Читать книгу Die 33 schönsten Flussradwege in Deutschland mit GPS-Tracks Download - Oliver Kockskämper - Страница 11
ОглавлениеTour 5, EmsRadweg
Von Hövelhof nach Emden
Fragt man gestandene Tourenfahrer nach dem EmsRadweg, so wird in aller Regel über die Streckenabschnitte nördlich von Rheine berichtet. Selten trifft man auf Radfahrer, die die Ems von der Quelle an beradelt haben. Überraschend, denn die ersten Kilometer sind nicht minder reizvoll als die nördliche Passage. Ein Grund mehr, vom ostwestfälischen Hövelhof nördlich von Paderborn ins Vergnügen zu starten. Tolle historische Städte begleiten unseren Weg durchs Münsterland, ehe wir immer am Wasser entlang Richtung Norden driften. Natürlich bringen wir „die Sache zu Ende“ und folgen der Ems bis zur Mündung in die Nordsee bei Emden.
Flussradwege Info:
375 km, durchgehende Beschilderung. Außer ein paar Hügeln keine größeren Steigungen. Die Route führt meist abseits des Straßenverkehrs über separate Rad- oder Feldwege, daher perfekt für Familien.
Start: Hövelhof,
Ziel: Emden.
Info: Interessengemeinschaft EmsRadweg, Hövelhof, Tel.: 05257/5009124
„Na das geht ja schon gut los“ – direkt am Startpunkt unseres Radweges bereitet uns das Informationszentrum „EmsQuellen/EmsRadweg“ auf das vor, was uns noch erwartet. Dabei geht es nicht nur um das Quellgebiet und den Fluss, sondern auch um Geschichte(n) und Sehenswertes auf der gesamten Strecke. Überraschend ist, dass es nicht nur bei Lüneburg ausgedehnte Heideflächen gibt, sondern auch hier, nur dass die Heide hier Senne heißt. Trotzdem fühlen sich auch hier die Heidschnucken wohl. Mehr über die Region erfahren wir im Heimatzentrum OWL oder im Dorfschulmuseum. Unbedingt ansehen müssen wir uns das ehemalige Fürstbischöfliche Jagdschloss. Leider wurde um 1960 die Gräfte zugeschüttet, die den schmucken Fachwerkbau aus dem 17. Jahrhundert einst umschloss.
Radlerparadies Ems
Los geht´s am Infozentrum. Im Zick-Zack radeln wir durch die Felder. Steinhorst und Rietberg weisen uns den Weg, der uns dann durch die Doppelstadt Rheda-Wiedenbrück führt. Via Harsewinkel und Warendorf kommen wir nach Telgte. Wer mag, unternimmt noch einen Abstecher nach Münster, was auch für eine Übernachtung empfehlenswert ist.
Das würdevolle Emdener Rathaus
Die Gegend um Delbrück nennt sich gerne „Ostwestfalens Radlerparadies“. In der Tat gibt es reichlich ausgebaute Radwege auf meist ebenen Strecken, die durch ruhige Felder und Wiesen und immer wieder vorbei an alten Bauernhöfen führen. Ganz in der Nähe liegt auch das größte künstlich geschaffene Biotop NRW´s, das Steinhorster Becken.
Der erste Blick gilt in Rietberg dem Fachwerk-Rathaus. Da es noch mehr als 60 weitere Fachwerkhäuser im Ort gibt, spricht man von der „Stadt der schönen Giebel“. Das älteste Wohnhaus ist das Wohn- und Speicherhaus aus dem Jahre 1553.
Gleich zwei historische Altstädte haben wir in Rheda-Wiedenbrück „zu verdauen“. Wiedenbrück glänzt mit alten Fassaden und Dielentoren, der Kirche St. Aegidius von 1260 und der am Stadtrand liegenden ehemaligen Burg Reckenberg. In Rheda sollten wir unsere Blicke auch einmal von den Kirchen oder den Fachwerkfassaden nach unten richten. Im Altstadtpflaster finden wir bei genauem Hinsehen Symbole alter Zünfte. Pflicht sind auch der Besuch vom Wasserschloss Rheda mit seinem Schlossgarten und der ehemalige 3 km lange LAGA-Park Flora Westfalica.
Die Zisterzienser-Mönche bestimmten viele 100 Jahre lang die Geschicke Harsewinkels, wovon heute noch das 1185 gegründete Kloster und die Kirche zeugen.
Tipp: Filigran und fragil zugleich ist die Kunst, die wir im Harsewinkeler Glasatelier von Georg Michael Gausling zu sehen bekommen. Ob es nun Glasbilder, Raumobjekte oder gleich 20 qm große Objekte am Bau sind, das Farbenspiel ist immer beeindruckend.
Warendorf ist die „Stadt des Pferdes“. Nur wenige Pedaltritte nördlich von unserem Ems-Radweg liegen das NRW-Landesgestüt und zugleich der Sitz des Deutschen Olympia-Komitees für Reiterei. Falls Sie zur rechten Zeit hier sind, sollten Sie sich eine der Hengstparaden nicht entgehen lassen, denn die Tradition reicht lange zurück – schon 1826 wurde das Königlich-Preußische Landesgestüt hier angesiedelt. Um Sättel, wie wir sie benutzen, geht es auch einmal im Jahr. Und zwar wenn mit dem „Sattelfest“ die Radsaison eröffnet wird. Als man noch von einem „Waratharpa“ sprach, entstand in Warendorf eine der Urpfarreien im Münsterland, von der heute die Pfarrkirche St. Laurentius mit ihrem eindrucksvollen Hochaltar zeugt. Sie steht in der historischen Altstadt, genau wie viele alte Bürgerhäuser am Marktplatz.
Auch Telgte (bitte sprechen Sie es „Telchte“ aus) hat eine sehenswerte Altstadt, von der Vieles aus dem Mittelalter erhalten blieb. Wer Entspannung sucht, findet diese am besten im Dümmertpark direkt an der Ems.
Tipp: Ein empfehlenswerter Abstecher führt nach Münster, das eine unüberschaubare Fülle an Sehenswertem zu bieten hat. Da es sich auch „Hauptstadt der Radfahrer“nennt, haben wir bestes Terrain zu erwarten. Rund um den Prinzipalmarkt liegt die Altstadt mit Rathaus, Erbdrostenhof, Lambertikirche, Zwinger und Dom. Durch seine Gründung gemeinsam mit dem Monasterium (Kloster) war auch der Name der Stadt gefunden.
Weiter geht´s von Telgte über Greven, Emsdetten, Rheine, Salzbergen und Emsbüren in die „Metropole des Emslandes“, nach Lingen (Ems).
Tipp: Für Museumsbesuche, Stadterkundungen, Einkaufsbummel und vieles mehr müssen wir unser geliebtes Fahrrad öfters mal alleine lassen. Mit dem ganzen Gepäck, was wir mit uns führen, bleibt stets ein ungutes Gefühl. Das können wir nun deutlich verbessern, denn an der Ems werden nach und nach 89 Fahrradgaragen eingerichtet, in denen wir den Drahtesel sicher unterbringen können.
Eher ruhig und beschaulich geht es in Greven zu, wobei Auen- und Parklandschaften zur Beruhigung beitragen. Das gilt auch für den Hoek. In diesem ältesten Stadtteil finden wir besonders viele der alten roten Backsteinhäuser.
Rund um Emsdetten gibt es noch einige intakte Hochmoore, die als „Emsdettener Venn“ bezeichnet werden. Exotisch ist der Besuch des Wannenmacher-Museums. Dieses alte Handwerk bestimmte viele Jahre die Geschicke des Ortes, was auch für die Weber gilt. Darüber erfahren wir mehr im August-Holländer-Museum. Noch nicht exotisch genug? Dann folgen Sie uns ins Bierglasmuseum mit seinen mehr als 12.000 Ausstellungsstücken!
Rheine entstand an einer Furt durch die Ems und entwickelte sich zu einem Einkaufszentrum der Region. Rund um den Marktplatz finden wir zudem schöne alte Häuser. Auf die Geschichte der Stadt geht das Museum ein. Am Nasch-Haus auf dem Thie gibt es seit 2007 ein modernes Glockenspiel, in dem bis zu 96 Melodien ertönen können. Nicht weit entfernt liegt Schloss Bentlage mit der Saline Gottesgabe.
In Salzbergen führt unser erster Weg zum Feuerwehrmuseum, in dem es richtig alte Löschmittel wie eine Dampfspritze von 1901 zu sehen gibt. Im Ort erinnert die Dampflok von 1942 daran, wie Salzbergen einst vom Fortschritt eingeholt wurde. Wer Abkühlung mag, springt in den nahegelegenen Hengemühlensee.
Lingen ist die größte Stadt im Emsland, daher finden wir auch nicht nur eine schöne Innenstadt zum Bummeln und Schlemmen, sondern auch viel Sehenswertes aus der weit über 1.000-jährigen Geschichte, wie z.B. das Rathaus am Marktplatz. Etwas außerhalb können wir uns im Geester See erfrischen. Das Freilichtmuseum Heimathof führt uns in die Heilkunde der Kräuter ein. Ebenfalls sehr bunt geht es in der Erlebniswelt Emsflower zu, es ist Europas größtes Gewächshaus.
Weiter geht´s von Lingen immer gen Norden via Meppen, Haren (Ems), Lathen, Dörpen, Papenburg und Leer nach Emden an die Nordsee.
Von ganz alt bis modern reicht das Spektrum von Meppen, das am Zusammenfluss von Ems, Dortmund-Ems-Kanal und Hase liegt. Ganz alt sind die Exponate im Archäologiemuseum, etwas jünger die Bauten in der Altstadt, die Hubbrücke oder die toll gelegene Höltingmühle. Modern ist das Angebot in der Fußgängerzone der Innenstadt.
Der Emsland-Dom namens St. Mauritius ragt über die alten Häuser Harens deutlich hinaus. Das Schifffahrtsmuseum berichtet von der Zeit als bedeutende Schifferstadt. Zu ihm zählen 50 Binnenschiffe sowie 170 See- und Küstenschiffe.
Die Hauptattraktion von Lathen sollte eigentlich die Fortbewegung revolutionieren, doch bislang konnte der Transrapid in Deutschland nicht etabliert werden. Umso beeindruckender ist es für uns, die bis zu 500 km/h schnelle Magnetschwebebahn vorbei rasen zu sehen. Der Besuch des Informationszentrums sollte eine Pflicht sein. Wer´s lieber etwas ruhiger mag, unternimmt eine Planwagenfahrt durch die Wälder oder sieht sich das Gut Junkern-Beel an, deren Wurzeln bis zu einem Rittersitz im 13. Jahrhundert zurückreichen.
Backstein bestimmt auch die Region um Rhede mit seinem Landwirtschaftsmuseum und die nächste Metropole Papenburg. Die vielen Kanäle der Stadt werden mit blumengeschmückten Klapp- und Zugbrücken überquert, während im Wasser überall historische Schiffe ankern, allen voran das Museumsschiff Brigg Frederike. Viele Jahre überdauert haben auch das Papenbörger Hus, die Meyers Mühle, die Alte Werft und die Bockwindmühle. Dem Charme dieser Stadt kann niemand widerstehen – also wollen wir auch mehr wissen und gehen ins Heimatmuseum und ins Freilicht-Museum namens Van-Velen-Anlage. Wichtig ist der Besuch der Meyer-Werft, auf der gigantische Kreuzfahrtschiffe gebaut werden. Wenn wir Glück haben, können wir bei der Weiterfahrt einen der Ozeanriesen auf dem Weg ins offene Meer begleiten.
Tipp: Ganz in der Nähe von Papenburg liegt das Erholungsgebiet „Surwold´s Wald“ mit Riesenrutsche, Klettergarten, Sommerrodelbahn und Märchenwald.
In Leer können wir ebenfalls Museumsschiffe sehen, die malerisch auf den 750 ha Wasser der Stadt dümpeln. Das „Tor Ostfrieslands“ hat eine ganze Menge zu bieten, schließlich gibt es eine lange Tradition als Leineweberstadt, von der das Heimatmuseum zu berichten hat. Ansehen müssen wir uns auch die Große Kirche, das Rathaus mit seinem Turm und das Hafentor.
Teure Gemälde und Plastiken stehen in der Kunsthalle von Emden. Henri Nannen, einst Verleger des „Stern“, trug die Exponate mühsam zusammen. Mühsam ist sicherlich auch die korrekte Beladung der großen Frachtschiffe, deren Bäuche oft bis an den Rand mit Autos gefüllt sind – immerhin ist Emden der westlichste Seehafen Deutschlands. Um den Fluten unserer Ems, die sich hier mit denen der Nordsee vermischen, hinterher zu sehen, steigen wir auf den Turm des Rathauses.
Tipp: „Alles ist möglich“– nahezu unbegrenzte Radelträume ermöglicht der Nordseeküsten-Radweg, dem wir von Leer nach Emden schon ein Stück gefolgt sind. In östlicher Richtung können wir dem „längsten Radweg der Welt“ über Dänemark und Norwegen nach Schweden folgen. In westlicher Richtung verläuft er entlang der Küsten von den Niederlanden, Belgien, England nach Schottland. Erstaunliche 6.000 km Radelvergnügen sind möglich!
Kartentipp:
EmsRadweg, ADFC-Radreiseführer 1:50.000,
Spiralbindung, ISBN 978-3-87073-640-8