Читать книгу Das Leben läuft nicht nach Plan - Paloma Olszowka - Страница 9

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Mein neues Ich

Ich habe die Idee, mich für die Schule so richtig aufzustylen - dann schauen die anderen nicht so blöd aus der Wäsche. Ich hieve mich in meinen Rollstuhl, da klopft es schon an der Tür und meine Mama kommt rein.

„Soll ich dir helfen beim Aufstylen?“

„Vielleicht nachher, ich muss nochmal ins Bad.“

„Du rufst mich, wenn du mich brauchst?“

„Ja Mama.“

Später hilft sie mir bei meiner Frisur und wir runden mein Outfit mit einem Lidschatten und einem hellen Lippenstift ab. Zum Schluss steckt sie mir noch kleine Herzohrringe in meine Ohrlöcher. Während wir mich im Spiegel betrachten, kommt uns beiden der Gedanke, dass wir ein tolles Team sind - zumindest, wenn es um das Thema „Styling“ geht.

Ich fahre neben Francesco in die Schule. Diesmal fahre ich alleine zum Klassenzimmer, in dem wir die erste Stunde IT haben. Im Raum angekommen, stelle ich mich neben Lola, meine alte Freundin. Doch sie sieht sofort weg. Zum Glück habe ich mich schon damit abgefunden, dass sie mich jetzt so behandelt, denke ich im Stillen. Die fünfte Stunde fällt aus und doch kommt es mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich endlich nach Hause fahren kann. Weder Basti, noch eine meiner Freundinnen haben mit mir gesprochen. Wieder mal musste ich auf die Mädchentoilette um zu weinen.

Plötzlich spüre ich eine Taubheit, die versucht, sich in meinen Fingerspitzen breit zu machen. Ich drücke stark meine Finger, um sie aufzuhalten und schüttele schließlich über mich selbst den Kopf - was soll ich nur mit Freunden anfangen, die mich nicht so akzeptieren, wie ich bin? Dann können sie mir auch gleich gestohlen bleiben.

Ich beiße mir so heftig auf die Lippe, dass sie fast zu bluten anfängt. Glück und Erleichterung machen sich breit, als wir nach der Rückfahrt endlich zu Hause ankommen. Mama wartet schon auf mich und fragt, wie denn der zweite Schultag gewesen sei.

„Sie haben nicht mit mir gesprochen und mich nicht angesehen. Ich will da nicht mehr hin“, keife ich und will schon in mein Zimmer rasen, als Mama erwidert: „Ich überlege mir was anderes, versprochen!“

In meinem Zimmer mache ich mir ganz laut Musik an. Ich weine und weine, bis ich fast keine Tränen mehr habe. Plötzlich kommt mir ein Geistesblitz: Ich kann ja zum Zeitvertreib mit Christina Slalom fahren! Das ist bestimmt eine gute Ablenkung. Ich rolle aus dem Zimmer und frage Mama: „Wo ist Christina?“

„Im Wohnzimmer. In zehn Minuten gibt es Abendessen!“

Dort angekommen, rufe ich Christina zu: „Möchtest du Rollstuhlfahren lernen?“

„Ja, das wäre toll!“, freut sich meine Schwester wie ein kleines Wiesel. Ich rutsche aus dem Rollstuhl und lege mich auf den Teppich, damit Christina einsteigen kann. So kann ich meiner kleinen Schwester Tipps geben. Ich finde, dass sie das sogar sehr gut kann, besser als ich sogar.

Nach all den Slalomfahrten ist das Wohnzimmer zur Baustelle geworden - die Sitzkissen sind heruntergeplumpst und eine Lampe ist heruntergefallen. Wir sind so aus der Puste, dass wir uns vor Lachen die Bäuche halten und stoßen beide gleichzeitig ein „Oh je!“ heraus.

„Rollstuhlfahren muss gelernt sein!“, ermahnt sich Christina.

„Ach ja“, winke ich ab, „mit der Zeit bekommst du das schon hin!“

Beinahe hätte sie mich umgefahren, wenn nicht Mama zum Abendessen gerufen hätte. Es gibt Kartoffelgratin mit Blumenkohl und Fleischbällchen, das schmeckt so gut.

Nach dem Essen ruft Mama mich zu sich. Ich ahne schon, dass sie mir etwas Gutes mitteilen will, denn mein Körper kribbelt schon beim Klang ihrer Stimme.

„Mein Mäuschen, ich weiß, dass es dir nicht gut geht. Ich habe mal ein bisschen rumtelefoniert, ob es ein Internat für dich gibt und wer die Kosten übernehmen würde. Papa und ich können das nicht alles selbst bezahlen. Francesco geht morgen zu deiner Klassenlehrerin und gibt die Entschuldigung ab, damit wir Zeit haben, das Internat anzusehen. Ich verspreche dir eines, du musst nicht mehr in deine alte Klasse. Ich lasse dich beurlauben! Wir werden dort hinfahren und mal sehen, ob das Internat etwas für dich ist.“

Bei diesen Worten streicht sie mir die Haare sanft hinters Ohr. Das macht sie immer, wenn es mir schlecht geht - die Berührung beruhigt mich so sehr.

„Jippiiiiiiie! Danke, Mama!“ Ich umarme sie stürmisch.

Das Leben läuft nicht nach Plan

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