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Ua Huka, 22. Mai 1911

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In den letzten Wochen war ich nur einmal zu Hause, aber was ist zu Hause. Ich meine damit, dass ich nur einmal für ein paar Tage bei Vater in Taiohae war. Er hat uns aber auch auf Ua Huka besucht. Es war eine offizielle Einladung der Familie Ropaati, Anfang Mai. Sie haben sich sehr um Vater bemüht. Es gab ein kleines Fest und sie haben ihm alles gezeigt, das Gut, die Felder und die Ernte. Onoos Vater war sehr stolz, als mein Vater das Land und den vorbildlichen Anbau gelobt hat. Nach zwei Tagen haben Onoo und ich Vater wieder zum Schiff gebracht. In den darauffolgenden Tagen hat sich allerdings einiges in der Familie Ropaati geändert, zumindest kam es mir so vor und dieser Eindruck hält sich noch immer. Letztendlich gab mir Vanessa ungewollt einen Hinweis. Ich schlafe mit ihr und den alten Frauen in einem Zimmer des Bauernhauses. Vanessa erwähnte dann eines Abends, dass sie traurig sei, wenn ich nicht mehr bei ihr schlafe, weil Eheleute schließlich doch auch in der Nacht zusammen sind. Ich habe es erst gar nicht richtig verstanden. Jetzt weiß ich, dass es nicht nur Vanessas Gedanken sind, viel mehr hat sie es von ihren Eltern. Vanessa hat mir dann sogar gesagt, dass ihr Vater in mir schon Onoos Frau sieht. Ich muss zugeben, dass ich mir zuvor nie darüber Gedanken gemacht habe, was mir und Onoo die Zukunft bringen wird. Ich bin einfach nur verliebt in ihn und will mit ihm zusammen sein, so oft es geht, seine Hand halten, ihn küssen, aber auch einfach nur mit ihm reden und träumen, wenn wir einmal wieder zwischen den Vanille-Sträuchern liegen und mit unseren Augen am Himmel den Wolken folgen. Natürlich habe ich über die Zukunft nachgedacht. Ich wollte Onoo unbedingt Tahiti zeigen, er war noch nie dort, er hat noch nie die Marquesas verlassen. Ich hatte sogar die Idee, dass ich zusammen mit ihm auf Tahiti einen Handel betreibe und wir die Waren verkaufen, die das Land seiner Eltern abwirft. Ich weiß, welche Spannen die reisenden Händler machen, wenn sie das kostbare Kopra oder die Vanille auf den Marquesas aufkaufen und nach Tahiti bringen. Ich habe mit Onoo darüber gesprochen, aber er hat mir nur zugehört und nichts darauf geantwortet. Ich fürchte, er kann meinen Träumen nicht folgen, noch nicht, denn wir sind ja noch jung und haben alles vor uns. Onoo ist zwar schon siebzehn, aber ein richtiger Händler, der Respekt erwarten kann, muss älter sein. Bis es soweit ist, werde ich Onoo weiter unterrichten. Ein Händler muss das Rechnen beherrschen und sich mit den Gewichten und Maßen auskennen. Dies alles sind Dinge, die ich auf der Missionsschule gelernt habe und die ich an Onoo weitergeben kann. Vielleicht werden wir eines Tages auch nach Europa reisen, aber doch bestimmt nach Australien oder Südamerika.

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