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Was ist die »reproduktive Leistung«?
ОглавлениеWissenschaftler sind stolz auf ihre eindrucksvollen Wortneuschöpfungen. Unsere Kollegen, die Demografen, sprechen beispielsweise von der »reproduktiven Leistung« oder »Fertilität« einer Gesellschaft (Mütter wissen, dass diese vorgeblich gesamtgesellschaftliche Leistung vor allem ihnen Opfer abverlangt). Ein häufig benutztes Maß der Fertilität ist die Gesamtfruchtbarkeitsrate.
Die Gesamtfruchtbarkeitsrate gibt die Anzahl der Kinder an, die eine Frau während ihres reproduktionsfähigen Alters (willkürlich festgelegt auf 15 bis 49 Jahre) im Durchschnitt bekommen würde, wenn sich die Fruchtbarkeitsverhältnisse in der Bevölkerung nicht ändern.
Einfacher gesagt: Die Gesamtfruchtbarkeitsrate gibt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau an. Damit eine Kindergeneration gleich groß ausfällt wie ihre Elterngeneration, sind in den Industrienationen 2,1 Kinder je Frau erforderlich. Zwei Kinder pro Frau reichen nicht aus, weil geringfügig mehr Jungen als Mädchen geboren werden und einige wenige Kinder sterben.
In Deutschland beträgt die Gesamtfruchtbarkeitsrate rund 1,5 Kinder je Frau. Damit pflanzt sich eine Elterngeneration nur zu zwei Dritteln fort. In ost- und südeuropäischen Ländern liegen die Gesamtfruchtbarkeitsraten ähnlich oder sogar noch niedriger. Anders in Frankreich, dort beträgt sie immerhin fast 1,9. In den westafrikanischen Ländern liegt sie sogar zwischen vier und fünf Kindern je Frau.
Die Gesamtfruchtbarkeitsrate heißt auf Deutsch auch »zusammengefasste Geburtenziffer«. Englischsprachige Epidemiologen bezeichnen sie als »total fertility rate« (TFR).