Читать книгу Ströme meines Ozeans - Ole R. Börgdahl - Страница 71

Nantes, 22. Januar 1892

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Eine kleine Zeitungsnotiz hat mich heute ein wenig erschreckt. Der Schriftsteller Monsieur Maupassant wurde in den vergangenen Tagen in Passy eingeliefert. Es gab einen Zusammenbruch, so schreibt das Blatt, demzufolge Monsieur Maupassant ärztliche Hilfe der entsprechenden Art benötigte. Jetzt weiß jeder, was dies bedeutet und dass es sich bei der ärztlichen Hilfe um die Heilanstalt des Dr. Blanche handelt. Ich hoffe nicht, dass Monsieur Maupassant verrückt geworden ist. Ach, was habe ich seinen Bel-Ami verschlungen, gerade in der Zeit, als ich Victor kennengelernt habe. Heute lache ich darüber, aber ich habe immer geprüft, ob Victor nicht Züge dieses Georges Duroy trägt und ob er wie dieser ein Doppelleben führt. Ich habe Victor davon erzählt und er hat nur gelacht, was mich noch misstrauischer gemacht hat. Ich war wirklich dumm und Victor musste mir versprechen, seinen Dienst niemals zu quittieren, um dann Journalist zu werden oder einen Beruf bei einer Zeitung zu ergreifen. Auf dem Kasernenhof gibt es keine Frauen, keine Damen, die sich als Mätressen anbieten, dort gibt es nur Männer. Bei einer Zeitung jedoch gibt es diese Versuchungen, wie ich überzeugt war, weil Monsieur Maupassant es mir im Bel-Ami so erzählt hat. Victor hat den Bel-Ami dann auch gelesen, um meine Gedanken und mein Misstrauen zu verstehen und er hat mich dann beschworen, nein, er hat mich sogar gewarnt, ihn jemals Bel-Ami zu nennen. Ach, wie lange ist das alles schon wieder her. Aber ich verbinde unser Kennenlernen, den Beginn unserer Liebe immer ein bisschen mit diesem Buch. Ich habe mich immer mit dem Bel-Ami begnügt und weiß gar nicht, welche Literatur Monsieur Maupassant noch hervorgebracht hat. Entweder werde ich mich diesbezüglich einmal umsehen oder ich belasse es, um den jetzt noch ungetrübten Eindruck nicht zu verfälschen.

Ströme meines Ozeans

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