Читать книгу Die Verborgene Harmonie - Бхагаван Шри Раджниш (Ошо), Osho, Osho . - Страница 8

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Man kann nicht über Harmonie sprechen, ohne an Musik zu denken. Von dort ist schließlich das Wort in unseren Sprachgebrauch gelangt. Harmonie in der Musik unterliegt dem Gesetz der Obertöne. Mit jedem Ton, den wir hören, steigen Obertöne auf. Ja, wir können einen Ton überhaupt nicht wahrnehmen ohne Obertöne. Er wäre sonst mehr nervendes Geräusch als lebendiger Ton. Auf der Obertonleiter erklingen zuerst die Oktave, dann die Quinte, dann nochmals die Oktave, dann Terzen und Quarten – und das sind alles „harmonische“ Intervalle. Wenn man aber die Obertonleiter weiter emporsteigt – und das geschieht zwangsläufig im musikalischen Tongeschehen –, dann kommt man zu jenen Intervallen, die unserem herkömmlichen Musikverständnis nach weniger harmonisch sind: große und kleine Sekunden, große und kleine Septimen, Mikrointervalle. Die Forderung, die in den spirituellen Traditionen der Menschheit erhoben wird, lautet: aufzusteigen auf der Obertonleiter – aufzusteigen soweit man nur kann, auch also in die „unharmonischen“ Bereiche hinein. Eben deshalb ist Obertonmusik – Musik, die bewusst mit Obertönen arbeitet, sie nicht bloß in Kauf nimmt – spirituelle Musik. Insofern es unendlich viele Primzahlen gibt, gibt es auch unendlich viele Obertöne. Jede Obertonleiter führt uns in die Unendlichkeit. Jedes bewusste Hören von Obertönen führt uns zwangsläufig aus dem Bereich jener Intervalle, die uns „harmonisch“ erscheinen, zu den schwächer und weniger deutlich erklingenden „unharmonischen“ Intervallen. In diesen Bereich sollen wir gelangen. Es ist der Bereich der „verborgenen Harmonie“. Dorthin sollen wir das Bewusstsein von Harmonie tragen, dort sollen wir Harmonie entdecken.

Kein Zweifel, das ist auch eine gesellschaftliche, damit eine politische Forderung. „Wer nur etwas von Musik versteht, versteht auch von der nichts“, hat Hanns Eisler gesagt. Musik bedeutet mehr als nur ihre Klänge. Sie bedeutet die ganze Welt. Zur Welt gehören auch Gesellschaft und Politik. Das also ist unsere Aufgabe – nicht nur in der Musik: Durchzuhören durch die Offensichtlichkeit des Harmonischen, sich damit nicht zufrieden geben, Harmonie dort zu finden und dorthin zu tragen, wo wir sie nur mit den allerfeinsten Ohren wahrnehmen – und jedenfalls nicht sehen, fühlen, schmecken, riechen – können, wo sie aber gleichwohl verborgen ist. Wenn wir diese Aufgabe nicht erfüllen, dann hören wir auf. Das sagt uns ja die Sprache mit diesem Wort: Wir hören auf, wenn wir aufhören zu hören. Sie hätte es nicht bilden können, wenn dies nicht der „verborgene“ Sinn wäre, den sie anpeilte: aufhören zu hören – aufhören zu sein.

Die Verborgene Harmonie

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