Читать книгу Eine Lüge für die Freiheit - Patrice Parlon - Страница 8

Van Dörrens Einstand

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Ein letztes Mal für diesen Tag ging Johanna in die Katakomben. Sie schaute sich immer wieder um, denn sie fürchtete die Inspektoren. Schritt für Schritt näherte sie sich den Zellen. Plötzlich überkam sie ein eisiger Schauer, gefolgt von einem Schrei. Die Zellentür! Sie stand weit offen und Coline war weg. Einzig eine Blutspur glänzte auf dem dunklen Steinboden. Johanna erkannte nicht, dass sie an der Zelle vorbei führte und nicht aus ihr heraus. Coline wollte offensichtlich nicht freiwillig gehen.

Immer wieder entdeckte Johanna Hautfetzen am Boden. Sie folgte der Spur und gelangte auf Umwegen zum großen Saal. Sie horchte an der Tür und hörte jämmerliche Schreie. Nur das Knallen einer Peitsche unterbrach das Geheul. Plötzlich tippte wieder jemand auf Johannas Schulter. Sie dachte spontan an Andreas, doch diesmal stand Van Dörren hinter ihr. „Also doch!“ brüllte er. Johanna starrte in die wütenden Augen des Inspektors. Er packte sie am Arm und zerrte sie in den Saal. Ihm bot sich ein erschreckendes Bild. Die Fackeln an den dunklen, feuchten Wänden erloschen langsam. Van Dörren ließ seinen Blick schweifen. Er sah aber weder Täter noch Opfer. Er war verwirrt und ließ Johanna los. Fassungslos lief er zum Altar. Er sah die Ketten, das frische Blut und doch kein Opfer. Da schallte ihm ein Schrei entgegen, der abrupt verstummte. Er drehte sich zu Johanna um, sah aber nur noch, wie sie die schwere Holztür schloss und verriegelte.

Van Dörren rannte hinterher, doch kam er nicht rechtzeitig, um es zu verhindern. Jetzt war er gefangen. Zutiefst erschrocken trommelte er gegen die Tür. Umsonst! Er zitterte, denn er kannte dieses Gemäuer nicht und eine Fackel nach der anderen erlosch. Nun stand er im Dunkeln. Er wusste weder ein noch aus. Da hörte er eine weibliche Stimme. Sie drang schwach aus der Finsternis an sein Ohr. „Ihr hättet nicht kommen dürfen, Sie und Ihr Kollege. Sie werden diese Mauern nicht lebend verlassen.“ „Wer ist da? Wer sind Sie?“ rief er zurück. „Ich? Ich bin ein Nichts. Aber ich kann Ihnen hier raus helfen, wenn Sie mir etwas versprechen.“ Van Dörren wusste nicht mehr weiter. Er ahnte, wer da aus der Finsternis zu ihm sprach und wollte Gewissheit. „Sie sind Coline, hab ich Recht?“ Er bekam keine Antwort und wagte noch einen Versuch. Doch auch beim zweiten Mal blieb es still. Plötzlich hörte er ein Geräusch direkt hinter sich. Er drehte sich um, aber auch da hüllte sich alles in undurchdringliches Schwarz.

„Er wird Ihnen nichts tun!“ sagte die Frau aus der Dunkelheit. „Wer, ER?“ fragte Van Dörren nervös. „Arantino, mein einziger Freund. Er wird Sie hier raus bringen. Unter einer Bedingung.“ Van Dörren rief: „Was wollen Sie von mir?“ „Ich will, dass Sie schnellstens von hier verschwinden, am besten noch heute. Und ich will, dass Sie nie wieder hierher kommen.“ Er erwiderte: „Ich habe auch eine Bedingung!“ „Sie sind nicht in der Lage Bedingungen zu stellen.“ Aber er gab nicht nach. „Ich will nur wissen, ob Sie Coline sind und ich möchte Sie sehen.“ „Das sind zwei Bedingungen! Ich kann dazu nur eines sagen. Ich werde mich weder zeigen, noch nenne ich meinen Namen.“

Van Dörren überlegte eine Weile und bat nochmals. Doch erhielt er ein knappes Nein als Antwort. Er atmete tief durch, bevor er seinen letzten Kommentar dazu abgab. „Dann will ich lieber sterben, als ewig unruhig zu schlafen.“ Ein lautes, halb hustendes Lachen schallte ihm entgegen. „Glauben Sie wirklich, besser schlafen zu können, wenn Sie Coline sehen?“ Ehe er antworten konnte, knallte eine Peitsche. Sie schrie und gleich darauf packte Arantino zu. Er schleppte den Inspektor hinaus und setzte ihn am Haupteingang ab. Van Dörren schüttelte sich und wollte nach seinem Entführer sehen, doch der verschwand blitzschnell hinter dem Gebäude.

Währenddessen spielte sich im Saal ein Drama ab. David fesselte Coline auf dem Altar und stopfte ihr den Mund. Er tauschte die Fackeln und erhellte den Saal. Dann erschien Johanna. Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Was hast du dir dabei gedacht? Glaubst du so zu entkommen? Du bleibst bei mir, für immer!“ Coline zappelte und jammerte kläglich. Johanna nahm die NSDK und umkreiste den Altar, ihre Augen stets auf Coline gerichtet. Sie überlegte, wie sie ihr Opfer bestrafen könnte, denn Davids Verletzung hinderte ihn am Prügeln. Sein linker Arm brauchte erst Training und sein Rechter schmerzte unaufhörlich. Johanna entschied, selbst Hand anzulegen. Sie holte aus und plötzlich hielt sie inne. Ihr war nicht danach, Coline zu schlagen. Denn wenn sie zuschlug, dann nur im Eifer des Gefechts, jedoch nicht vorsätzlich.

Coline spuckte ihren Knebel aus und spottete: „Du bist wohl zu feige? Du Ratte!“ Das war zu viel! Damit brachte sie Johanna zum Ausrasten. Sie schlug so heftig zu, dass Coline lauter schrie als je zuvor. David ertrug das Geplärr nicht und stopfte ihr den Knebel wieder in den Mund. Johanna riss die Peitsche heraus und schlug noch viele Male zu. Jedem Hieb folgte ein grässlicher Schrei. Ohne ihren Spott hätte sich Johanna vielleicht noch besonnen. Doch Coline wollte es nicht anders.

Die ganze Prozedur dauerte eine Stunde. Dann war Johanna am Ende ihrer Kraft. Sie warf die blutige Peitsche auf den Boden und stampfte hinaus. David sah sich erst jetzt das Ausmaß der Folter an. Coline war blutüberströmt. Ein Teil ihres Rückens, ihr Gesäß und die Oberschenkel waren zerfetzt. Das rohe Fleisch leuchtete ihm entgegen. Sogar ein Paar Knochen waren zu sehen. Coline rührte sich nicht mehr. Ihre Tränen sammelten sich zu kleinen Pfützen. Trotz des schrecklichen Bildes verspürte David kein Mitleid, schließlich war es ihre eigene Schuld. Er deckte ihren blutigen Körper zu und ließ sie liegen.

Währenddessen suchte Van Dörren mit einer Taschenlampe den Keller ab. Er wusste, dass sich Coline irgendwo dort unten befand und Höllenqualen litt. Er betrat die dunklen Gänge des zweiten Untergeschoss und folgte ihnen. Plötzlich hörte er Stimmen. Johanna und David waren gerade auf dem Weg nach oben. Sie durften ihn nicht sehen, also verkroch er sich in einem Winkel und wartete ab, dass sie vorbei gingen. Doch das dauerte. Die Minuten zogen sich endlos hin. Er wollte schon fast weitergehen, als ein Schatten auftauchte. Es war weder Johanna noch David, sondern Arantino. Er schnaubte kurz und langte mit der Pranke nach Van Dörren. Der Inspektor unterdrückte seinen Angstschrei und kam freiwillig hervor. Arantino wich einen Schritt zurück und machte ihm Platz. Van Dörren sah verwirrt in die glutroten Augen dieses Dämons. Ein kalter Schauer fuhr ihm über den Rücken. „Was willst du von mir?“ Arantinos Kopf schwenkte nach links und schob sich auf Van Dörrens Rücken. Vorsichtig stupste er den Mann in die Richtung, in die er gehen sollte. Er gehorchte, schon allein aus Angst. Van Dörren folgte dem Gang, den Arantino vorgab und erreichte eine kleine Nische mit einer Tür. Erst jetzt drehte er sich um und leuchtete der Bestie ins Gesicht. Er erschrak, schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, war Arantino verschwunden. Van Dörren hörte nichts und spürte auch keinen Luftzug, den ein so großes Tier hätte hinterlassen müssen. Er war einfach weg. Fassungslos öffnete er die Tür und befand sich wieder im Saal. Im Licht der neuen Fackeln sah alles noch viel schauriger aus.

Direkt vor ihm breitete sich eine riesige Blutlache aus und gleich daneben lag die Peitsche, mit der Johanna Coline das Fleisch vom Leib riss. Van Dörren machte einen großen Schritt darüber. Er drehte sich im Kreis und wurde blass. An jeder Wand hingen Ketten, Peitschen und andere Foltermittel. Er konnte nicht verstehen, dass es so etwas noch gab. Da hörte er eine Stimme. „Das sind Relikte aus Klosterzeiten.“ Da war sie wieder, die Frau die sich nicht zu erkennen gab. Er wusste schon längst, dass es Coline war. Wer hätte sich sonst in diesen unheimlichen Saal begeben, nur um lästige Schnüffler loszuwerden?

„Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?“ fragte sie und er antwortete: „Gewissermaßen schon. Was bedeutet das Ganze und woher kommt diese Bestie?“ Coline trat ins Licht. In das blutige Laken gehüllt sah ihn an. „Ich gehe davon aus, dass Sie nicht Johanna meinen. Oder?“ Van Dörren starrte verwirrt auf die geschundene Frau. „Richtig, obwohl sie einer Bestie gleichen mag. Ich meine Arantino. So hieß er doch?“ Sie nickte. „Genau! Warum kommen Sie wieder her? Hat Sie die Neugier so sehr geplagt? Oder was wollen Sie?“ Coline schwankte zum Altar und stützte sich auf die blutbedeckte Marmorplatte. Sie verkniff sich jedes Wehgeschrei, obwohl sie die Schmerzen kaum noch ertragen konnte. Sie sah den stattlichen Mann an und erwartete eine ehrliche Antwort. Doch er gab ihr nur zu verstehen, dass es sein Job war, den Anschuldigungen des Anonymus nachzugehen.

Van Dörren näherte sich ein paar Schritte und Coline forderte ihn auf, stehen zu bleiben. Aber er ging weiter. Sie hob kurz die Hand, da kam Arantino zurück. Van Dörren stoppte. Er zögerte, machte noch einen Schritt und Arantino tat es ihm gleich. Coline warnte: „Provozieren Sie mich nicht. Ich will, dass Sie verschwinden. Warum sind Sie noch hier?“ „Ich muss es wissen! Was haben sie dir angetan? Ich verspreche, dass ich dann sofort verschwinde. Nur einmal nachgucken. Bitte!“ Coline wunderte sich über seine Hartnäckigkeit. Sie wusste, dass es ein Fehler war, dennoch gab sie nach. „Dann komm!“ Er verstand sie nicht und fragte nach. Sie wiederholte ihre Worte in einem wütenden Ton und erschreckte ihn. Dennoch näherte er sich und je mehr er von ihr sah, desto weniger wollte er wissen. Als er endlich die Verletzungen sah, wurden seine Augen immer größer. Dieses Grauen hatte er nicht erwartet. Vielleicht ein Paar Striemen, aber kein solches Ausmaß an Verstümmelung. Van Dörren machte einen Schritt rückwärts und doch verspürte er einen gewissen Drang nochmals hinzusehen.

Coline zeigte zur Tür und verwies ihn aus dem Saal, doch im gleichen Moment stürmte Johanna und Gefolge herein. Ihn ihren Augen funkelte die Blutgier. Johanna schickte Andreas zum Altar, um Coline festzunehmen. Dann schaukelte sie auf Van Dörren zu. „Was wollen Sie hier? Wer hat Ihnen gestattet, allein herumzuschnüffeln?“ Kreidebleich stand er vor ihr und wusste nichts zu sagen. Johanna schrie ihn heftig an und drohte, dass er diesen Saal niemals wieder verlassen würde. Plötzlich kam ihm eine Idee. Die einzige Chance, um sich zu retten. „Ich will mitmachen!“ Johanna sah ihn verdutzt an. „Was?“ „Ich weiß, dass Ihr Folterknecht verhindert ist. Ich bin genau der Richtige für diesen Job. Ich bin stark, ausdauernd und zu allem bereit.“ Coline taumelte. Diese Worte konnten mehr verletzen, als alle Hiebe zusammen. Immer wieder hallten sie in ihren Ohren nach. So sehr, dass sie zusammenbrach. Sie weinte, schluchzte und konnte sich nicht mehr beruhigen. Andreas hob sie unsanft hoch und schleppte sie in ihr Verlies. Mit letzter Kraft versuchte sie sich loszureißen, doch es gab kein Entkommen. Er schlug sie mit einer Ohrfeige nieder und sperrte sie ein.

Währenddessen verhandelte Johanna mit Van Dörren. Sie stellte ihm einige Fragen, drohte ihm aber auch gleich harte Strafen an, wenn er sie verraten würde. Irgendwie misstraute sie ihm, was sie sich auch deutlich anmerken ließ. Van Dörren stellte sein Wort unter Beweis, indem er seinen Kollegen fort schickte. Er erklärte ihm, dass er später nachkommen würde, da er noch einiges zu prüfen hätte. Sein Kollege verstand das zwar nicht, aber er gehorchte. Kaum verschwand die schwarze Limousine, begann der Horror für alle Insassen. Van Dörren trat sein Amt mit flauen Gefühlen an. Er wusste nicht, was Johanna von ihm erwartete und drohte denen, die sich gegen seinen Willen stellten. Es dauerte keine drei Tage und er drohte jedem Insassen Prügel an. Noch blieb es bei Drohungen, denn er fürchtete die Konsequenzen.

Schnell fand er heraus, dass alle respektvoll den Weg frei machten, um einer Strafe zu entgehen. Schon bald suhlte er sich in seinem Status. Nach und nach machte er seine Drohungen wahr und verteilte die ersten Stockhiebe. Johanna duldete sie sein Verhalten, aber sehr schnell langweilten sie seine Versuche, die anderen zu erziehen. Sie wollte endlich wissen, was hinter seinen großen Versprechungen steckte und ließ ihn zu sich kommen. Ihr Blick war eisig, als er ihr Büro betrat. Sie kam einen Schritt näher und sagte: „Ich will einen Beweis deiner Qualitäten. Deshalb wirst du Coline gefügig machen. Wie du das anstellst, ist mir völlig egal. Doch wage ja nicht zu versagen!“ Van Dörren nahm es gelassen. „Wie viel Zeit habe ich?“ „Zwei Wochen!“ Leichtfertig ging er darauf ein. Ihm musste ja nur etwas einfallen, damit Coline jedem Befehl gehorchte. Die passende Idee kam ihm wenig später.

Gegen Abend machte er sich auf den Weg zu Coline. Sie hockte frierend in der hintersten Ecke ihrer Zelle und hob nicht einmal den Kopf, als er eintrat. Van Dörren versuchte es zunächst mit gutem Zureden, doch Coline reagierte nicht. Also kam er näher und griff vorsichtig nach ihrem Arm. Coline zog ihn unwillig zurück und nannte ihn Verräter. Van Dörren kniete sich hin und redete weiter auf sie ein. Es schien beinahe, als entschuldigte er sich für seinen Fehler. Coline irritierte sein Verhalten, denn es passte so gar nicht zu seiner Aussage. Plötzlich änderte er seine Taktik und stellte sich ihr persönlich vor. „Mein Name ist Georg. Georg Van Dörren. Ich habe zwar Davids Platz eingenommen, aber ich werde nicht so weitermachen wie er.“ Coline glaubte nicht wirklich an eine helfende Hand. Also zeigte sie ihm die kalte Schulter.

Er versprach ihr zu helfen, wenn sie Johannas Befehlen gehorchte. Gerade das war für sie unmöglich. Ihre Abscheu gegenüber Johanna wurde zur Angst, zur panischen Angst. Angewidert von ihrer Fratze, wagte sie keinen Schritt in ihre Richtung und das änderte auch ein Van Dörren nicht. Also scheiterte auch er an Colines Sturheit. Doch auch er wollte nicht so leicht aufgeben. Irgendwie musste er sie zum Gehorsam zwingen, denn sein Leben hing davon ab. Van Dörren sorgte erst einmal dafür, dass Coline wieder zu Kräften kam. Er setzte ihr die besten Speisen vor, versorgte ihre Wunden und kleidete sie neu ein. Alles ohne Johannas Zustimmung. Er musste zwar täglich Bericht erstatten, doch den fälschte er mit Meisterhand.

Spät abends brachte er Coline in eine andere Zelle. Sie war sauber, beleuchtet und beheizt. Es gab sogar ein halbwegs bequemes Bett. Allerdings hatte diese Zelle noch immer kein Fenster und von freiem Ausgang konnte Coline nur träumen. Trotz alledem sah Van Dörren darin die Chance, Colines Vertrauen zu gewinnen. Sie nahm jedoch kaum Notiz von ihrer neuen Umgebung und legte sich einfach auf ihr neues Bett. Van Dörren schloss die Tür und verriegelte sie mit fünf Schlössern.

Mitten in der Nacht schob sich ein Riegel nach dem anderen zurück. Coline sah erwartungsvoll zur Tür. Nach Minuten öffnete sie sich und im grellen Licht des Korridors stand Van Dörren. Er reichte ihr die Hand und Coline musste sich entscheiden. Entweder sie vertraute ihm oder sie zog auch seinen Zorn auf sich. Mit einiger Anstrengung stand sie auf und legte ihre Hand auf seine. Dann führte er sie in den Speisesaal. Er erklärte ihr, wie er Johanna austricksen wollte und Coline willigte blindlings ein. Allerdings dachte sie nicht über die Folgen nach.

Johanna machte eine letzte Runde durch die Katakomben. Auf dem Rückweg überkam sie ein kleines Hungergefühl. Also wollte sie sich etwas zu Essen holen. Als sie dann die Beiden im Speisesaal antraf, verzog sich ihr Gesicht zu einer verbissenen Fratze. Schweigend stand sie da und starrte Van Dörren an. Er senkte den Kopf und wartete auf ihr Gebrüll. Wortlos drehte sie sich um und ging. Coline ahnte Schlimmes und bombardierte ihn mit Vorwürfen. „War das dein Plan? Du willst mir gar nicht helfen! Du willst mich genauso quälen, wie diese Ratte!“ Er sah sie verwirrt an, denn Johanna tat doch gar nichts. Er wehrte sich entschieden gegen ihre Anschuldigungen. „Was willst du von mir? Ich werde dich nicht schlagen. Ich will dir helfen.“ Coline glaubte ihm kein Wort und so eskalierte es zum Streit. Noch während sie zankten, sprang die Tür auf und Andreas stand vor ihnen. Coline zitterte augenblicklich am ganzen Leib, denn einer weiteren Folter konnte sie keinesfalls entgehen. Also fügte sie sich freiwillig.

Auf dem Weg in den Saal, rieb sie sich nervös die Hände, denn hinter der Tür wartete Johanna auf eine weitere Chance, ihre Blutgier zu befriedigen. Am Saaleingang hielten sie an. Die Pforte öffnete sich langsam. Andreas schob Coline hinein und rechnete damit, dass Van Dörren nachkam. Doch er stand wie angewurzelt im Gang und stierte durch den Türspalt. Andreas forderte ihn auf, hineinzugehen. Keine Reaktion! Schließlich half er nach.

Da trat Johanna aus einer Nische hervor. Sie verzog keine Miene und beobachtete die Drei. Vor allem Van Dörren wurde gemustert. Johanna zeigte schweigend auf den Altar. Er begriff nicht, was sie wollte und hob die Augenbrauen. Johanna zögerte nicht lange und machte es ihm unmissverständlich klar. „Zeig mir, was du kannst! Ich will, dass du ihr 25 Hiebe verpasst und zwar plötzlich.“ Jetzt war es so weit. Georg Van Dörren musste seine Versprechungen erfüllen. Doch welche? Sollte er zum brutalen Folterer werden und seine Haut retten oder sollte er Coline helfen? Coline sah ihn vorwurfsvoll an. Sie wollte nicht glauben, dass er fähig wäre, eine hilflose Frau zu verprügeln. Mit einem Mal war er wie verwandelt. Er stürmte auf Coline los, riss ihr die Kleider vom Leib und zerrte sie zum Altar. Sein Verhalten schockierte selbst Johanna.

Um Coline herum wurde alles schwarz. Plötzlich stand sie neben sich, im wahrsten Sinne des Wortes. Wieder zeigte sich die Macht des Fluches. Coline entstieg ihrem Körper und bewegte sich frei im Raum. Niemand sah sie, keiner beachtete ihren Geist. Sie konnte zusehen, wie Van Dörren mit der NSDK auf ihren gefesselten Körper einschlug. Wie ein Wahnsinniger drosch er los. Johanna sah ihm entsetzt zu. Sie konnte nicht begreifen, wieso er so ausrastete. Unzählige Male sausten die Bänder nieder und rissen die vielen Narben auf. Viel öfter, als sie sollten. Dann endlich schritt Johanna ein. „Es reicht! Aufhören!“ Schweißnass ließ er die Peitsche fallen und ging beschämt in die Knie. Johanna trat an Coline heran und griff nach ihrer Hand. Für einen kurzen Moment verspürte Johanna so etwas wie Schuldgefühle. Sie sah den leblosen Körper vor sich und wusste nicht mehr weiter. Andreas stand schon parat, um zu sehen, was noch zu retten war.

Johanna stierte Van Dörren wortlos an, winkte ab, drehte sich um und ging. Sollte er selbst mit seiner Schuld klarkommen. Sie musste sich anderen Dingen widmen. Andreas brachte Coline in ihre Zelle und versorgte ihre Wunden. Als er sie verließ, trat Van Dörren ein. Er wollte sich entschuldigen. Doch er brachte keinen Ton heraus. Beschämt machte er kehrt und verkroch sich in sein Zimmer.

Draußen begann es zu stürmen. Van Dörren starrte die alte Eiche auf dem Hof an und versank in seinen Gedanken. Plötzlich klopfte es an die Tür. Erschrocken sprang er auf. „Herein!“ Andreas betrat das Zimmer „Sie wird die Nacht wohl nicht überstehen. Das hat sie dir zu verdanken.“ „Ist es so schlimm?“ Als Antwort bekam er nur einen ungläubigen Blick. Van Dörren ging augenblicklich wieder in die Katakomben, schloss die Zellentür auf und leuchtete hinein. Coline lag wie eine Mumie umwickelt auf ihrem Bett und rührte sich nicht. Langsam näherte er sich ihr und kniete sich hin. Vorsichtig strich er über ihre Hand, doch sie reagierte nicht. Van Dörren versuchte mit ihr zu reden, sich zu entschuldigen. Alles schien vergebens. Er wusste nicht, dass Coline gewissermaßen unsterblich war. Eine Peitsche konnte sie nicht unter die Erde bringen. Für sie gab es nur einen Weg in den Tod.

Plötzlich tauchte Johanna auf. „Was willst du hier?“ Van Dörren schwieg. Er senkte seinen Kopf und schimpfte leise vor sich hin. Er stand auf und drehte sich Johanna zu. „Das werden Sie büßen. Schon sehr bald.“ Johanna lachte spöttisch: „Ich? Habe ich sie fast tot geprügelt? Ich werde gar nichts büßen!“ Van Dörren war keine Bedrohung für sie. Nicht in diesen Hallen und schon gar nicht nach seinem Seitenwechsel. Was wollte er schon machen? Sie befahl ihm, Coline nach oben zu schaffen und ihr alles zu nehmen, inklusive der Verbände. Fassungslos sah er auf das Bett. Coline war nicht fähig irgendwo hinzugehen. Wenn er ihr alles nahm, dann drohte sie zu verbluten. Johanna duldete keine Widerworte. Notgedrungen gehorchte er. Er zerrte sie aus dem Bett, stellte sie auf die wackligen Beine und schob sie aus dem Zimmer. Wie eine Marionette ließ sie sich vorantreiben. Er brachte sie in eine Abstellkammer am Ende des Korridors. Er wagte nicht, sie anzufassen. Deshalb befahl er ihr, selbst die Verbände abzunehmen. Sie sah ihn nur verloren an. Van Dörren drängte: „Mach es nicht schlimmer, als es eh schon ist.“ Coline lehnte sich gegen die Wand und stierte ins Leere. Noch einmal bat er sie zu gehorchen, da sie dennoch nicht reagierte, rupfte er ihr die blutigen Stofffetzen vom Leib. Sie fing zu weinen an, immer lauter und kläglicher. Van Dörren musterte Coline von allen Seiten. Plötzlich verstummte ihr Wehgeschrei. Ihre Sinne schienen zurückgekehrt. „Ist es das, was du willst?“ Er zog sie an sich heran und streifte ihr ein knappes Hemd über. Dann führte er sie in einen Gebäudetrakt, den sie bis dahin noch nicht kannte. Dort gab es einen Zugang zum alten Klostergarten.

Van Dörren öffnete die schwere Eichentür und schubste Coline hinaus. Sie hatte Mühe ihr Gleichgewicht zu halten. Kaum stand sie einigermaßen gerade, sah sie auf eine verwilderte Anlage mit mannshohem Gestrüpp. Nicht ein Baum stand frei, überall wucherte es. Keine Minute später tauchte Johanna auf. „Das ist ab sofort dein Reich. Du wirst diesen Garten wieder zum Blühen bringen, ansonsten blüht dir was. Bei guter Führung bekommst du Kleidung, Essen und einen gemütlichen Schlafplatz. Das ist deine allerletzte Chance. Überlege dir deine Entscheidung ganz genau. Wenn du dich wieder weigerst, geht es dir schlecht.“ Coline glaubte ihr nur den letzten Teil. Alles andere klang wie ein leeres Versprechen. Trotz Johannas Ausführung traute sie sich nach Werkzeug zu fragen und erhielt eine knappe Antwort. „Erst will ich sehen, ob du dich bemühst.“ Johanna verschwand wieder und überließ Coline Van Dörrens Obhut. Coline kehrte ihm den Rücken und sah sich um. Überall gediehen Brennnesseln und wilde Sträucher.

Coline machte den ersten Schritt von der halb zerfallenen Treppe auf die bemoosten Platten. Von allen Seiten berührten die Nesseln ihre nackten Beine und tränkten sie mit ihrem Saft. Sofort begann es zu jucken, doch Coline störte es kaum. Langsam ging sie weiter und verschaffte sich einen Überblick. Immer wieder strich sie an den brennenden Kräutern entlang und schon bald schmerzte jede Faser ihres Leibes. Sie versuchte die Qual zu vergessen, in dem sie sich ein blühendes Idyll vorstellte. Sie vertiefte sich so in das, was sein könnte, dass sie alles andere vergaß. Sie beachtete weder Van Dörren, noch sah sie Johanna auf der Galerie umherlaufen.

Coline rupft los und kämpfte sich hartnäckig voran, obwohl ihre Wunden immer heftiger schmerzten. Dieser eiserne Wille vernichtete Johannas Pläne, denn sie rechnete fest mit Widerstand. Sie musste einen neuen Weg finden, um ihre Blutgier zu befriedigen. Sie lief sofort in den Garten und überraschte Van Dörren, als er Coline bedrängte. Johanna schrie vor Zorn: „Was soll das werden? Du hast sie wohl nicht mehr alle? Finger weg!“ Erst David und dann er! Das war zu viel. In blinder Wut griff sie ein Bündel Brennnesseln und schlug Van Dörren ins Gesicht. Er jammerte und kuschte. Sogleich kam Coline dran und musste die Schmerzen am ganzen Leib ertragen. Wie von Sinnen schlug Johanna auf beide ein, bis sie sich vor ihr auf die Knie warfen. Van Dörren beteuerte seine Unschuld. Er behauptete, dass Coline ihn verführte. Johanna wollte nichts davon hören und schickte ihn weg. Dann widmete sie sich Coline. Mit erhobenem Finger wackelte sie auf sie zu. „Du wirst noch heute die Hälfte vom Unkraut rupfen, ansonsten kannst du was erleben.“ Nach dieser Drohung ließ sie Coline allein.

Van Dörren schlich zurück, um sie zu holen. Coline wollte aber nicht mitgehen. Sie wusste, was er im Sinn hatte und wich ihm aus. Sie hatte ohnehin genug Probleme, da brauchte sie keinen zweiten David. Van Dörren ließ sich aber nicht einfach zurückweisen. Hart packte er zu, zerrte sie an sich heran und zischte: „Jetzt zeig ich dir etwas, das du noch nie erlebt hast.“ Er trieb sie in die Katakomben und sperrte sie in eine Kammer. Coline flehte ihn an, sie in Ruhe zu lassen, doch er lachte nur. Schwungvoll warf er die Türe zu und verschwand für eine knappe Stunde. Als er zurückkam, kauerte Coline am Boden. Van Dörren ging auf sie zu und streckte seine Hand nach ihr aus. „Komm mit, es ist so weit.“ Sie krümmte sich immer weiter zusammen, denn sie ahnte, was er mit ihr vorhatte. Er griff nach ihrem Arm und zog kurz daran. „Komm, die ganze Zeit hat dich deine Blöße auch nicht gestört.“ Plötzlich fiel er über sie her. Coline schrie, sie wand sich und versuchte vergeblich zu entkommen. Van Dörren streckte sie mit roher Gewalt am Boden aus. Er kettete ihre Glieder an, knebelte sie und begrapschte ihren Körper. Brutal stillte er seine Gier. Danach löste er ihre Fesseln und verließ die Kammer.

Stunden später wollte Johanna nach Coline sehen. Sie ging in den Garten und suchte nach ihr. Sie dachte sofort an eine Flucht, doch gab es keinen Ausweg. Schließlich rief sie nach Van Dörren. Sie schrie durch alle Gänge, aber er antwortete nicht. Erst auf dem Weg in die Katakomben traf sie ihn. Sie stellte ihn zur Rede und fragte, wo Coline war. Van Dörren geriet ins Schlingern. „Ich habe sie in eine Zelle gesperrt, weil sie nicht hören wollte.“ „Wer gibt dir das Recht dazu?“ keifte ihn Johanna an. Van Dörren schwieg und Johanna machte sich auf den Weg nach unten. Als sie Colines Stammzelle leer vorfand, schrie sie durch alle Gänge: „Verdammt noch mal! Wo ist das Miststück?“ Schleunigst stürmte sie zu ihm zurück und bedrängte ihn mit Vorwürfen. Van Dörren versicherte, dass er sie einschloss und rang nach Erklärungen. Johanna drohte ihm energisch und verlangte, dass er sie holen sollte. Er schwor, dass sie nicht weglaufen konnte. Jedoch wollte Johanna nichts davon hören. Plötzlich wurde auch er wütend und schrie: „Hol sie doch selbst!“ Gerade noch rechtzeitig griff David ein. Nun stritten sie zu dritt. Endlich erinnerte sich Van Dörren, in welche Zelle er Coline sperrte und ging sie holen. Johanna ließ es sich aber nicht nehmen, ihm noch eine Warnung hinterher zu schreien: „Ich hoffe du bringst sie mir, sonst kannst du was erleben!“ Er nahm es gelassen. „Dann schlage ich vor, dass Sie einfach mitkommen.“ Van Dörren führte Johanna zur Zelle und steckte noch tiefer in der Klemme. Die Tür stand weit offen, Coline war nicht mehr da und Johanna entdeckte, was mit ihr geschehen war. Da hieß es nur: „Ab mit ihm, in den Saal!“

David zerrte ihn durch die Gänge bis zum Altar, legte die Ketten an und ließ ihn allein zurück. Diesen Moment erwartete ein heimlicher Spion. Leise näherte er sich und schnaubte Van Dörren an. Erschrocken sah er zu ihm auf. Plötzlich ein kurzes Knurren und dann Van Dörrens jämmerlicher Schrei. Er empfing ein blutiges Andenken an Colines Vergewaltigung. Gleich darauf betrat Johanna den Saal. Sie sah die frischen Wunden und suchte nach dem Täter. Dafür sollte David büßen und Johanna fauchte ihn an: „Warum hast du nicht gewartet?“ Er wies jede Schuld von sich, aber sie glaubte ihm nicht. Erst als sie näher herantrat und die tiefen Schrammen sah, wurde ihr die Herkunft bewusst. Johanna sah Van Dörren ins Gesicht. „Das ist noch nicht deine Strafe!“ Bevor Sie ihr teuflisches Werk vollzog, befahl sie ihm, Colines Versteck zu verraten. Da er es nicht kannte und Johanna ihm das nicht glaubte, erhöhte sie die Strafe um ein Vielfaches. Trotz aller Mahnungen kam sie nicht weiter. Also ging David auf die Suche. Er fand Coline mitten in den Katakomben. Sie weinte bitterlich und wich ihm ängstlich aus. David forderte sie auf freiwillig mitzukommen. Doch sie wagte es nicht. Er beschwor sie aufzustehen und in den Saal zu gehen. Aber alle Bemühungen schienen vergebens. Eine letzte Warnung und er zerrte sie an sich heran. Er öffnete mit ihrem Ring eine Seitentür zum Saal und stieß sie hinein. Johanna schnellte herum. Kaum sah sie Coline, erschallte ihr Befehl. „Komm hier her!“ Sie beobachtete ihr Opfer bei jedem Schritt und beschloss, ihr einen neuen Keuschheitsgürtel zu verpassen, diesmal mit zugehörigem Oberteil. Sofort drohte sie Coline den neuen Gürtel an, doch der gewünschte Effekt blieb aus. Coline zuckte unbewusst mit den Schultern, weil sie nichts anderes erwartete.

Andreas erschien und durfte gleich wieder kehrt machen, um das zweite Exemplar zu holen, das schon lange in Johannas Schublade lag. Seit dem Tag an dem der Erste weichen musste. Das zweite Modell unterschied sich nur in einem Punkt vom Ersten. Diesmal verteilten sich die inneren Nadeln auf der ganzen Fläche. Auch wenn der Gürtel nicht viel Leder besaß, so schmerzte diese Variante doch wesentlich mehr als die Erste.

Van Dörren sah schockiert mit an, wie David an Coline herantrat. Sie standen sich gegenüber. Er beugte sich hinter sie, legte seine Arme um ihre Taille und drückte sie nach unten. Andreas nahm den neuen Gürtel und legte ihn auf ihre nackte Haut. Mit der bloßen Hand schlug David die ersten Nadeln in ihr Fleisch und Coline schrie. Nachdem er den Anfang gemacht hatte, legten sie Coline flach auf den Boden, rissen ihre Beine auseinander und schlugen das restliche Leder an. Zuletzt schlossen sie die Schnallen an den Seiten und drehten die Schlüssel um.

Coline gebärdete sich wie eine Furie. Sie heulte so laut, dass ihr David wieder den Mund stopfte. Dann machten sie sich daran, ihr das Oberteil anzulegen. Coline wehrte sich heftig und so fesselten sie ihre Arme und Beine. Ihre Schmerzen stiegen stetig und doch waren sie nicht halb so real, wie sie hätten sein müssen. Was lange Zeit nur ein böser Traum war, erwies sich nun als sehr nützlich. Der Ring verschonte Coline vor zu viel Leid, auch wenn sie ihn nicht am Finger hatte.

Diesmal schlug Andreas die Nadeln in Colines Leib und David schleppte sie anschließend zurück in ihre Zelle. Nun war Van Dörren an der Reihe. Er flehte Johanna noch um eine zweite Chance an, doch sie war fest entschlossen ihn zu bestrafen. Ungnädig verbot sie ihm das Reden und nahm die NSDK. Sie befahl, den Delinquenten umzudrehen. Sie wollte eine ganz bestimmte Stelle treffen, sodass ihm die Lust am Sex endgültig verging. Van Dörren winselte pausenlos um Gnade, aber Johanna ließ sich nicht mehr umstimmen. Sie umfasste den Griff, holte aus und schlug zu. Auch in seinem Fleisch blieben die Dornen stecken. Johanna riss die Peitsche wieder heraus und zerfetzte ihm die Genitalien. Van Dörren schrie ohrenbetäubend, sodass sie auch ihm den Mund stopfte. Dann setzte sie ihr blutiges Werk fort. Er erlitt viele Hiebe und konnte danach nur noch als menschliches Wrack hinaus gebracht werden. Johannas Wut schwächte sich aber noch nicht ab. Tagelang peinigte sie ihn mit Spott und quälenden Berührungen. Sie wollte ihn bei jeder Gelegenheit an seinen Fehler erinnern.


Eine Lüge für die Freiheit

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