Читать книгу Die Grundlagen des Erfolgs - Orison Swett Marden - Страница 5
Die körperliche Grundlage
ОглавлениеVor Jahren meinte ein Kaufmann, Geld sparen zu können, indem er ein neues Gelände auf die alten Grundmauern errichten ließ, aber als er eben in das neue Gebäude einziehen wollte, fiel es in sich zusammen. Die alten Grundmauern waren nicht fest genug gewesen und hatten nachgegeben. Wie viele Tausende von Leuten sind zu Schaden gekommen, weil sie den Versuch gemacht haben, das Gebäude ihres Lebens auf unsicherer körperlicher Grundlage zu errichten.
Je größer Fähigkeiten und Ehrgeiz eines Menschen sind, desto fester sollte auch seine körperliche Gesundheit sein. Die Sicherheit des ganzen Lebensgebäudes beruht auf der körperlichen Grundlage, und doch, wie oft ist diese schwach!
Die meisten Menschen scheinen der Ansicht zu sein, die Gesundheit sei eine vom Schicksal bestimmte Sache, die hauptsächlich von Vererbung und körperlicher Veranlagung abhänge und nicht wesentlich geändert werden könne.
Wenn wir meinen, dass sich das so verhält, warum nehmen wir nicht an, es verhalte sich mit unserem Glück, unserem Beruf ebenso? Wir geben uns unendliche Mühe und verwenden viele Jahre darauf, uns auf unsern Lebensberuf vorzubereiten. Wir wissen, dass man zu einer erfolgreichen Laufbahn nach geordneten wissenschaftlichen Grundsätzen herangebildet sein und jeder Schritt mit Überlegung getan werden muss. Wir wissen, dass es jahrelanger angestrengter Arbeit bedarf, uns in einem wohlgegründeten Lebensberuf festzusetzen; aber unsere Gesundheit fest zu gründen, von der alles andere abhängt – unbedingt abhängt – geben wir uns herzlich wenig Mühe.
Auch unsere Gesundheit sollen wir auf einer festen Grundlage aufbauen, indem wir die sichersten und erprobtesten Lehren der Wissenschaft kennen zu lernen trachten und sie anwenden.
Nur wenige junge Leute machen sich klar, welch großes Hindernis im Wettrennen des Lebens eine schwache Gesundheit, eine geringe Lebenskraft ist. Sie verstehen nicht, in welch hohem Maße ihre Zukunft von ihrer Gesundheit abhängt. Sie sehen nicht ein, wie notwendig es ist, für sich selber zu sorgen und die Gesundheit auf dem höchsten Stand zu erhalten. Allein außer wahrer Sittlichkeit gibt es nichts, was für die Gestaltung der Zukunft von so großer Bedeutung wäre, als gute Gesundheit. Sie hält den Menschen frei von den Tausenden von körperlichen und sittlichen Feinden, die durch das leichte Bollwerk einer schwachen Lebenskraft fast ungehindert einzudringen vermögen. Gesundheit bedeutet Vertrauen und Zuversicht; sie bedeutet Hoffnung; sie bedeutet Selbstvertrauen und Vertrauen auf andere; Gesundheit bedeutet Männlichkeit, Kraft, Herrentum; sie bedeutet bessere Gelegenheiten, größere Möglichkeiten; Gesundheit bedeutet Entschlussfähigkeit, Leistungsfähigkeit, Erfolg, Glück; kurz, alles, was wir erstreben, hängt so sehr von guter Gesundheit ab, dass es unsere erste Pflicht ist, uns im allerbesten körperlichen Zustand zu erhalten.
Sich körperlich im Stande zu halten und stets das Beste zu leisten, dessen er überhaupt fähig ist, das ist das erste große Gebot für den, der Erfolg haben will.
Wir leben in einem Zeitalter, in dem die körperlich Tüchtigen einen ungeheuren Vorteil haben. Bei guter Gesundheit und guter Veranlagung gibt es in unserer Zeit der großen Möglichkeiten kaum eine Grenze dessen, was ein strebsamer junger Mann erreichen könnte.
Wie viel Unglück und wie viele Niederlagen und Trauerspiele des Lebens haben ihren Grund in schlechter Gesundheit. Die meisten Menschen treten ins Leben hinaus, ohne von den Gesetzen der Gesundheitslehre eine Ahnung zu haben. Und nicht nur das, in vielen Fällen haben sie sich schon früh Gewohnheiten angeeignet, die ständig an der Arbeit waren, ihre Gesundheit zu untergraben. Die Folge davon ist, dass viele Menschen mit körperlichen Leiden durchs Leben gehen, die leicht behoben werden könnten, die aber, vernachlässigt, ihre Leistungsfähigkeit herabsetzen oder gar ihr ganzes Lebensglück vernichten.
Vor einiger Zeit kam ein strebsamer junger Mann zu mir und fragte mich, wie er seine Leistungsfähigkeit vermehren und leichter Erfolge erringen könnte. Er sah blass und abgezehrt aus, und sein Gesicht zeigte Spuren von Ausschweifung. Der junge Mann schien sehr darauf aus zu sein, in der Welt weiterzukommen, aber augenscheinlich hatte er dazu nicht den richtigen Weg eingeschlagen. Wenige Fragen brachten an den Tag, dass er zwar nicht ausschweifend lebte im gewöhnlichen Sinn des Wortes, aber wie er es trieb, war für seine Gesundheit nicht weniger schädlich. Er war bis zwei oder drei Uhr in der Nacht wach und las und lernte, nachdem er den Tag über hart gearbeitet hatte, und um seine erschöpften Kräfte aufzupeitschen, trank er nicht nur Tee und Kaffee im Übermaß, sondern auch Whisky und nahm sogar Arzneimittel. Er schien nicht zu wissen, dass diese künstlichen Anregungsmittel auf sein Gehirn wirkten wie ein Peitschenschlag auf ein übermüdetes Pferd, und dass es nur eine Frage der Zeit war, wann er eine geistige und körperliche Ruine sein würde.
Es ist erstaunlich, wie unwissend viele sonst gescheite Leute sind, wenn es sich um die Frage der Gesundheit des Körpers handelt.
Wenn du den Sieg gewinnen willst, so musst du die Kampfbahn des Lebens betreten gewappnet mit aller Kraft, die du aufzubringen vermagst, in vollkommenster Gesundheit, fähig, den härtesten Kampf zu bestehen. Du wirst ihn bestehen und mit fliegenden Fahnen zurückkehren, wenn du auf dich selbst siehst und dich fähig erhältst. Aber wenn du deine Tatkraft, deine Denkkraft, deine Willenskraft im Kleinen versickern lässt, dann wirst du nicht in der Verfassung sein, den Kampf des Lebens auszufechten.
Es ist ein erbärmlicher Anblick, auf allen Seiten so viele Menschen erfolglos den heute so schweren Kampf ums Dasein kämpfen zu sehen, weil sie körperlich ungenügend dafür ausgerüstet sind. All ihre Willenskraft vermag sie nicht zum Herrn der Lage zu machen, und häufig sind sie arbeitsunfähig, weil sie krank sind. Jedes Jahr werden Tausende dieser körperlichen Schwächlinge an die Wand gedrückt, obgleich sie einen guten Kopf haben und auch sonst für ihren Beruf wohl ausgerüstet sind. Wieder andere Tausende arbeiten um die Hälfte des Lohnes, den sie verdienen könnten, wenn sie beizeiten darum besorgt gewesen wären, ihre Gesundheit zu befestigen. Aber benachteiligt, wie sie sind, können sie nicht viel aushalten und sind eine leichte Beute des scharfen Wettbewerbs, eine leichte Beute der täglichen Anforderungen ihres Berufes, eine leichte Beute der Krankheit.
Wie oft beseufzen solche Leute ihr Schicksal, das ihnen feindlich gesinnt sei, während sie sich nur selbst im Licht stehen. Sie haben nicht Sorge für sich selbst getragen, ihr Körper ist schwach.
Gesundheit ist der höchste Preis im Leben, und wie gleichgültig, wie achtlos gehen die meisten damit um! Wie wenig Aufmerksamkeit schenken wir ihr, wie wenig Zeit verwenden wir darauf, uns im Stand zu erhalten, das Beste zu leisten, dessen wir fähig sind.
Wenn junge Leute nur einmal darauf hingewiesen würden, welch ungeheuren Anteil ein gesunder, kräftiger Körper daran hat, ob wir Glück und Erfolg erringen, wenn ihnen eindrücklich klargemacht würde, von welch unermesslicher Wichtigkeit das Erringen und Erhalten guter Gesundheit ist, würden sie nicht, wie so viele es tun, ihr köstlichstes Gut durch ein unordentliches Leben wegwerfen. Sie würden nicht die Kräfte ihres Körpers schwächen und ihre Tatkraft vergeuden, nicht nur mit unnützem Tun, sondern auch, indem sie sich Vergnügungen hingeben, durch die sie innerlich herunterkommen und ihr Charakter entsittlicht und verdirbt.
Kürzlich hörte ich im Bahnzug zwei junge Mädchen sich über ihre Vergnügungen unterhalten. Die eine sagte, sie sei nun schon lange Zeit nie mehr vor zwei oder drei Uhr morgens zu Bett gegangen, zuweilen sogar erst um vier Uhr. Die andere gab ihrem Erstaunen Ausdruck, dass sie dann nicht längst ganz fertig sei. „Man muss nur daran gewöhnt sein“, erwiderte die Erste; „dann macht es einem gar nichts mehr aus.“ Diese Mädchen waren noch keine zwanzig Jahre alt; sie waren gut gekleidet und schienen den gebildeten Ständen anzugehören.
Mit Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass solche junge Mädchen in den dreißiger Jahren mit gebrochener Gesundheit herumliegen und sich wundern, wohin ihre frühere Kraft und Gesundheit gekommen ist.
Die meisten jungen Leute sind Verschwender ihrer geistigen und körperlichen Kräfte und wissen deren Wert nicht zu schätzen. Überall sehen wir junge Leute ihre Lebenskraft vergeuden, als ob diese ihnen stets in unerschöpflicher Fülle neu zuströmen müsse und die Quelle der Jugend niemals versiegen könne. Aber wenn die Mittagshöhe der Jugend überschritten ist, wenn sie die Dürre des Alters zu fühlen beginnen, dann werden sie einsehen, wie köstlich das Gut gewesen ist, das sie so achtlos verschleudert haben.
Was gibt es Herrlicheres, als auf der Schwelle des Lebens zu stehen, frisch, jung, hoffnungsfreudig, im Bewusstsein seiner Kraft, jede Lage zu meistern! Der Stolz eines jungen Mannes ist seine Kraft.
Oh, stark zu sein, die Lebenskraft in jedem Nerv, jeder Ader beben zu fühlen noch in der Mitte des Lebens und im Alter genau wie in der Jugend; sich der Tatsache des Lebens an sich schon freuen zu können, wie es die Knaben tun, wenn sie in der frischen, kräftigen Winterluft über die Eisdecke hingleiten!
Diese überquellende Lebenskraft, zuerst anscheinend in reicherer Fülle vorhanden, als du je aufbrauchen zu können meinst, ist ein Vorrat, der dir achtzig oder hundert Jahre reichen soll; aber wenn du fünfzig oder sechzig Jahre alt geworden bist und den Höhepunkt deines Lebens, deiner Nützlichkeit und Tätigkeit erreicht hast, dann wirst du nicht meinen, wie mäßig du auch gelebt haben magst, du habest ein Gramm zu viel Geistes- oder Körperkraft übrig für das, was noch vor dir liegt, das zu erreichen deine ganze Seele sich sehnt.