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Übung: Innehalten

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Wenn Sie einen Übungspartner für dieses Buch haben, stellen Sie einen Timer auf fünf Minuten, und sprechen Sie über etwas, was Sie kürzlich getan haben und Ihnen Spaß gemacht hat. Versuchen Sie beide, einen Atemzug innezuhalten, bevor Sie anfangen zu sprechen. Probieren Sie aus, in einem Satz oder zwischen zwei Gedanken einen Atemzug lang innezuhalten. Bringen Sie während der Pause Ihre Aufmerksamkeit zu einem Bezugspunkt im Körper oder zu Ihrer gesamten Präsenz.

Dadurch wird sich das Tempo des Gesprächs deutlich verlangsamen, und wahrscheinlich wird es sich unnatürlich anfühlen. Es ist eine Übung, bei der Sie damit experimentieren, innezuhalten und bewusst in die Präsenz zurückzukehren, in etwa so, als würde man beim Tennis den Aufschlag in Zeitlupe üben.

Sie können auch damit experimentieren, in weniger wichtigen Gesprächen bewusste Pausen zu machen. Probieren Sie aus, einen Atemzug lang zu pausieren, bevor Sie sprechen oder antworten, und auf diese Weise Ihre Aufmerksamkeit zu sammeln und im Körper zu erden. Das heißt nicht, dass Sie sich seltsam benehmen oder lange, tiefe Atemzüge nehmen müssen! Verlangsamen Sie einfach ein wenig Ihre Rede, und halten Sie inne, um sich zu besinnen.

Probieren Sie das Ganze auch etwas weniger offensichtlich aus, und halten Sie einige Male inne – einen Moment lang, bevor Sie anfangen zu sprechen, oder einen Herzschlag lang zwischen zwei Gedanken. Wie wirkt sich das auf Ihren inneren Zustand aus? Und auf die Qualität des Kontakts?

Innehalten ist nicht immer leicht. Selbst wenn wir uns daran erinnern, kann es schwer sein, Raum in einem Gespräch zu schaffen, zumindest auf eine üblicherweise akzeptierte Art. Vielleicht machen wir uns Sorgen, dass wir dann nicht mehr zu Wort kommen oder desinteressiert wirken. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Sie eine Pause einlegen und dies signalisieren können:

 Nehmen Sie einen tiefen, hörbaren Atemzug (betonen Sie die Ausatmung).

 Signalisieren Sie die Pause mit einem kurzen Laut, dass Sie nachdenken, etwa: »Hm …«

 Signalisieren Sie die Pause mimisch, etwa indem Sie nach oben und zur Seite schauen oder die Stirn runzeln.

 »Ich weiß es nicht genau. Ich würde gern darüber nachdenken.«

 »Lass mich einen Augenblick darüber nachdenken.«

 »Können wir eine kurze Pause machen? Ich würde gern meine Gedanken sammeln.«

 »Ich würde wirklich gern genauer darüber nachdenken. Kann ich dich später noch mal darauf ansprechen?«

Falls alles andere nicht funktioniert, schaffen Sie eine Ablenkung. Wenn Sie in einem Restaurant oder in einer Besprechung sind, entschuldigen Sie sich, und gehen Sie auf die Toilette. Ich habe sogar von jemandem gehört, der seine Schlüssel oder etwas Kleingeld fallen lässt, um im Gespräch eine Pause zu erzeugen! Werden Sie so kreativ wie notwendig, um Zeit zu gewinnen und in die Präsenz zurückzukehren.

Manchmal brauchen wir eine längere Pause. Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass die Umstände nicht günstig für ein gelingendes Gespräch sind, können wir auch für einen Tag, eine Woche oder noch länger Pause machen. In diesem Fall ist es wichtig, wie wir das ankündigen. Wenn wir einfach nur sagen: »Ich kann gerade nicht darüber sprechen«, müssen unsere Gesprächspartner allein herausfinden, wie sie unser Verhalten interpretieren sollen. Vielleicht denken sie, dass es uns nicht interessiert, dass es uns egal ist oder dass wir ihnen aus dem Weg gehen. Um die Chancen zu erhöhen, dass die Pause produktiv ist, müssen wir mitteilen, welche Beweggründe wir haben. Hier sind einige Beispiele:

 »Ich würde unser Gespräch gern fortführen, aber ich bin im Moment nicht in der besten inneren Verfassung dafür. Können wir eine Pause machen und … (morgen, das nächste Mal) darauf zurückkommen?«

 »Ich möchte wirklich gern hören, was du zu sagen hast, aber ich fühle mich ein bisschen überfordert. Daher glaube ich nicht, dass ich gut zuhören kann. Lass uns eine Stunde Pause machen, okay?«

 »Es ist mir wichtig, dass wir das gemeinsam klären, aber ich habe gerade nicht wirklich den Raum, um klar zu denken. Ich würde es gern bis … auf Eis legen. Wäre das in Ordnung?«

 »Ich möchte dieses Gespräch gern zu Ende führen, aber ich glaube nicht, dass ich im Moment noch etwas Sinnvolles zu sagen habe. Wie wäre es, wenn wir hier eine Pause machen und später darauf zurückkommen?«

Schauen Sie sich diese Beispiele genau an. Was haben sie gemeinsam?

Zunächst einmal beginnen sie mit der Intention, in Kontakt zu kommen (der zweite Schritt zu einem gelingenden Gespräch). Dadurch verhindert man, dass die Pause als Zurückweisung oder Vermeidung interpretiert wird. Wir lassen die andere Person wissen, dass wir in unserem Wunsch nach einer Pause auf sie Rücksicht nehmen. Allerdings muss es authentisch sein. Finden Sie also Ihre eigenen Worte, um Ihre Wahrheit auszudrücken.

Außerdem übernehmen wir in allen Aussagen Verantwortung für unsere Begrenzungen und Wünsche. Wir machen deutlich, dass wir für unser eigenes Bedürfnis nach Raum handeln und nicht etwa die andere Person beschuldigen.

Und schließlich enden alle Aussagen mit der Bitte, das Gespräch später fortzuführen, was hilfreich ist, um die Angst davor zu verringern, wie es weitergeht. Je genauer wir sagen können, wann wir weitersprechen wollen, desto besser ist das.

Wenn wir wahrnehmen, wann wir Pausen machen (und wann nicht), stimmen wir uns auf das Tempo eines Gesprächs ein. Dies kann ein sehr reichhaltiges Forschungsgebiet sein und eine wirkungsvolle Möglichkeit, Präsenz zu üben. Da Sprache durch die Atmung entsteht und der Atem unmittelbar mit dem Nervensystem verbunden ist, spiegelt unser Sprechtempo oft ganz direkt unseren inneren Zustand wider. Es ist faszinierend, dass umgekehrt eine Veränderung in unserem Sprechtempo auch unseren inneren Zustand verwandeln kann.

Sag mir, was du wirklich meinst

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