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Freiheit hinter Stacheldraht

Von den eigentlich einflussreichen Brutstätten der Jazz-Szene nahm indes kaum ein Bürger Notiz. Wie auch? Denn diese Clubs waren für die meisten Menschen so weit weg wie Amerika. Besser: Sie waren Klein-Amerika in der Stadt, auf dem Areal der US-Kaserne gelegen und folglich für die Bamberger Bevölkerung gesperrt. Glücklich, wer hinein durfte. Die täglichen Konzerte boten deutschen Musikern die Gelegenheit, für gutes Geld zu spielen. Wer dort auftrat, konnte zugleich auch Kontakte knüpfen, Noten ergattern und dem amerikanischen Lebensstil frönen, zum Beispiel Torten, Hamburger und dreifarbiges Eis genießen. Für den Bamberger Tex Döring markierte der erste Auftritt 1958 bei den Amerikanern den Beginn einer langen Karriere als ambitionierter Jazz-Pianist. Ähnlich wie der Trompeter Otto Herzog, eine weitere Schlüsselfigur der frühen Jahre, brannte er bereits seit dem Kriegsende für die amerikanische Musik, war er schon in verschiedenen Richtungen musikalisch aktiv, hatte Schallplatten abgehört und nachgespielt.

Das Eisen musste nur noch geschmiedet werden, hierfür waren die Ami-Clubs genau der richtige Ort. Otto Herzog bestätigt, dass er dort das Improvisieren gelernt habe. Das A und O sei die Amiclub-Zeit gewesen, ergänzt Tex Döring. Gespielt wurde im Offiziersclub, zu einem Drink nach dem Essen, als „Chill-Down“, im Ballroom, wo 50 bis 60 Menschen, zum Teil in hocheleganten Ausgehuniformen, die Frauen in Petticoats, das Tanzbein schwangen, im „Three Top Club“, wo die Getränke billig und der Sound zur Unterhaltung der Soldaten kommerzieller sein mussten, und schließlich in der Bar, wo der Tag mit Cocktail-Musik zur Neige ging.

Die Beschäftigung in den amerikanischen NCO-, Officer’s und EM-Clubs (NCO = Non Commissioned Officers, EM = Enlisted Men) schuf die Voraussetzungen für eine eigene künstlerisch motivierte Jazz-Szene, die sich parallel zu Schlagern, Rock and Roll und Beat entwickelte. Albert Mangelsdorff, Hugo Strasser und Klaus Doldinger, um nur einige Recken zu nennen, hatten ihr Handwerk ebenfalls in den Kasernen gelernt. In Bamberg hießen die einschlägigen Bands Remi Dixielanders und Modern Jazz Group. Gelegenheitsjobs waren ihre Masche: Engagements in den Ami-Clubs, Bälle für Verbindungen, Tanzabende, Hochzeitspartys usw. Die Musiker kamen aus der Stadt und aus dem Umland, reisten als Jazz-Fans umher und steckten Freunde mit ihrer Begeisterung an. Und – endlich! – Anfang der 1960er Jahre war die Zeit reif für das erste öffentliche Jazz-Konzert mit einheimischen Musikern.

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