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KAPITEL DIE FLIMMERKISTE

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Heute Abend hatte Christoph keine Lust auf das übliche Fernsehprogramm. Ein Blick in die Fernsehzeitschrift hatte ihm verraten, dass nur eine Show und eine Serie im Angebot war. Er hatte eher das Bedürfnis auf einen anspruchsvollen Film. Vielleicht sogar Hannah und ihre Schwestern, von dem die Freunde vor einem halben Jahr geschwärmt hatten, als er im Kino lief. Woody Allen hat wieder mal eine Glanzleistung vollbracht, hatte seine beste Freundin Bettina erzählt.

Er zog sich einen Mantel über und stieg in sein Auto. Die Fahrt durch den abendlichen Verkehr dauerte nicht lange, da hatte er die Videothek erreicht. Enttäuscht stellte er fest, dass Hannah und ihre Schwestern bereits ausgeliehen war. Er machte sich auf die Suche nach einem anderen Film. Einer, der seiner Stimmung entsprach. Erwartungsvoll bummelte er an den Regalen vorbei. Es dauerte keine zehn Minuten, da hatte er sein Video gefunden: Zurück in die Zukunft. Die Geschichte eines Jungen, der eine Zeitreise in seine eigene Vergangenheit unternimmt. Darüber hatte er in der Zeitung eine positive Kritik gelesen.

Inzwischen war es aber so spät geworden, dass es sich nicht mehr lohnte, in einen Imbiss zu gehen. Er wollte sich zuhause per Telefon sein übliches schmackhaftes Currygericht bestellen. Kaum war er dort angekommen, klingelte es, und Bettina war am Apparat. Ein emotionaler Notfall, denn die Freundin hatte sich von ihrem Partner getrennt. Erschöpft legte Christoph nach zwei Stunden auf. Jetzt war er zu müde für Zurück in die Zukunft. Er würde den Film morgen anschauen, auch wenn er die lästige Verspätungsgebühr in der Videothek bezahlen musste. Um sich abzulenken, schaltete er den Fernseher an und zappte herum. Schon bald landete er bei einer Serie im ZDF: Die Wicherts von nebenan. Die Geschichte handelte von einer ganz normalen Durchschnittsfamilie. Vater Eberhard ist Schreinermeister, der seit 30 Jahren in einer mittelständischen Möbelfabrik arbeitet. Die Mutter Hannelore betreibt im Keller des Hauses einen Getränkevertrieb und ist somit immer bestens über Neuigkeiten in der Nachbarschaft informiert. Nach einer Viertelstunde schlief Christoph auf dem Sofa ein.

Die ersten Versuche, bewegtes Bild drahtlos zu senden, begannen schon Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Gegensatz zum Kino, dessen Technik sich sehr schnell verbreitete, brauchte es fast 50 Jahre, bis die Maschinen zur Verbreitung von Bildern über Funkwellen ausgereift waren. Zwar gab es bereits während der Olympischen Spiele 1936 Übertragungen, aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg war die Ausrüstung so weit entwickelt, dass ein sinnvoller Einsatz möglich war.

Ich selbst gehöre zu der ersten Generation, die mit dem Fernsehen aufgewachsen ist. Meine Premiere fand allerdings statt, als ich schon zur Schule ging, und das Gerät war einer der gerade neu auf dem Markt gekommenen Farbfernseher. Ein Monstrum, dessen Farben sich eher im psychedelischen bewegten, als dass sie naturgetreu wiedergaben, was wirklich vor der Kamera zu sehen war. Trotzdem gehörten Serien wie Bonanza oder auch die Shows am Samstag schon bald zu meinem Leben.

Vieles hat sich seitdem verändert. Die Farben sind besser geworden, Videorekorder eroberten die Wohnzimmer, die klobigen Röhrenfernseher verschwanden und wichen schicken Flachbildschirmen, aber keine Veränderung war so radikal, wie wir sie gerade erleben.

Die Netflix-Revolution

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