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Frische Luft und Sonnenschein

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Unser Leben, unsere Lebenskraft atmen wir ein mit der Luft, die uns umgibt; ist diese schlecht und verdorben, so leiden wir entsprechend. Es ist ebenso schädlich, verdorbene Luft zu atmen, als fauliges Wasser zu trinken. In beiden gedeihen gefährliche Keime, und in schlechter Luft findet jede Krankheit ihren besten Boden.

Viele unserer öffentlichen Gebäude, Kirchen, Hörsäle, Theater, und häufig auch unser Heim sind Todesfallen durch schlechte oder ungenügende Lüftung. Das Leben hängt ab vom Sauerstoffgehalt der Luft, und man macht sich selten klar, wie rasch eine größere Menge Menschen die Luft verschlechtert, selbst in großen Räumen. Die Schulbehörden wissen das und verlangen darum ausreichend Luft in den Schulräumen und immer wieder genügende Lüftung.

Sobald ein von Menschen bewohnter Raum von der Verbindung mit der äußeren Luft abgeschnitten ist, beginnt die Luft darin durch die vom menschlichen Körper ausgehauchten giftigen Dünste schlecht zu werden, und der lebensspendende Sauerstoff ist rasch aufgezehrt, wenn er nicht durch beständigen Zuzug von frischer Luft immer wieder ersetzt wird. Die Räume, in denen wir uns aufhalten, sollten darum Tag und Nacht mit der freien Luft in Verbindung stehen.

Reine Luft und kräftige Bewegung im Freien bringen Lebenskraft. Wer immer im Haus lebt und bei geschlossenen Fenstern schläft, dessen Gesundheit und Lebenskraft fangen bald an abzunehmen. Solche Menschen haben weniger Widerstandskraft gegen Krankheit, besonders gegen Krankheit der Atmungsorgane wie Lungenentzündung, Halsentzündung und Schwindsucht. Jedes Haus sollte die Möglichkeit bieten, im Freien zu schlafen.

Viele Menschen fürchten, sich zu erkälten, wenn sie die Fenster öffnen oder an recht kalten Tagen ausgehen, während doch tatsächlich reine, kalte Luft anregend wirkt und Erkältung verhindert.

Genau betrachtet, leben wir im Grunde doch von der Luft. Wir können dreißig oder vierzig Tage und vielleicht noch länger leben, ohne dass der Magen Nahrung erhält, aber wir leben keine zwei Minuten ohne Nahrung für unsere Lungen. Darum ist es von so ungeheurer Wichtigkeit, ihnen die reinste, frischeste Luft zuzuführen.

In vorgebückter Stellung zu arbeiten, wie viele der Menschen, die mit Schreiben beschäftigt sind, schränkt die Ausdehnungsfähigkeit der Lungen so stark ein, dass das Atmen nicht mehr tief und voll genug ist, um die ganze Lunge mit Sauerstoff zu füllen und diesen in genügender Menge dem Blut zuzuführen.

Viele Menschen haben nur ein halbes Leben, weil sie nicht richtig zu atmen verstehen. Sie atmen nicht genügend Sauerstoff ein für das überquellende Leben, das den Menschen in jedem Atom seines Daseins durchströmen sollte.

Unter den Menschen, die viel in der frischen Luft leben, besonders in gebirgigen Gegenden mit schwacher Bevölkerung, wo die Luft rein ist, haben alle jungen Leute frische rote Backen. Wir alle wissen, wie rasch diese verschwinden, wenn solche Menschen in die engen Straßen der Großstädte kommen, und wie bald sie dort der Schwindsucht und anderen Krankheiten zum Opfer fallen.

Viele unter uns setzen bei ihrer gewohnten Art zu atmen nur einen recht kleinen Teil der Lunge in Tätigkeit; die Lungenspitzen werden nicht mit Luft gefüllt. Die Folge davon ist, besonders bei Stadtbewohnern, dass sich diese untätig bleibenden Lungenzellen mit Staubteilchen füllen und sich immer in entzündetem Zustand befinden.

Alle Arzneien in den Apotheken und alle Ärzte und Sanatorien in der Welt könnten nicht die Wunder tun, die die Natur in den Millionen von Stadtbewohnern wirkt, die alljährlich aufs Land strömen, um sich zu kräftigen und zu erneuern. Diese blassen, erschöpften, sorgenvollen, nervösen, überreizten Menschen sind wie durch Zauberkraft verwandelt. Statt der bleichen Wangen sind rosige, sonnengebräunte zu schauen; die trüben Augen strahlen in neuem Glanz, die müden, langsamen Schritte werden rasch und spannkräftig, und die zusammengesunkenen Körper richten sich auf.

Ein beinahe ebenso wichtiger Beförderer der Gesundheit wie die frische Luft ist der Sonnenschein. Ein italienisches Sprichwort sagt: „Wohin die Sonne nicht kommt, dahin kommt der Arzt.“ Viele Menschen leben nur ein halbes Leben, weil ihnen dieser Kraftspender fehlt; sie leben in Räumen, in die selten oder nie die Sonne scheint. Was Wunder, dass sie niemals das Prickeln der vollen Gesundheit in den Adern fühlen, denn die Luft, der der Sonnenschein ständig fehlt, ist Gift. Wenn wir uns nur klarmachen, dass die Sonne die Quelle allen Lebens ist, aller Tatkraft, Gehirnkraft, Muskelkraft, aller Leistungsfähigkeit und Gesundheit, dann wären wir nicht zufrieden, wenn es uns irgendwie anders möglich ist, in Kellern oder andern Räumen, wohin selten oder niemals die Sonne scheint, zu leben und zu arbeiten.

Die Alten scheinen die gesundheitsspendende Kraft des Sonnenscheins besser erkannt zu haben als wir; in Rom nahm beinahe jedermann Sonnenbäder, und die Ärzte hielten viel von ihrer Heilkraft.

Die natürlichen Kräfte des Menschen werden mehr als verdoppelt, wenn er sich unter ständigem Einfluss von reiner Luft und Sonnenschein befindet. Wenn wir stark sein wollen an Geist und Körper, dann brauchen wir viel Bewegung, viel frische Luft und viel Sonnenschein.

Die Grundlagen des Erfolgs

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