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22.05.19:

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11 Uhr ist unsere Zeit - nach den bisherigen Erfahrungen kristallisiert sich dieser Zeitpunkt als günstiger Startpunkt für die Weiterreise heraus. Auf den meisten Plätzen ist diese Uhrzeit ohnehin als „Check out time“ vorgesehen und diese Zeit bietet sich wunderbar für Luki’s 1. Schlaf nach dem Aufstehen an; positiver Nebeneffekt - schlafendes Kind, entspanntes Fahren. Mit jedem Tag mehr frag ich mich allerdings, was um alles in der Welt machen wir eigentlich in der Zeit von 6 h, manchmal auch schon 5 h, wann der kleine Prinz halt so die Nacht für beendet erklärt und dem Umdrehen des Zündschlüssels für die Weiterfahrt? Und mit jedem Tag mehr fällt mir auf, dass wir gefühlt die Hälfte dieser Zeit mit dem Wickeln und Frischmachen unseres kleinen Wonneproppens beschäftigt sind. Ich will jetzt gar nicht darüber sinnieren, von wem er die Verdauung geerbt hat, nur so viel sei verraten, von der Mama nicht, aber was dieses 11 Monate junge Geschöpf in der Lage ist aus hochmolekularen Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen durch Hydrolyse in niedermolekulare Verbindungen zu spalten, ist schon mehr als beachtlich. Leute, was der da in die Windeln haut - Respekt! Was die ganze Sache delikat macht, neben dem Umstand, das höchste Ansprüche an die eigene Körperbeherrschung, den Brechreiz zu unterdrücken, wenn man mit diesen Bildern und Gerüchen morgens um 5 h auf nüchternen Magen konfrontiert wird, ist die Tatsache, dass unser Junior momentan eine Phase auslebt, in der er auf so ziemlich alles scharf ist, außer gewickelt zu werden! Er zappelt, schreit, dreht und wendet sich. Verbiegen wäre wohl die treffendere Beschreibung, ich sag’s euch, da passieren Verrenkungen, wie man sie sonst nur von Ringern in der 1. Bundesliga kennt und man sich da schon fragt, wie kann ein menschlicher Körper sich so verbiegen, aber im Ernst, teilweise haben wir zu zweit unsere Not, diesen kleinen Herkules gebändigt zu bekommen. Sobald der Akt dann abgeschlossen ist, schaltet er wie auf Knopfdruck auf Mr. Sunshine um, der kleine Halunke.

Darüber hinaus besteht der überwiegende Teil des Tages gefühlt aus Fahren, Ankommen, Auspacken, Gerödel aufbauen, Kind bespaßen, Kind füttern, Kind baden, Kind ins Bett bringen, Gerödel wieder abbauen, einpacken, nächsten Campingplatz suchen, zwischendurch Essen einkaufen, Essen zubereiten, Spülen, Abwassertank leeren, Frischwasser auffüllen…

Und während ich diese Zeilen schreibe wird mir bewusst - richtig, es heißt ElternzeitREISE - von Urlaub steht da nix!

Um eines klar zu stellen, ich liebe Lukas über alles und bin bereit für dieses Kind zu sterben (!!!) und es ist ein supertolles Abenteuer bislang! Aber objektiv betrachtet sind wir seit 6 Tagen unterwegs, ich habe es bislang geschafft rekordverdächtige 16 (!) Km Rad zu fahren, Joggen Fehlanzeige, die Ukulele noch keinmal in der Hand gehabt, das Didjeridoo hat seine Transporthülle noch nicht verlassen, das Display des E-Books kam noch kein einziges Mal zum Leuchten, das Stand Up Paddle Board schlummert im Tiefschlaf in der Heckgarage und das Magazin mit den besten Outdoor-Abenteuern von den Alpen bis zur Nordsee liegt unberührt im Oberschrank über der Sitzgruppe.

Aber bekanntermaßen stirbt die Hoffnung ja zuletzt und getreu diesem Motto bleibe ich stimmungsfroh, dass da in den kommenden 4 Wochen noch was geht!

Zurück zu unserer Zeit - 11 Uhr, genauer gesagt 10:50 h, verlassen wir den Campground nahe Mölle, nachdem wir - RISCHTISCH!!! - den Abwassertank abgelassen, den Frischwassertank… usw. (:-))

Unser Tagesziel: Küste irgendwo halbe Strecke Richtung Göteborg. Klingt ja nicht so schwer.

Auf dem Weg dorthin verbringen wir unsere Mittagspause an einem besonderen Ort - dem Mellbystrand. Das Besondere an diesem Strand ist, dass man mit dem Wohnmobil press bis ans Wasser fahren kann. Der Vorsaison geschuldet haben wir den kilometerweiten Strand fast für uns allein. Das Wetter ist leider eher durchwachsen, aber es ist trotzdem ein sehr schönes Erlebnis.

Die sich daran anschließende Suche nach einer Bleibe für die Nacht will ich wie folgt zusammenfassen:

Der erste Campingplatz, den wir angesteuert haben, hatte schlichtweg Plattenbau-Siedlungs-Atmosphäre und war sehr windanfällig. Der zweite, der laut Reiseführer einiges erwarten ließ, hatte die Mobile-Home-Park-Atmosphäre aus dem Hip-Hop-Drama „8 mile“ mit Eminem Anfang der 2000er. Der dritte Campground, der definitiv einiges hätte zu erwarten lassen, war „Nur für Mitglieder“. Aus einer Intuition heraus, hatte ich am Vortag ein Foto von der Übersichtskarte der Standorte der Campingplatzkette „First Camp“ an unserem Standort bei Mölle gemacht und so steuerten wir finally den „First Camp“-Platz in Kärradal an; unnötig zu erwähnen, dass wir zwei Stellplätze nebeneinander bekamen.

Der Check, ob das Erreichen von Göteborg am Folgetag über die Inanspruchnahme des ÖPN möglich wäre, verlief positiv. Nach reiflicher Überlegung wurde dieser Gedanke jedoch wieder verworfen; zu aufwändig und zu viel Zeitverlust mit der Hin- und Herfahrerei, zumal wir ja ohnehin weiter Richtung Norden wollen.

Letzter Akt des Tages: Sat-Antennencheck für das DFB-Pokalfinale am Samstag! Läuft! Wir hätten den TV im Fahrzeug nicht benötigt, aber jetzt ist er nun mal drin. Ganz ehrlich, bislang lief nur die Sportschau letzten Samstag. Seitdem Funkstille und das soll bis auf ganz wenige Ausnahmen auch so bleiben!

Keine Elche in Schweden

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