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HIV

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In der Schule hatte ich zum ersten Mal von Aids gehört.

Eine meiner Freundinnen hatte die gleiche Zahnbürste wie ich : dieselbe Marke und dasselbe Modell, und einmal hatte ich aus Versehen ihre genommen. »Vorsicht !«, schrie sie. »Das ist meine !«

»Woher weißt du das ?«

»Ich habe den Griff markiert.«

Ich fragte sie nach dem Grund, ich wollte wissen, weshalb sie so sehr auf ihre Zahnbürste achtete. Wir waren Kinder, Freundinnen, und hatten schon oft unsere Seife oder unsere Kleider getauscht. Das war zwar etwas anderes als eine Zahnbürste, aber ihre Reaktion kam mir trotzdem übertrieben vor. Sie erklärte mir, dass wir vorsichtig sein müssten, weil es eine neue Krankheit gebe, Aids, die sich über das Blut übertrage, und dass ich sie, wenn ich damit infiziert wäre, hätte anstecken können, wenn ich mir beim Zähneputzen das Zahnfleisch verletzt hätte.

Meine zweite, sehr viel schmerzlichere Begegnung mit Aids hatte ich – auch wenn es im Grunde niemand hatte zugeben wollen –, als meine Eltern daran starben. Bis zu diesem Augenblick hatte ich nur eine vage Vorstellung, worum es sich handelte. Ich wusste, dass es eine unbekannte Krankheit und anders als alle anderen Krankheiten war, aber ich kannte weder ihren Charakter noch ihre Wirkung. Ich versuchte mich zu informieren, aber ich wurde zum Schweigen gebracht. »Frag nicht und sprich mit niemandem darüber«, schärften mir meine Großeltern und der Rest der Familie ein. Wer an dieser Krankheit starb, musste das im Stillen tun und durfte keine Spuren hinterlassen.

In den darauffolgenden Jahren war Aids jedoch in der gesamten Region südlich der Sahara zu einem wirklichen und echten Notfall geworden. Im Radio brachten sie ständig Berichte und gaben Anweisungen, wie man mit dem Virus und mit den Menschen umgehen sollte, die sich damit infiziert hatten. Ich traf mich mit den Nachbarn zu stundenlangen Diskussionen an der Türschwelle. Am besten wäre es doch wohl, so sagten wir, jeden Kranken mit einem Zeichen auf der Stirn zu markieren. Das sei das Nächstliegende. Da er eine Gefahr für den Rest der Bevölkerung sei, könne man ihn ebenso gut kenntlich machen und von den anderen fernhalten. Die Straßen der Stadt hatten sich geleert und waren stiller geworden. Beinahe täglich wurde jemand beerdigt. Der Präsident hatte die Straßen mit großen Bekanntmachungen plakatiert, auf denen er eine einzige Lösung propagierte, das »Rezept der drei A«: »Abstinenz, Abstinenz, Abstinenz.«

Ich begann darüber nachzudenken, ob es nicht angebracht sei, den Test zu machen. Ich wollte sichergehen, dass ich nicht krank war, und falls doch, dann wollte ich mir die nötigen Medikamente verschaffen. Mir war bewusst, dass sie mich nicht würden retten können, aber sie hätten zumindest die Beschwerden gelindert und mein Leben um einige Jahre verlängert, das Ende hinausgezögert. Ich wusste, dass ich im Fall der Fälle stark, fest und entschlossen würde sein müssen. Dass der gesellschaftliche Tod dem physischen vorangehen würde. Dass ich wahrscheinlich im Stich gelassen, verraten und diskriminiert werden würde. Dass das Wenige, was die Krankheit unversehrt ließ, von Angst, Unwissenheit und Hoffnungslosigkeit getroffen werden würde.

Eine Zukunft für meine Kinder

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