Читать книгу Das Leben läuft nicht nach Plan - Paloma Olszowka - Страница 13
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Meine Schwester fragt mich, woher plötzlich meine gute Laune komme. Bei dieser Frage werde ich rot wie eine Kirschtomate und antworte erstmal nicht. Von Mister Wonderful will ich ihr nichts erzählen. Es ist noch zu frisch und ich will Christina nicht mit meinem Herzschmerz belasten. Seit meinem Unfall ist sie etwas empfindlich, was Gefühle angeht und ich habe sie zu sehr lieb. Sie hat ein reines Wesen, mit ihren zehn Jahren ist sie eigentlich schon viel zu weit. Oft habe ich ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen: wenn ich den Unfall nicht gehabt hätte, hätte sie sich vielleicht besser entwickelt. Damals hat sie auf mich aufgepasst - dabei soll doch ICH die große und SIE die kleine Schwester sein. Ihr schwarzes Haar und ihre Größe fallen sofort auf; viele ihrer Freundinnen überragt sie bereits um einige Zentimeter. Christina kleidet sich, wie Mädchen sich eben anziehen - alles muss rosa sein. Außerdem singt sie für ihr Leben gern. Neben all den anderen liebenswerten Seiten liebe ich ganz besonders an ihr, dass sie mich auch seit diesem einen Tag im Jahr 2007 kein Stück anders behandelt als zuvor. Durch sie habe ich die Reha überstanden, für sie möchte ich immer kämpfen!
Da meine Mutter in ihrem Buchladen nicht viel Geld verdient, können wir für den Umzug keinen Umzugswagen mieten.
Mein Papa hat mal wieder keine Zeit, mich ins Internat zu bringen. Deshalb fragt meine Mutter einen alten Freund, ob er meine Umzugskartons dort hinbringen könne.
Wir fahren einfach hinterher. Mama hat immer die besten Lösungen - sie hat selbst dann einen Plan, wenn wir drei keinen blassen Schimmer haben. Ob ich wirklich mit ihr verwandt bin? Sie hat keine schwarzen, sondern lockige braune Haare wie Francesco. Ihre Frisur erinnert an einen Popstar und obwohl sie nicht so groß ist wie mein Bruder, wirkt sie durch ihre schlanke Figur und ihren gediegenen Kleidungsstil sehr elegant. Jemand, der sie nicht kennt, sieht als erstes nur den Öko-Stil und ihre unkomplizierte Art - kurzum, man muss sie einfach gernhaben.
Oft mache ich mir Sorgen über ihre Zukunft im Buchladen, weil er im Moment nicht so gut läuft.
Wenn ich nur daran denke, den süßen Gaeton wiederzusehen, macht mein Gehirn Saltos und mein Herz pocht wie wild. Wir laden noch meine kleine Schwester ein und dann geht’s los. Während der Fahrt machen wir beide Spielchen. Zuerst erzählen wir uns Witze und zählen dann die Autos - wer da wohl drinnen sitzt? Und wo die wohl alle hinwollen? Wumm - Christina rempelt mich von der Seite an. „Der ist ja süß! Soll ich ihm zuwinken?“ „Nein, lieber nicht!“, kreische ich. „Och, manno… du Spaßbremse!“ Ich lache. „Hab' dich nicht so! Davon ist noch kein Mensch gestorben!“
Am Internat angekommen, öffnet Christina die Autotür so weit, dass ich einen Schrecken bekomme. Beim Hineingehen ist mein Herz so dolle durchblutet, dass mein Gesicht ganz bleich wird und ich besinne mich: Nur ruhig, er wird dich ja nicht auffressen und Antonia ist ja auch noch da!
Wir fahren hinein zum Aufzug und schließlich zu Frau Weiss in den ersten Stock. Ein hartnäckiges Klopfen an der Tür, dann bittet sie uns herein. „Guten Tag… Familie Prüm! Schön, dass du wieder da bist, Franziska! Du wirst hier eine gute Zeit haben! Bestimmt hattest du eine anstrengende Anreise und möchtest dein Zimmer sehen - komm, ich zeige es dir! Antonia hat vorgeschlagen, mit dir zusammen zu wohnen. Aber nun erzähl' mal: Wie heißt noch mal deine kleine Schwester?“ „Sie heißt Christina!“, rufe ich, während ich meiner Schulleiterin aufgeregt folge.
Ich freue mich so sehr auf das Zusammenwohnen mit Antonia!