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2.

§ 160 I StPO

Sobald die Staatsanwaltschaft durch eine Anzeige oder auf anderem Wege von dem Verdacht einer Straftat Kenntnis erhält, hat sie zu ihrer Entschließung darüber, ob die öffentliche Klage zu erheben ist, den Sachverhalt zu erforschen.

An einem Kiosk, Zeitungen Kriminalgericht MoabitStaatsanwalt findet Leiche im Müll. Die Schlagzeile ließ ihn leicht zusammenschrecken. Er bemerkte die Blicke eines alten Mannes, entfernte sich schnell und unauffällig.

Jörgensen verließ das Hotel, musste sich beeilen, er wollte Zuckowski treffen, erst aber noch schnell ins Kriminalgericht. Dabei stieß er mit einem Mann zusammen, der sich eilig, fast fluchtartig, von einem Kiosk entfernte.

In der Eingangshalle des Kriminalgerichts eine Figur, die verschlagen ihre Augen hinter einer Kappe aus Stein verbarg. Zwietracht und Unfrieden, dachte Jörgensen. Jetzt mit Zuckowski zur Wohngemeinschaft. Der wartete schon vor der Tür, als er das Kriminalgericht verließ.

Nachdem sie an der Wohnungstür geklingelt hatten, öffnete ein Mann, dunkle Locken und Brille, die mehr an die Siebziger Jahre erinnerte. Die hellen Turnschuhe passten nicht zu seiner Kleidung, einer dunklen Jeans und kariertem Hemd, in den Achtzigern trug man so etwas, vielleicht, und hieß Joschka Fischer. Er stellte sich als Oswald Kluge vor, Betreuer der Wohngemeinschaft.

Ohne Vorrede fragte Zuckowski nach dem Opfer. Kluge zögerte, berichtete dann aber: „Sie hieß Ozma Marie, ließ sich aber nur mit Marie ansprechen. Was es mit dem ersten Vornamen auf sich hatte, keine Ahnung, sie wollte auf keinen Fall so angesprochen werden. Sie war ungefähr vier Monate bei uns.“

„Wo kam sie her?“

„Sie wurde, warten Sie, ich schaue in den Unterlagen nach, am Ostbahnhof aufgegriffen. Ja, da habe ich es, es bestand der Verdacht, dass sie der Prostitution nachging.“

„Wo hat sie vorher gewohnt?“

„Wissen wir nicht. Bevor sie nach Berlin kam, war sie im Brandenburgischen gemeldet. Ein Kontaktversuch blieb erfolglos. Marie weigerte sich, irgendetwas aus der Vergangenheit zu erzählen. Sie wollte auf keinen Fall dort wieder hin. Wissen Sie, wir drängen hier niemanden. Die Jugendlichen kommen oft aus Familien, bei denen Gewalt eine große Rolle spielt. Deshalb erzwingen wir keine Kontakte. Es ist für die Jugendlichen wichtig, aus ihrer alten Umgebung herauszukommen, um sich neu orientieren zu können.“

Ja, aber woran, dachte Jörgensen. Das Bild dieses zerbrechlichen leblosen Körpers ging ihm nicht aus dem Kopf.

„Was wissen Sie von Marie?“

„Wenn Sie mich so fragen, wenig. Sie war in der Gruppe eine Außenseiterin. Marie war sehr ruhig, fleißig im Haushalt. Hatte ein angenehmes, freundliches Wesen, wirkte, als sei sie nicht von diesem Erdball.“

„Hatten die anderen Mitbewohner Kontakt zu ihr?“

„Ich glaube, nein. Die Jennifer hat Marie provoziert. Sie war auf Marie eifersüchtig. Die hatte so eine gewisse Anziehung auf Männer. Das war hier bei den Jungen in der Wohngruppe nicht anders. Sie bemühten sich um sie.“

„Könnte nicht ein Junge mehr gewollt haben, von ihr zurückgewiesen worden sein?“

„Da gab es keine Spannungen.“

„Hatte sie außerhalb Freunde oder Bekannte?“

„Nein, davon weiß ich nichts. Sie verließ die Wohnung kaum, hatte auch nie Besuch. Die Gruppe ist in der Küche und bereitet unsere Sitzung vor. Wollen Sie die befragen? Die wissen eventuell mehr.“

„Ja, aber einzeln.“

In diesem Moment gab es im Nebenraum Geschrei und sie hörten, wie Geschirr auf den Boden fiel und klirrend zerbrach.

Kluge sah Zuckowski an und sagte kurz: „Heute passt es aber nicht.“

Jörgensen wandte sich ihm zu: „Wir werden die Jugendlichen vorladen. Haben Sie eine Liste mit den Namen?“

Kluge übergab einen Zettel mit fünf Namen, der letzte Ozma Marie Becker.

Sie wussten immer noch wenig über das Opfer. Die Nachforschungen in der Wohngemeinschaft der Toten hatten eigentlich keine Erkenntnisse gebracht, die sie ernsthaft weitergeführt hätten.

Zuckowski hatte zwischenzeitlich den Wohnort der Mutter, ein kleines Dorf im Berliner Umland ermittelt. Dort war das Opfer bis zu ihrem Einzug in der Wohngemeinschaft gemeldet, der Vater unbekannt.

Jörgensen verbrachte eine unruhige, fast schlaflose Nacht, Gedanken jagten durch seinen Kopf und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen.

Ihm fehlte Lina, jemand, mit dem er sprechen konnte. Es war wohl der Urlaub nach Montmorency auf den Spuren von Rousseau, dessen Leidenschaft für Madame d’Houdetot dort entbrannte, der sie letztendlich veranlasst hatte, die Scheidung einzureichen. Sie hatte nach sieben Jahren Ehe von unüberwindbarer Langeweile gesprochen, eine unerwartete Wendung in seinem Leben. Er lag in einem Hotelbett und starrte die Wand an.

Heimtücke

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