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KAPITEL ALS DIE BILDER LAUFEN LERNTEN

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Pünktlich wie jeden Tag verließ Charlotte, die junge Sekretärin in einer Rechtsanwaltskanzlei, um 18 Uhr ihren Arbeitsplatz am Kurfürstendamm. Es war bitterkalt draußen, und sie zog ihren Mantel zusammen, um nicht zu frieren. Unwillkürlich musste sie daran denken, wie sie mit ihrer Freundin Maria vor kurzem Silvester gefeiert und das neue Jahr 1927 begrüßt hatte. Vielleicht – so hoffte sie – wird noch mehr aus der Freundschaft. Heute würde sie nicht wie an den anderen Tagen die Straßenbahn nehmen, um schnell nach Hause zu kommen. Heute stand etwas Besonderes auf dem Programm.

Vor dem Ufa-Palast am Zoo hatte sich eine riesige Menschentraube angesammelt, und der Verkehr staute sich auf den umliegenden Straßen, denn der Film Metropolis von Fritz Lang hatte Premiere. Natürlich gehörte Charlotte nicht zu den geladenen Gästen. Es ging ihr darum, einen Blick auf die Stars zu werfen. Und da stieg schon einer von ihnen aus seiner Limousine. Es war der berühmte Schauspieler Heinrich George, der mit seiner Leibesfülle unübersehbar war.

Das Kino fasste 2000 Zuschauer und nach und nach füllte sich der rote Teppich mit den Darstellern, aber auch anderen Künstlern, und sogar die Politik war bei diesem Ereignis dabei. Der Monumentalfilm sollte ein Angriff auf Hollywood sein. Für die Effekte, Studiobauten, Statisten und die zahlreichen Kostüme hatte die Produktionsfirma mehr als fünf Millionen Reichsmark ausgegeben, hatte Charlotte in der Zeitung gelesen. Die Dreharbeiten dauerten angeblich 310 Tage und 60 Nächte.

In diesem Moment stieg der Regisseur mit einem Monokel aus dem Auto, neben ihm seine Frau Thea von Harbou, die das Drehbuch geschrieben hatte. Charlotte bewunderte die Art und Weise, wie die beiden elegant ins Kinofoyer schritten. Sie wird sich den Film zusammen mit Maria in einer Woche anschauen, stand für sie ab sofort fest. Denn Maria liebt Kino genauso wie sie. Gemeinsam können sie in fremden Welten eintauchen, lachen und weinen oder sich einfach unterhalten lassen und für einen Moment von der Realität draußen verabschieden.

Ende des 19. Jahrhunderts veränderten wichtige Erfindungen die Welt für immer. Mehrer Tüftler experimentierten mit der Übertragung von Sprache durch das Telefon, 1888 hatte Berta Benz ihre Reise mit dem bisher unbekannten Automobil von Mannheim nach Pforzheim unternommen, und das Grammophon spielte die ersten Schallplatten.

Viele Neuerungen haben den Alltag der kommenden Generationen transformiert. Und sie prägen uns heute noch. Wir können uns ein Leben ohne Auto (in Zukunft eher mit Elektromotor und im Carsharing) nicht vorstellen. Festnetztelefone sind zwar in weiten Kreisen nicht mehr angesagt, seitdem das Smartphone auch Telefonverbindungen herstellen kann, und der CD-Spieler weicht zunehmend Spotify. Aber ohne die Erfindungen der damaligen Zeit wäre dies alles nicht vorstellbar. Und eine weitere Innovation hatte die Welt ein für alle mal verändert.

Die Netflix-Revolution

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