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Warum „roh“ wichtig ist

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Es gibt viele gute Gründe, die dafür sprechen, Nahrungsmittel roh zu essen.

Erstens ist in rohen Produkten das gesamte Wasser enthalten, was gut für unsere Hydrierung ist. Rohe Produkte tragen auch dazu bei, unser Gewebe zu alkalisieren, wohingegen das Kochen dafür sorgen kann, dass unser Körper saurer wird, was zu Problemen führen kann (mehr dazu in dem Kapitel „Lebenskraft Nummer vier: Alkalisierung“).

All die segensreichen Wirkungen des in Brokkoli enthaltenen Sulforaphans, über die wir gesprochen haben, kommen uns nur zugute, wenn das Gemüse nicht bei sehr hohen Temperaturen gegart wurde. Die Hitze tötet bestimmte Nährstoffe ab. Egal ob wir den Brokkoli also in Form von Gemüse oder als Sprossen essen – zumindest einen Teil davon sollten wir roh verzehren.

Natürlich würden sich viele von uns nicht gerade freudig ausschließlich von Rohkost ernähren. Ich habe es gemacht und komme nur eine kurze Zeit damit klar. Es ist eine ziemlich radikale Form der Ernährung. Zu kochen ist ein wichtiger Bestandteil dessen, was uns zu Menschen macht, und der Akt des Kochens macht das Essen sehr viel schmackhafter und darüber hinaus auch noch interessanter und vielseitiger. Dennoch lohnt es sich, auf die gesundheitlichen Vorzüge einer reinen Rohkosternährung hinzuweisen.

Im Rahmen einer Studie, die in Finnland an der Universität von Kuopio durchgeführt und im American Journal of Clinical Nutrition veröffentlicht wurde, wurden die Konzentrationen von Antioxidantien finnischer Veganer mittleren Alters, die sich ausschließlich von Rohkost ernährten, mit denen von Finnen verglichen, die alles aßen. Im Vergleich zu den Teilnehmern der Studie, die alles aßen, wurden bei den Veganern, die sich ausschließlich von Rohkost ernährten, signifikant höhere Konzentrationen von Beta-Carotin, Vitamin C und Vitamin E sowie eine insgesamt höhere antioxidative Aktivität gemessen.

Auf der Grundlage der vom US-amerikanischen Landwirtschaftsministerium empfohlenen Tagesrationen nahmen die Veganer, die an der Studie teilnahmen, erstaunliche 305 Prozent des täglichen Bedarfs an Vitamin C, 247 Prozent des Bedarfs an Vitamin A, 313 Prozent des Bedarfs an Vitamin E, 120 Prozent des Bedarfs an Kupfer, 92 Prozent des Bedarfs an Zink und 49 Prozent des Bedarfs an Selen zu sich. Der größte Teil von uns US-Amerikanern nimmt nicht einmal die empfohlenen Mengen dieser Vitamine und Nährstoffe auf.

Eine andere Studie, die vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung durchgeführt wurde, ergab, dass eine reine Rohkosternährung „die Gesamtcholesterin- und Triglyceridkonzentration im Plasma senkt“, was ein Indikator für gute Herzgesundheit ist.

Wie ich bereits sagte, ist eine reine Vollkosternährung für die meisten von uns keine verlockende Option. Aber die soeben erwähnten Studien und viele andere machen eines klar: Je mehr rohe pflanzliche Nahrungsmittel wir zu uns nehmen, desto gesünder werden wir sein. So einfach ist das.

Und dies ist einer der besten Gründe, ungegartes Gemüse und rohes Obst zu essen: Auf diese Weise behalten die Produkte alle in ihnen enthaltenen Enzyme. Und Enzyme sind für unsere Gesundheit sehr, sehr wichtig. Streng genommen sind Enzyme keine Nährstoffe. Aber ohne Enzyme könnten wir keinen der Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, verwerten.

Enzyme sind aus Proteinmolekülketten aufgebaut und fungieren für jede einzelne biochemische Reaktion, die in unserem Körper stattfindet, als Katalysator. Nicht nur in unserem Verdauungssystem, sondern überall. Es gibt Tausende verschiedener Enzyme, und jedes hat eine ganz spezifische Aufgabe. Wir brauchen sie alle.

Man kann die Bedeutung der Enzyme für das Funktionieren des menschlichen Körpers gar nicht genug betonen. Stellen Sie sich vor, Sie wollen eine Straße bauen und haben dafür gesorgt, dass alle erforderlichen Materialien und Maschinen vor Ort sind, um mit dem Bau beginnen zu können, doch Sie haben vergessen, irgendwelche Arbeiter einzustellen. Das Resultat: keine Straße. Und genauso sähe es mit unserem Körper aus, wenn wir keine Enzyme hätten.

Verdauungsenzyme helfen dabei, die Nahrung, die wir zu uns nehmen, in Komponenten zu zerlegen, die von uns aufgenommen, transportiert und von jeder Zelle unseres Körpers verwertet werden können. Wenn wir diese Enzyme nicht in ausreichender Menge haben, können wir die Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, nicht voll nutzen.

Systemische Enzyme sind an nahezu allem, was in unserem Körper geschieht, beteiligt – sie helfen bei der Regulierung unseres Blutkreislaufs, unseres lymphatischen Systems, unseres Herz-Kreislauf-Systems, unseres neurologischen Systems, unseres endokrinen Systems, unseres Harnsystems, der Funktionen unserer Leber und unseres Fortpflanzungssystems. Sie erhalten auch unsere Haut, unsere Knochen, unsere Gelenke, unsere Muskeln und anderes Gewebe, reinigen unser Blut und helfen, Entzündungen zu bekämpfen.

Enzymatische Aktivität ist ein komplexer Prozess. Ein Verdauungsenzym wandelt einen Nährstoff in eine Säure um, dann wandelt ein anderes Enzym diese Säure in eine andere Säure um, und das kann sich, Schritt für Schritt, noch mehrmals wiederholen, bis am Ende eine Substanz entsteht, die der Körper verwerten kann.

Unser Körper bildet systematisch Enzyme in der Leber und in der Bauchspeicheldrüse, aber unsere Leber hat in diesen Zeiten alle möglichen anderen Dinge zu tun, weil sie all die Gifte neutralisieren muss, die wir zu uns nehmen. Wir müssen diesem überarbeiteten Organ eine Pause gönnen, wann immer wir können, und deshalb ist es so wichtig, dass wir Enzyme aus externen Quellen beziehen, also aus Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln, die Enzyme enthalten.

Es gibt acht Hauptenzyme, die unserem Körper Zugang zu den in unserer Nahrung enthaltenen Nährstoffen verschaffen. Eins widmet sich speziell der Aufspaltung von Proteinen (Protease), andere spalten Milchprodukte auf (Lactase), Ballaststoffe (Cellulase), Fette (Lipase) und so weiter. Die Enzyme befinden sich dort, wo unser Körper sie benötigt. Das Enzym, das Kohlenhydrate aufspaltet, Amylase, ist zum Beispiel in unserem Speichel vorhanden und sorgt dafür, dass der Verdauungsprozess bereits in unserem Mund beginnt, wenn wir kauen.

Die meisten Vollwertprodukte enthalten die Enzyme, die dabei helfen, sie aufzuspalten. Es ist ein großartiges kleines, in sich geschlossenes System. Milch enthält zum Beispiel das Enzym Lactase, das dabei hilft, Laktose, in Milch enthaltenen Zucker, zu verdauen.

Wenn Milch jedoch pasteurisiert wird – auf eine Temperatur erhitzt, die hoch genug ist, um potenziell schädliche Mikroben abzutöten –, werden die Enzyme auch zerstört. Ohne die Lactase fällt es unserem Körper schwer, Laktose zu verarbeiten, weshalb so viele Menschen keine Laktose vertragen.

Das Hauptproblem bei Enzymen in unserer Nahrung ist, dass die in Gemüse und Obst enthaltenen Enzyme schon kurz nach der Ernte anfangen zu sterben, und die Erhitzung von Nahrungsmitteln über 48 Grad zerstört die Enzyme. Das bedeutet, dass sie in dem Moment, in dem wir die meisten Dinge essen, bereits tot sind, selbst wenn es sich um gesunde Produkte handelt. Industriell verarbeitete Lebensmittel enthalten per Definition keine Enzyme, mit denen der Körper etwas anfangen kann.

Eine nicht ausreichende Entfaltung der Wirkung von Enzymen sorgt dafür, dass die Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, nicht komplett verdaut werden. Wir entziehen ihnen nicht all die Nährstoffe, die sie enthalten, doch was unser Körper nicht aufnimmt, muss dennoch verstoffwechselt und ausgeschieden werden. Diese Abfallprodukte werden in Säuren umgewandelt, was insgesamt zu einer Erhöhung des Säuregehalts des Körpers führt und damit zu einer Übersäuerung. Ein Überschuss an Säuren vermindert auch die Fähigkeit des Körpers, weitere Enzyme zu produzieren. Im Ergebnis verschlechtert sich die Verdauung, und es werden mehr saure Abfallprodukte gebildet. Dadurch wird ein Teufelskreis in Gang gesetzt – schlechte Ernährung sorgt dafür, dass unser Körper übersäuert, was unsere Enzyme schädigt, was wiederum dazu führt, dass unser Körper noch stärker übersäuert. Über die gesundheitsschädlichen Auswirkungen einer Übersäuerung werden Sie im weiteren Verlauf des Buchs mehr erfahren.

Eine mangelnde enzymatische Aktivität wird auch für eine Reihe körperlicher Leiden verantwortlich gemacht, von degenerativen Krankheiten über schlechtes Altern bis hin zu chronischen Entzündungen und Schmerzen.

Im Rahmen einer Studie, deren Ergebnisse in der Zeitschrift Cancer Chemotherapy and Pharmacology veröffentlicht wurden, wurde Patienten, die sich einer Darmkrebsoperation und -behandlung unterzogen hatten, zusätzlich zu ihren Medikamenten Verdauungsenzyme verabreicht. Die Enzymtherapie verbesserte die Lebensqualität der Patienten, „indem sie dazu beitrug, sowohl die Anzeichen der Krankheit als auch die Symptome zu mindern“.

Eins ist klar: Wir müssen Vollwertprodukte zu uns nehmen und einen großen Teil davon in roher Form verzehren, damit die in ihnen enthaltenen Enzyme noch leben und aktiv sind. Deshalb ist es so wichtig, große Salate zu essen, die nicht nur aus Salatblättern bestehen, sondern auch viel nicht gegartes Gemüse. Wir brauchen die Enzyme.

Im hinteren Teil des Buches finden Sie eine Liste mit Nahrungsmitteln, die reich an Enzymen sind. Einige gute Beispiele sind Ananas, Papaya, Avocado, roher Honig und Bienenpollen. Fleisch enthält auch eine Menge Enzyme. Doch wenn es gekocht oder gebraten wird, sterben sie. Wenn wir uns darauf beschränken würden, Tartar zu essen, wären wir vielleicht auf der sicheren Seite – sofern wir uns nicht E. coli einfangen. Aber um Fleisch zu verdauen, sind eine Menge Enzyme erforderlich, was bedeutet, dass eine sehr intensive enzymatische Aktivität in Gang gesetzt wird. Und ehe Sie sich‘s versehen, bleibt das Fleisch in Ihrem Magen liegen, verfault – verrottet – und es bilden sich Toxine und schlechte Bakterien.

Halten Sie sich vor Augen, dass einige Gemüsesorten sogar gesünder werden, wenn sie gekocht werden. Tomaten setzen Lycopin frei, wenn sie erhitzt werden, eine wirkungsvolle krebsbekämpfende Substanz. Möhren, Spinat, Spargel und einige Pilze produzieren mehr Carotinoide und mehr Ferulasäure – beides Antioxidantien –, wenn das Gemüse gedämpft oder bei niedrigen Temperaturen langsam gegart wird. Aber auch das hat seinen Preis – beim Garen verlieren diese Gemüsesorten einige der in ihnen enthaltenen wasserlöslichen Nährstoffe wie Vitamin C. Auch in diesem Zusammenhang gilt also: Vielfalt ist bei der Auswahl der Nahrungsmittel eine gute Sache. Und Kochen kann für die Gesundheit auch von Vorteil sein.

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