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Prolog

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Morgens. Vögel sind zu hören, sie zwitschern. Viele Menschen machen sich auf den Weg zur Arbeit. In einer Großstadt, wie Amsterdam, kommt man am besten mit Straßenbahn oder Metro voran.

Eine Frau mit rotem Haar kommt gerade aus einer Bäckerei, unter ihrem Arm ihre Aktentasche, in der rechten Hand einen Coffee-To-Go, in der linken Hand die Brötchentüte.

Beim Verlassen blickt sie nach rechts und nach links, um niemanden über den Haufen zu laufen.

Sie geht einige Schritte und biegt dann rechts ab und geht die Treppe hinunter. Es geht zur Metro.

Um die Ticketschleusen zu passieren, nimmt sie die Brötchentüte zwischen ihre weißen Zähne und hält die Rückseite ihrer Tasche an den Sensor. Dahinter hat sie wohl ihre Metrokarte.

Sie geht durch die Schleuse, klemmt die Aktentasche unter den Armen und nimmt die Brötchentüte wieder in die Hand, an der bereits drei Speichelfäden heruntergelaufen waren.

Zum Glück ist nichts auf‘s Outfit getropft. Sie geht zügig durch eine kleine Halle. Auf dem Weg zu den Gleisen schweift ihr hektischer Blick durch die Räumlichkeiten.

Wände, Decke und Boden kahl, trist und dreckig.

Sie geht nun eine Treppe hinunter zum Gleis.

Abfahrt in einer Minute. Pünktlich.

Die Bahn fährt gerade ein. Der Bahnsteig war nicht besonders voll, aber leer war der Bahnsteig auch nicht. Die Metro hält an. Die Türen öffnen sich. Erst aussteigen, dann einsteigen.

Jetzt steigt auch die rothaarige Frau ein. Zu ihrer linken erspäht sie einen Viererplatz. Dort sieht sie bisher nur eine Frau am Fenster, die wie angewurzelt auf ihrem Platz sitzt.

Die Frau mit der Aktentasche, Brötchentüte und Kaffee setzt sich gegenüber und grüßt sie kurz freundlich ohne Hintergedanken. Die junge Frau antwortet ihr nicht, sie schaut sie an. Ihr Blick ist in Fahrtrichtung gerichtet.

Jetzt setzt sich ein dicker Mann rechts neben die Frau mit Brötchentüte. Gerade wollte die Frau sich mit ihrer Tasche, dem Kaffeebecher und der Brötchentüte arrangieren und jetzt ist der Platz neben ihr besetzt. Mist.

Die Metro fährt los. Plötzlich wird es dunkel. Wackelkontakt mit der Oberleitung. Das Licht geht sofort wieder an. Die Augen mussten sich nicht mal umgewöhnen.

Die Dame mit der Aktentasche wirkt sichtlich unbeholfen mit ihren Sachen. Sie schaut nochmal die Frau ihr gegenüber an und fragt: „Können Sie nicht mal eben?“ Sie deutete damit an, dass die junge Frau ihr eben die Tasche abnimmt.

Im gleichen Moment versucht die Dame, ihre Tasche der Frau in die Hand zu geben. Die Hände der Frau bewegen sich aber kein Stück, keine Anstrengungen die Aktentasche entgegenzunehmen. Die Dame bemerkt dies nicht und stößt sie mit der Aktentasche an. Die Dame blickt zeitgleich zum Mann neben sich, der gerade dabei war, in der Nase zu popeln. Für die Dame fühlte es sich so an, als ob die Frau ihr gegenüber die Aktentasche entgegennehmen würde.

Intuitiv lässt die Dame die schwere Aktentasche mit Laptop, Notizblock und einer Flasche Wasser los. Zeitgleich ruckelt der Waggon der Metro, sodass die Frau, die beim Einsteigen wie angewurzelt auf ihrem Platz saß, langsam nach vorne kippt.

Wie in Zeitlupe kippt die Frau nach vorne. Mit ihrem Kopf landet sie im Schoß der rothaarigen Frau, die sich erschreckt.

Der dicke Mann neben ihr erschreckt sich ebenfalls und zieht den popeligen Finger rasch aus der Nase. Weil er am Gang sitzt, springt er automatisch auf.

Die Frau, die nun einen Kopf in ihrem Schoß liegen hat, zuckt zusammen.

Die blonden Haare der jungen Frau liegen auf ihrem Oberschenkel und hängen neben ihren Knien.

Die rothaarige Dame bemerkt plötzlich, wie ihr etwas Warmes am Knie entlangläuft. Sie schiebt die junge Frau, die regungslos und steif auf ihr liegt, in ihre Ausgangsposition, als sie auf einmal erkennt, dass das Warme an ihren Knien Blut war. Blut.

Instinktiv lässt die Dame die junge Frau los, die auf den freien Platz schräg gegenüber kippt. Wie ein Sandsack fällt die Frau auf den Platz neben ihr. Dann sinkt die junge Frau zu Boden.

Im gleichen Moment entdeckt die Dame, die den Kaffeebecher noch immer in der Hand hält, dass das Blut, das ihr soeben am Knie entlanggelaufen ist, zu der Frau gehört. Sie sieht wie die Frau am Boden liegt und ihr Blick überfliegt das junge Ding. Im gleichen Moment erkennt sie, wo die Quelle des Blutes war: Im Nacken der Frau war eine frische Narbe, die zugenäht worden war. Die Naht hatte scheinbar nicht gehalten, sodass der jungen Frau das Blut entlang des Halses floss.

Ex abrupto lässt die Dame ihren Kaffeebecher, den sie in der rechten Hand hielt, fallen. Der Kaffeebecher fällt zu Boden und die rothaarige Frau fängt an zu schreien.

Die Aufmerksamkeit der anderen Fahrgäste ist jetzt allein bei den beiden Frauen: eine am Boden, eine am Schreien.

Die Metro fährt in den Bahnhof ein.

Metrod

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