Читать книгу Zwischen meinen Inseln - Ole R. Börgdahl - Страница 60
Papeete, 1. Oktober 1911
ОглавлениеVater und ich haben wieder lange gesprochen, wir sind auf Pferden die Küste entlang geritten, bis hin zu einer Bucht, bis nach Orofara. Vater ist schon früher oft dort gewesen. Die Bucht ist sehr einsam, genügend Ruhe um nachzudenken und um zu sprechen. Wieder steht eine Entscheidung an. Die Frage ist, ob ich auf Tahiti bleibe und Onoo und mir noch eine Chance gebe. Onoo hat sich nicht bei mir gemeldet, er ist nicht zu mir nach Tahiti gekommen und er hat auch nicht geschrieben. Ich habe ihm das Schreiben beigebracht, jetzt könnte er es nutzen, jetzt hätte es einen so wichtigen Sinn. Vater hat ein Ziel, er will Polynesien verlassen, wir haben über Australien gesprochen. Wann und ob wir nach Australien gehen, hängt von mir ab. Vater wird mich nicht alleine lassen, noch ist er für mich verantwortlich. Ich habe mit ihm über Onoo gesprochen. Vater toleriert meine Liebe zu ihm, das hat er früher ja schon öfter betont. Er sagt, ich sei jung, ich dürfte eine solche Liebe haben. Ich weiß nicht, ob ich Vater verstanden habe. Ich weiß nicht, ob er von alldem weiß, ob er es für ernst genommen hat, dass man von mir erwartet, eine Familie mit Onoo zu gründen. Weiß er es überhaupt, hat es ihm jemand gesagt? Wenn ich das Leben auf den Inseln liebe, dann können wir noch einige Jahre dort leben. Ich habe mich in den letzten Monaten immer mehr von Vater entfernt, das habe ich jetzt eingesehen. Vater kennt mich nicht mehr, ich bin eine Frau geworden. Ich werde eine Entscheidung treffen, und zwar sehr schnell. Entweder entscheide ich mich sofort für Onoo und beuge mich den Wünschen seiner Familie oder ... Es kann auch einen Abschied für länger geben, ich hoffe nicht für immer. Ich kann in einigen Jahren einen Neubeginn machen, wieder nach Ua Huka zurückkehren und von vorne beginnen. Es würde mir leichter fallen, wenn ich in dieser Zeit Onoo bei mir hätte, wenn wir beide diese Distanz zu unserem bisherigen Leben aufbauen können, um dann gestärkt zurückzukehren und das vorgegebene Leben zu leben. Es schmerzt mich, dass ich die ganze Zeit nichts von Onoo gehört habe. Jeden Tag hoffe ich darauf, dass er plötzlich vor mir steht und meine Hand nimmt und an meiner Seite bleibt.