Читать книгу Heimtücke - P. Schmidt - Страница 5

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Vorgeschichte

Es gibt Orte, die ihm zuwider sind. Nur ein Gedanke, schnell wieder weg. Dies ist so ein Ort. Die Atmosphäre nimmt ihm den Atem, dieser Mief. Das schummrige Licht ermüdet seine Augen. Diese vielen Flure, Türen und Treppen.

Die alten Heizkörper verbreiten eine Hitze wie an einem schwülen Spätsommerabend, jeder Schritt, ein Kraftakt. Schweißtropfen bilden sich auf seiner Stirn, trotzdem diese Kälte. Eine Tür, die jemand mit voller Wucht eingetreten hat. Seine Vorstellungskraft reicht nicht, um sich die Vergangenheit zu vergegenwärtigen. Menschen, die hingerichtet wurden, draußen auf dem Galgenhof. Auch heute wird hier über Menschen und deren Schicksal entschieden, doch niemand mehr geköpft oder erhängt.

Der Klang seiner Schritte hallt durch die Korridore, sonst ist es still. Ein Mädchen in einem der Gänge, er hält inne, weicht einen Schritt zurück, um sich hinter einer Ecke vor ihr zu verbergen. Er spürt Druck am Nacken, wie das Blut in seinen Kopf schießt, ein leichter Schwindel. Er schnappt nach Luft.

Nochmals lugt er um die Ecke, beobachtet das Mädchen. Sofort zieht er sich wieder hinter den Mauervorsprung zurück. Sie wird ihn erkennen. Allein und verloren steht sie in dem Gang, klein und schmächtig. Ein Wort von ihr und er ist vernichtet.

Unwillkürlich presst er die Lippen zusammen, seine Zähne bohren sich in die Unterlippe. Seine Stirn legt sich in Falten, während die Augen Schlitze bilden. Er spürt die Anspannung in jedem Muskel. Seinen Atem nimmt er wahr und verlangsamt ihn, damit sie ihn nicht hört. Wie im Flug zwängen sich Erinnerungsfetzen in sein Hirn, ihre fast nicht wahrnehmbare Stimme, ihre merkwürdige Kleidung, alles in altrosa.

Ein Bollern, wie von einem hölzernen Handkarren. Er schreckt auf und quetscht seinen Körper an die Wand, will am liebsten fort sein, verschwinden. Das Geräusch entfernt sich und er beobachtet sie weiter. Es muss schnell gehen. Er löst den Gürtel von seiner Hose.

Ein paar zügige Schritte und er steht hinter ihr. Ohne zu zögern, legt er den Gurt um ihren Hals und zieht ihn zusammen. Dabei beißt er sich auf die Unterlippe, fühlt, wie diese an einer Stelle leicht aufreißt und ein wenig Blut die Knospen seiner Zunge berührt, während der Atem des Mädchens stockt. Sie versucht für einen kurzen Moment nach dem Riemen zu greifen.

Er erhöht die Kraft, mit der er ihren Hals zuschnürt. Gurgelnde, rasselnde Geräusche dringen aus ihrem Rachen, Schaum tritt aus ihrem Mund, der sich in seinen Gedanken mit dem Blut seiner Unterlippe im eigenen Gaumen verbindet. Ihr Bewusstsein schwindet.

Er greift hinter sich, bekommt einen Türgriff zu fassen, drückt ihn herunter, reißt die Tür auf und schleppt sie mit dem Gurt in einen Toilettenraum.

Unwillkürliche Kontraktionen der Muskeln schütteln ihren Körper. Sie will einfach nicht sterben. Der Gurt bohrt sich weiter in die Haut ihres Halses. Ihr Gesicht schwillt an, verfärbt sich. Ihr starrer Blick mit den Augäpfeln, die sich aus den Höhlen wölben. Er kann nicht hinsehen.

Sie muss sterben, mit einem kräftigen Ruck zieht er an den Enden des Gürtels.

Endlich liegt sie reglos und mit erschlafftem Körper da.

Heimtücke

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