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Ernste Zuhörer tanzen nicht

Andere Clubs kennen ähnliche Entstehungsgeschichten. An diesen Spielorten erlebten jene Zeitgenossen aus der Generation der Früh-68er, die sich über längere Zeit als Musiker, Journalisten, Fotografen, Veranstalter, Grafiker oder auch Agenten mit dem Jazz befassten, ihre Initialzündung. Wie heiß es dabei herging, offenbarten die Tänze, die Mara Eggert[4], Jazzfotografin und Filmerin als Zwischending zwischen Rock and Roll und einem wilden, irgendwie afroamerikanischen Bebop-Stil beschreibt, mit „wahnsinnig schnellen“ und „wahnsinnig vielen Schritten, natürlich auseinander getanzt.“ Dagegen konnte der in der Tanzstunde gelernte, eng an eng getanzte „Foxtrott“ kaum noch mithalten. Nur eine kleine Gruppe „anspruchsvoller“ Zuhörer hatte dem Tanzen gänzlich abgeschworen, so wie auch Jazzkritiker wildes Tanzvergnügen unter Generalverdacht gestellt hatten.

In Bamberg, wo die Bürger die Wonnen der Normalität intensiver genossen als in den Metropolen, war das Phänomen Jazz fast nicht wahrnehmbar. Nein, ein Keller nach Pariser Art, der sich dem Modern Jazz verpflichtet hatte und in dem Rassenunterschiede aufgehoben schienen, so etwas Verruchtes und Verrauchtes, eine Keimzelle der neuen Bohème, hätte in der Domstadt, weiß Gott, keine Gemeinde gefunden.

Winzige, verstreute Einheiten sollten es sein, aus denen der Jazz hervorging. Wichtige Spuren führen in den Keller des ehemaligen „La Paloma“ Clubs, in der Oberen Königstraße, Ecke Luitpoldstraße, wo heute der „Morph Club“ groovt. Am Ende der Treppe ging es in einen großen Raum, der mal gastronomisch, mal, durch geschwindes Umbauen, für Konzerte in Beschlag genommen wurde. Auf der Bühne wartete stets ein Klavier. Obwohl relativ dunkel, verbreitete der fast rechteckige Raum mit den geraden Wänden eher die Atmosphäre eines Nacht-Clubs als eines urigen Kellers. Einschlägige Adressen waren auch das „Café Stadelmann“, Franz-Ludwig-Straße, und zwei Nachtlokale, die im Nachgang zum „Stadelmann“ eingerichtet wurden: Das war im ersten Stock die „Atlantik-Bar“, im Keller das „Coupe“, Vorläufer des „Le Train“.

Zu den verblassten Stätten gehören auch das „Café Jäger“ in der Pödeldorfer Straße, das „Café Leiterlein“ in der Judenstraße, Ecke Eisgrube (heute ein Studentenwohnheim), das „Elefantenhaus“ in der Generalsgasse – noch erkennbar am Elefanten-Ausleger – und das „Café Haas“ in der Sandstraße, Wegbereiter der bis heute fortbestehenden „Haas-Säle“. Hier wie dort wurde regelmäßig live gespielt und immer auch ein wenig Jazz, dazu viel Kommerz, Hits der Schlagerwelle, „angejazzte“ Tanzmusik. Im halbseidenen Nachtclub „La Paloma“ hat sich ein holländischer Pianist namens Addy van Zijl mit seinen Begleitern Fred Hofmann (Tenorsaxophon) und Rudi Ochs (Drums) sogar an Modern Jazz gewagt. Von dessen Spielarten konnte sich hier am ehesten noch „Cool Jazz“ behaupten – der in sich gekehrte Bruder des extrovierten Bebop, für intimen Paartanz wie geschaffen.

Jazz Keller Bamberg

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