen die Gefährten sofort auf. Zum ersten Mal auf ihrer Reise setzten die Einhörner ihre Schnelligkeit ein und waren bald weit in das scheinbar unendliche Grün des Landes vorgedrungen.
Simnil saß mit sehr gemischten Gefühlen auf Silberstreifs Rücken. Er hatte noch seinen ersten Ritt in guter Erinnerung und hielt sich krampfhaft an der Mähne fest. Aber da die beiden Fohlen die Geschwindigkeit vorgaben, waren die Fünf nicht allzu schnell unterwegs. Trotzdem hatten sie am Ende des Tages einen langen Weg zurückgelegt. Langsam fühlten sich die Reisenden sicherer. Die vertrauten Stimmen des Waldes waren nun wieder wie gewohnt zu hören und die Luft war erfüllt mit dem würzigen Duft der Bäume.
Als es dämmerte, suchten sie sich ein geschütztes Plätzchen. Sie fanden es unter einem großen Baum mit weit ausladenden und niedrigen Ästen, der am Rande einer kleinen Waldlichtung stand. Silberstreif lauschte eine Weile in den Wald hinein, während die Fohlen bei ihrer Mutter tranken und Simnil sich sein Abendessen im Dickicht suchte. Nach einiger Zeit wandte sich der Hengst seiner Familie zu und sagte zufrieden: „Wir haben heute ein großes Stück unseres Weges hinter uns gebracht und werden den 'Palast des Lichts' schon morgen erreichen. Heute Nacht können wir beruhigt schlafen. Hier sind wir sicher.“
In diesem Augenblick kam Simnil freudestrahlend aus dem Unterholz, bepackt mit Blaubeeren, Pilzen, und Walderdbeeren.
„Schaut euch das an!“, rief er, „die Wälder sind voll davon. Das gibt einen Festschmaus.“
Er schickte sich an ein Feuer zu machen, während er fortfuhr: „Hätte ich das gewusst, wäre ich schon früher in diesen Teil der Wälder gezogen.“
Simnil merkte zu spät, dass er sich verplappert hatte und hoffte, dass es keinem weiter aufgefallen war.
Aber schon hörte er Schneekristall enttäuscht fragen: „Du warst noch nie hier? Ich dachte du warst schon mal im 'Palast des Lichts'!“
„Ja, weißt du, Schneekristall“, stotterte der Baumzwerg, „Ich war noch nie in DIESEM Teil des Waldes. Hier scheint es besonders viel von den leckeren Sachen zu geben.“
„Ach so“, sagte Schneekristall und kuschelte sich mit dieser Antwort zufrieden neben seine Schwester. Simnil spürte Silberstreifs Blick auf sich ruhen und fühlte sich ganz schlecht.
Spät in der Nacht, als die Einhornfamilie tief und fest schlief, saß er immer noch am Feuer, rauchte nachdenklich seine Stummelpfeife und starrte in die Flammen. Plötzlich spürte er einen Schatten neben sich und erschrak gewaltig. Aber es war nur Silberstreif, der aufgewacht war und neben ihn an das Feuer trat.
„Na Simnil, kannst du nicht schlafen?“
„Nein!“, antwortete dieser düster. „Ein schlechtes Gewissen ist kein sanftes Ruhekissen.“
„Wenn es darum geht, dass du Schneekristall nicht die Wahrheit gesagt hast, dann hole es doch morgen einfach nach. Er wird dir schon nicht böse sein.“
„Das ist es nicht – nicht allein“, gab der Zwerg zurück. „Es ist auch so, dass … Rosenblüte war doch so stolz auf mich, weil ich ihnen im Kampf gegen die Raubkatzen beistand. Sie sagte, sie hätte im ersten Moment gedacht, ich würde sie alle im Stich lassen und hat sich für diesen Gedanken auch noch geschämt!“ Simnil blickte Silberstreif an. Tränen rannen über sein Gesicht.
„Aber die Wahrheit ist, genau das hatte ich vor! Ich wollte sie feige im Stich lassen. Wenn sie mir nicht so verzweifelt hinterher gerufen hätte …, wer weiß, ob ich zurückgekommen wäre. Als ich diese furchtbaren Bestien sah, bekam ich panische Angst und wollte nur noch weg. Ich bin kein Held. Ich bin nur …“
Silberstreif unterbrach ihn: „DU hast meine Familie gerettet. Vielleicht wolltest du weglaufen, aber du bist geblieben. Mutig zu sein bedeutet, dass man etwas tut, obwohl man Angst davor hat. Und jetzt hast du schon wieder Mut bewiesen, weil du mir das alles gesagt hast. Rosenblüte ist zu Recht sehr stolz auf dich.“
Silberstreif kam so dicht an Simnil heran, dass sich ihre Köpfe beinahe berührten. „Und ich bin es auch!“
Simnil sah beschämt zu Boden. Damit, dass das Einhorn ihm trotz allem Mut bescheinigte und auch noch stolz auf ihn war, hatte er nicht gerechnet.
Silberstreif war lautlos zu seiner Familie zurückgekehrt und legte sich zu ihr. Simnil zog die Jacke enger um seinen Körper, legte sich ans Feuer und grübelte noch lange über das Gesagte, bevor er schließlich einschlief.
„He, wach auf du Faulpelz!“ Schneekristall stupste Simnil mit seinem weichen Maul an. „Papa sagt, heute erreichen wir den ‚Palast des Lichts’. Toll, nicht war?“ „Ja, ganz toll“, brummte Simnil verschlafen und gähnte herzhaft.
Die Sonne ging eben am Horizont auf und tauchte die kleine Waldlichtung in ein goldenes Licht. Der Zwerg staunte, als er Schneekristall ansah. Das kleine Fohlen umgab eine Aura aus Licht, so hell, dass es fast in den Augen weh tat.
„Was ist mit deinem Fell, Schneekristall?“
„Ach nichts, das ist immer so bei mir wenn die Sonne scheint“, war die unbekümmerte Antwort.
„Hör mal Schneekristall, wegen des Palastes …“
„He ihr zwei, seid ihr so weit? Wir wollen weiter!“, rief Morgenröte die beiden. Sofort war der kleine Hengst mit zwei, drei Sprüngen an ihrer Seite und Simnil sah sich um seine letzte Chance gebracht, seine Geschichte mit dem ‚Palast des Lichts’ richtig zu stellen.
Das letzte Stück der Reise verlief ruhig, ja fast langweilig, hätte sich der Wald jetzt am späten Vormittag nicht in seiner ganzen Pracht gezeigt. Das Sonnenlicht durchflutete die Baumkronen und brachte das Grün zum leuchten. Die Luft war erfüllt vom Zwitschern der Vögel und vom Summen der Bienen, die emsig zwischen den Zweigen herum flogen. Schmetterlinge flatterten von Blüte zu Blüte, und tranken süßen Nektar. Die beiden Fohlen liefen mal hierhin und mal dorthin, um die kleinen Wunder zu bestaunen, die der Wald für sie bereithielt.
Nachdem sie so eine Weile marschiert waren, stellte Simnil fest, dass die Bäume dichter wurden, was das Weiterkommen erschwerte. Gerade als er sich über die Wahl des eingeschlagenen Weges beschweren wollte, betraten sie ganz unvermittelt eine kreisrunde Lichtung. Das Blätterdach der hohen Bäume war hier so dicht, dass es eine natürliche Kuppel bildete, mit einer großen Öffnung in der Mitte, durch die die Strahlen der Sonne herein fielen und den ganzen Platz mit Sonnenlicht überfluteten.
Simnil, ganz von dieser märchenhaften Kulisse gefangen genommen setzte sich auf einen großen flachen Stein, am Rande der Lichtung und sah sich staunend um. Schneekristall stand an seiner Seite und war ebenfalls sehr beeindruckt.
„Schöner kann es im ‚Palast des Lichts’ auch nicht sein“, hörte Simnil ihn sagen.
Der Baumzwerg sah ihn mit ernsten Augen an und sprach: „Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt, Schneekristall. Ich weiß nicht, wo dieser Palast ist. Ich bin auch noch nie dort gewesen.“
„Aber warum hast du das dann behauptet?“, fragte der kleine Hengst und sah seinen Freund verständnislos an. „Ich weiß es nicht“, antwortete dieser zerknirscht. „Wahrscheinlich deshalb, weil ihr mich alle für so großartig gehalten habt. Da wollte ich wohl größer und besser erscheinen, als ich in Wahrheit bin. – Und du Rosenblüte“, wandte sich Simnil an die kleine Stute, die mit ihren Eltern herangekommen war und aufmerksam zuhörte, „du hast gesagt, du hättest dich geschämt für den Gedanken, ich hätte euch im Stich lassen wollen. Aber ich muss mich schämen, denn in Wahrheit war das mein erster Gedanke. Erst als ich schon hinter dem Baum verschwunden war und dann dein Rufen hörte, entschied ich mich anders. Wenn du nicht gerufen hättest …“
Dem Zwerg versagte die Stimme. Wie ein Häufchen Elend saß er auf dem großen Stein und war den Tränen nahe. Rosenblüte drückte ihre Wange gegen seine und Morgenröte sagte ganz leise: „Wir alle leben. Und das verdanken wir dir. Ohne dich wäre alles aus gewesen. Du bist ja nicht fortgelaufen und in meinen Augen wirst du immer ein Held sein!“
„In meinen auch!“, bekräftigte Rosenblüte. „In meinen sowieso!“, erklärte auch Schneekristall. Silberstreif lächelte ihn an und Simnil wusste, wie dieses Lächeln gemeint war.
Dann sprach der Hengst: „Es ist gut, dass du dir das jetzt alles von der Seele geredet hast. Du hast die Wahrheit gesagt, und das obendrein noch auf dem 'Stein der Rede'. Er mag es gar nicht, wenn der, der auf ihm steht und spricht, lügt!“
Simnil schaute ihn irritiert an. „Ja, mein lieber Simnil, DAS HIER ist der 'Palast des Lichts' - und du sitzt mitten auf dem Rednerpult!“
„Ja … aber … wieso?“, stotterte der Zwerg, der völlig überrascht war. „Was hast du denn erwartet?“, fragte Silberstreif. „Einen Palast aus Stein? Wir sind Einhörner, Geschöpfe des Waldes, wir haben doch keine Häuser. Und sag selbst, kannst du dir einen Palast aus Stein vorstellen, der prächtiger wäre als das alles hier?“
Nein, das konnte Simnil nicht. Aber er fragte sich, warum dieser Palast so leer war. „Ich dachte, hier wäre mehr los. Wir sind ja ganz alleine! Wo sind denn die anderen Einhörner alle hin?“, fragte er.
„Allein?“, lachte Silberstreif, „wir sind doch nicht allein!“
Und als hätten sie auf diese Stichwort gewartet, betraten plötzlich von allen Seiten her Einhörner den Palast.
Der Zwerg war erstaunt und erschrocken zugleich. Er, der bis vor kurzem noch nie ein Einhorn gesehen hatte, sah sich nun von einer ganzen Herde umringt. Aus ihrer Mitte trat nun ein alter Hengst hervor, und ging würdevoll auf die Gruppe zu. Er begrüßte sie mit dem traditionellen Gruß der Einhörner: „Ich freue mich, dass eure Hufe den Weg zu uns gefunden haben!“
Silberstreif antwortete genauso traditionell: „Wir freuen uns, dass wir hier willkommen sind – Vater!“.
Simnil stutzte und horchte auf. Dieses alte Einhorn war also der Vater von Silberstreif. Am Ende war der noch ein Prinz oder so etwas, denn es schien so, als gab der Alte hier den Ton an. Simnil fand es etwas übertrieben, wie die beiden so dastanden und Höflichkeitsfloskeln austauschten. Baumzwerge waren wortkarger und ihre Begrüßungen fielen sehr viel kürzer aus. Oft war es nicht viel mehr als nur ein Kopfnicken. Bei den Einhörnern jedoch war nach seinem Geschmack alles, jedes Wort und jede Geste eine Spur zu würdevoll.
Der Alte wandte sich nun seinen Enkeln zu und war sichtlich entzückt über die kleinen, quicklebendigen Einhörner. Die beiden waren etwas verhalten und erhielten von Morgenröte einen aufmunternden Stups mit dem Maul, damit sie sich ihrem Großvater näherten.
Auch die anderen Einhörner kamen nun näher, um die Kleinen in Augenschein zu nehmen und um Silberstreif und Morgenröte zu beglückwünschen. Besonders Schneekristall mit seinem leuchtend weißen Fell stand im Mittelpunkt. Aber auch Rosenblüte wurde ausreichend bestaunt.
Simnil stand abseits und nahm nur Wortfetzen auf wie „... so ein weißes Fell...“, „...sprechen sie schon? ...“, „sieh nur, ihre Hörner sind schon da! ...“ „...so hübsche Zwillinge ...“ und fühlte sich ziemlich überflüssig.
Bislang hatte noch niemand Notiz von ihm genommen. Nun aber trat Silberstreif mit seinem Vater aus der Herde heraus und kam auf Simnil zu.
„Und wer ist dieser ungewöhnliche Gast?“, fragte das alte Einhorn und sah den Zwerg prüfend an.
Simnil fühlte sich unbehaglich. Er wusste nicht, ob der Alte ihm wohl gesonnen war oder nicht.
„Das ist Simnil, Vater“, sagte Silberstreif rasch, bevor der selbst antworten konnte. „Ein geschickter Waldläufer, mutig und listenreich. Und ein großartiger Freund! Ohne ihn wären Morgenröte und die Kinder vermutlich nicht mehr am Leben. Simnil, darf ich dir meinen Vater Nebelstreif vorstellen?“
„Angenehm“, sagte der Zwerg kurz und knapp.
„Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen“, antwortete Nebelstreif reserviert.
Dann nahm er seinen Sohn zur Seite, um sich alles, was auf der Reise vorgefallen war, ganz genau berichten zu lassen und ließ den Baumzwerg einfach stehen.
Zum Glück kamen gleich darauf die Fohlen zu ihm gelaufen, um sich von ihm streicheln zu lassen, was von den übrigen Einhörnern mit Erstaunen verfolgt wurde. Sie sahen fragend zu Morgenröte hinüber, die die drei mit einem warmen Blick bedachte und keine Anstalten machte, ihre Fohlen zu sich zu rufen.
Nachdem Silberstreif mit seinem Vater einige Zeit abseits gestanden hatte, trabte Nebelstreif plötzlich eilig in die Gruppe zurück.
„Er beruft den 'Rat der Einhörner' ein“, erklärte Silberstreif dem Baumzwerg, der ihn fragend ansah. „Mein Bericht hat ihn doch sehr aufgewühlt. Ich denke, in wenigen Augenblicken wird er zur Herde sprechen.“
„Ist dein Vater ein König, oder so etwas?“ „Nein“, lachte der Hengst, „wo denkst du hin? Er ist der Ratsälteste und verantwortlich für die Sicherheit der Herde. Sieh nur, da kommen sie schon!“
Simnil sah, wie neun Einhörner in Reih und Glied hinter dem 'Stein der Rede' Aufstellung nahmen, auf dem er selbst gerade noch gesessen hatte. Nebelstreif sprang hinauf und wieherte einmal laut und durchdringend. Sofort verstummten alle Gespräche. Die, die das Rund schon verlassen hatten, kamen neugierig zurück, um zu hören, was es Neues gab.
„Einhörner von Enophasia“, begann Nebelstreif. „Es gibt eine beunruhigende Nachricht, die mir mein Sohn soeben mitgeteilt hat!“ Dann erzählte er ihnen von den Erlebnissen, die die fünf Neuankömmlinge auf ihrer Reise zum 'Palast des Lichts' erlebt hatten. Die Herde hörte atemlos zu und sah sich beunruhigt an, denn viele hatten bislang noch nichts von der Finsternis gehört.
Als das alte Einhorn von Simnils Kampf gegen die beiden Raubkatzen berichtete, richteten sich auf einmal alle Augen auf den Baumzwerg. Es war ihm sichtlich unangenehm, inmitten dieser fremden Wesen im Mittelpunkt zu stehen. Aber die Blicke, die ihm die Tiere zuwarfen, waren freundlich und warmherzig, wussten sie doch nun, was dieser kleine, tapfere Kerl für Morgenröte und die Kleinen getan hatte.
Simnil war aufgefallen, dass eines der Einhörner aus dem Rat der neun nur dastand und einen abwesenden Eindruck machte. Er machte Silberstreif darauf aufmerksam.
„Das ist Blauhorn“, flüsterte dieser. „Er hat vor vielen Jahren seine Gefährtin Eisblume verloren. Sie verschwand spurlos. Seither trauert er. Ich habe ihn seitdem nicht mehr fröhlich gesehen.“
Als die Rede auf das geheimnisvolle Rauschen und auf Rosenblütes Vision kam, schauten sich die Einhörner ratlos an. Niemand schien sich darauf einen Reim machen zu können.
Silberstreif sah den Baumzwerg an und sah den gleichen, nachdenklichen Gesichtsausdruck in seinen Augen wie damals im Wald.
„Simnil, wenn du glaubst, etwas zu wissen, dann musst du es jetzt sagen!“, sagte er eindringlich und so laut, dass alle es hören konnte. Nebelstreif verstummte und sah, wie die anderen Einhörner auch, aufmerksam zu ihnen hinüber.
„Na ja“, begann der Baumzwerg zögernd, „genaues weiß ich auch nicht, aber ein Wesen, das solch ein Geräusch beim Fliegen machen kann, muss schon sehr groß sein, … so groß wie ein … Drache!“
Einen Moment lang herrschte Totenstille. Doch dann wieherte ausgerechnet Blauhorn, der die ganze Zeit geistesabwesend auf den Boden gestarrt hatte, laut auf: „Ein Drache! Ha, Ha, Ha! In ganz Enophasia gibt und gab es noch nie Drachen! Ihr wurdet von einem kleinen Lufthauch zum Narren gehalten. Doch halt, was rede ich. Wisst ihr noch, wie der alte Rabak mal einen gezaubert hat. Einen Drachen mit zwei Köpfen, einen vorne und einen hinten, dort wo eigentlich der Schwanz sein sollte. Zu dumm, dass er beim Fliegen mit sich selbst in Streit geriet und in einem riesigen Feuerwerk abgestürzt ist!“ Blauhorn wollte sich ausschütten vor Lachen. Aber dieses Lachen war nicht echt, und außer ihm lachte keiner.
„Abgestürzt in einem Feuerwerk“, dachte Simnil, „genauso wie die Raubkatzen.“ Er schaute Morgenröte und Silberstreif an und sah, dass die beiden genau dasselbe dachten.
„Wer ist denn dieser Rabak?“ fragte er. Morgenröte antwortete. „Rabak ist ein Zauberer, der im schwarzen Schloss in den Bergen lebt. Er ist ein bisschen wunderlich und ehrlich gesagt kein guter Zauberer, wie du ja gerade selbst gehört hast. Wir hatten nie viel mit ihm zu tun und die meisten von uns haben ihn auch noch nie zu Gesicht bekommen. Er lebt für sich und hat uns immer in Ruhe gelassen.“
„Habt ihr ihn in letzter Zeit mal gesehen?“, fragte Simnil Morgenröte. „Nein, schon lange nicht mehr. Wer weiß, ob es ihn überhaupt noch gibt.“
Nebelstreif ergriff wieder das Wort. „Ihr habt nun gehört, was mir Silberstreif berichtet hat. Die Frage ist jetzt, was wir tun können, um die Finsternis zu vertreiben.“
„Wir könnten uns mit den Elfen beraten“, sagte eine ältere Stute, die Mitglied des Rates war. „Mit ihren Zaubersprüchen und unserer Magie…“
„Das ist eine gute Idee, Weißrose!“, fiel Blauhorn ihr ins Wort. Die alte Stute bedachte diese Unverschämtheit des Hengstes mit einem giftigen Blick. Aber dieser ließ sich nicht davon beeindrucken und fuhr einfach fort: „Wie ihr wisst, feiern Sie heute ihr alljährliches Blütenfest. Ich selbst wollte sie heute aus diesem Anlass besuchen und bin gerade erst zurückgekommen. Aber ich habe niemanden angetroffen. Es sind keine Elfen mehr da. Wir sind allein!“