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Kapitel 4 - Begegnungen unter dem Mond

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Mehr noch als sonst beherrschte die Dunkelheit den Wald in jener Nacht. Kein Licht von den Gestirnen, denn Wolken verhangen pechschwarz das Firmament. Nur ganz selten zeigten sich Sterne, glimmten wie eine schwache Erinnerung an sich selbst. Der Wind brachte ein Rauschen ins Blätterdach, das sich weiter steigerte und kurzzeitig wie ein zorniges Grollen klang. Als er wieder abebbte, war es wieder allein die lebendige Wildnis, die man hörte. Es knackte im Unterholz. Eine Eule heulte. Kurz darauf fauchte eine Wildkatze. Kleinere Tiere huschten raschelnd durch das Laub. Einige flohen plötzlich mit angsterfüllten Tönen, denn der Jäger war gekommen.

Mit großer Hast klatschte eine schwarze Pfote in eine Wasserpfütze. Der Werwolf raste in Tiergestalt durch den Wald. Hechelnd lief er zwischen den Bäumen einer Anhöhe vor sich hoch. Zielgerichtet bewegte er sich mit eleganten Bewegungen fort. Wie Wasser, wie ein fließender Schatten glitt er auf dünnen Beinen, die in der Geschwindigkeit des schnellen Laufes flirrten. Der große Schädel weit nach vorne gestreckt, mit dem Schwanz stets das Gleichgewicht balancierend. Der Beutel auf seinen Rücken gebunden war wie ein wippender Buckel, der manchmal an der umgebundenen Schnur hoch in die Luft flog.

Mit scharfen Augen, die in der Nacht so gut sahen wie bei Tag, erspähte er in der Entfernung eine lang gezogene, felsige Kluft, die seinen Weg kreuzte. Die gespitzten Ohren erzählten ihm vom plätschernden Nass darunter. Mit der Schnauze konnte er sogar die Fische riechen, die im großen Bach mit der Strömung schwammen. Schnell schätzte er die Entfernung ab. Der Sprung sollte kein Problem sein. Mit einem gewaltigen Satz war er auf der anderen Seite, landete weich auf mit Moos bewachsenen Steinen. Nur wenige Meter weiter hatte er wieder seine volle Laufgeschwindigkeit erreicht.

Ein rötlicher Schatten flatterte vor gerade zaghaft glimmenden Sternen. Die Krähe krächzte laut von oben herab. Fast gleichauf mit ihrem wilden Gefährten glitt sie mit ausgebreiteten Flügeln über die Baumkronen hinweg. Der Flugwind zerzauste ihr glänzendes Gefieder. Die dunkelgrünen Augen blickten suchend über das Land hinweg. Ein weiteres Mal gellte sie einen Laut mit langem Schnabel. Sie streckte die Beinchen kurz aus, zog sie dann aber wieder rasch an sich heran um den Luftwiderstand zu minimieren.

Weshalb verwandelter Werwolf und Matrone allein die Nacht für das Reisen bevorzugten war klar, denn in den dunklen Stunden waren sie schneller, scharfsinniger und machtvoller. Es war ihre natürliche Zeit, die Zeit, in der ihre Götter und Vorfahren dereinst geboren wurden. Die meisten Menschen fürchteten die Welt, wenn sie ohne Sonne war, fürchteten was sich im Schatten verbarg, was sie nicht klar sehen konnten, was sie vielleicht nur hörten, nur viel zu kurz erspähten, argwöhnten, fantasierten. Und alle Sterblichen, die allein den Tag anbeteten, fürchteten sich nur allzu recht, denn Monster lauerten tatsächlich in der Finsternis. Auch der Werwolf war ein Monster, aber eines, das das Volk der Menschen beschützte. Das Geisterreich war näher unter dem Mond, der Übergang zwischen den Welten weniger weit. Die eigentliche spirituelle Kraftquelle der Erwählten damit leichter zugänglich. Dies bedeutete wiewohl, dass gute wie böse Geister einfacher in die Dieswelt eindringen konnten.

Mit kräftigem Flügelschlag eroberte die rote Krähe weitere Höhe. Da zeigte sich ein zunehmendes Schimmern im Blick, seltsame Formen und Farben spiegelten sich darin, die aber in der pechschwarzen Umgebung des Landes keinen Ursprung haben konnten. Sie blinzelte. Eine der großen Formen begann zu wogen, wurde schnell größer, dann schloss sie die Augen kurz, öffnete sie wieder im natürlichen Glanz. Heftiges Flattern, strauchelnder Flug. Sie krächzte wieder, sehr laut, deutlich hörbar für den Wolf.

Dieser verstand sofort. Sie änderte die Richtung, bog scharf gen Norden mit kräftigen Schlägen ihrer Schwingen. Er schlug einen Haken und folgte ihr zu ebener Erde.

Die Tiere der Nacht wurden unruhig, schrien schließlich gemeinsam in Furcht. Vögel flohen von einem unbestimmten Ort im Forst, der kaum zwei Meilen vor den beiden verwandelten Gefährten lag, von dem sich diese aber nun mit zunehmender Geschwindigkeit entfernten. Dort erzitterten mit einem Mal die Bäume und ihren Kronen wurden die Blätter entrissen, die wiederum hoch und immer höher wirbelten. Sie formten einen scheibenförmigen Zyklon an jener Stelle in der Luft, wo der Mond vermutet werden konnte. Da zuckten seltsame Blitze und ein zunehmend schriller Ton war zu hören. Das Schauspiel war so unwirtlich wie erschreckend. Irgendwann schien es aber seinen Höhepunkt erreicht zu haben und die Ruhe der Dunkelheit gewann wieder ihr Reich zurück. Bald erinnerten nur noch einige gebrochene Äste und das von großer Höhe fallende Laub an das eben Geschehene.

Weiter und immer weiter lief der Wolf, dem sicheren Geleit der Krähe folgend. Viele Meilen legten die beiden Geschöpfe in dieser Nacht noch zurück, ehe sie erst mit dem Morgen wieder Ruhe finden würden.

Die bleiche Sichel des abnehmenden Mondes spiegelte sich im schwarzen Wasser des Weihers. Sumpf und Wald gingen in dieser unwirtlichen Gegend ineinander über. Der Boden war an vielen Stellen weich und morastig, dennoch konnten feste Pfade leicht ausgemacht werden zwischen Farnen und von Moos bewachsenen Steinen. Pilze wucherten zahlreich. Totholz ragte halb versunken empor. Vereinzelt kroch Dampf aus versteckten Löchern. Ein gewisser Fäulnisgeruch hing in der Luft, die sich hier schwerer und wärmer anfühlte. Zahlreiche Insekten schwirrten zur späten Stunde umher. Fledermäuse waren ihre Jäger. Frösche quakten, Grillen zirpten, Glühwürmchen tanzten. Auf den klebrigen Fangblättern des fleischfressenden Sonnentaus zappelten Fliegen.

Etwas unruhig und vor allem durstig streifte der Geächtete in Wolfsgestalt umher. Eine überraschende Erschöpfung hatte ihn einige Meilen zuvor gepackt und obwohl der Morgen zur Rast noch eine Stunde fern war, wollte er sich hier doch eine Pause gönnen. Schwer hechelnd trottete er langsam auf das tiefe Nass des Weihers zu, das willkommene Erfrischung verhieß. Kurz hielt er inne, denn irgendetwas gab ihm gerade ein ungutes Gefühl. Er stellte die Ohren auf, hielt die Schnauze in die Luft, suchte die Umgebung mit seinen zweifarbigen Augen ab. Der Wind rauschte etwas lauter durch die Blätter und das erwartbare Getier schlich mit zunehmenden Abstand an ihm vorüber, bis auf eine kleine Smaragdeidechse, die sich erstaunlich unbeeindruckt von seinem Wesen zu seinen Pfoten vorbei bewegte. Nichts war, weswegen er sich irritiert oder gar bedroht fühlen sollte. Da fiel ihm auf, dass er die rote Krähe vermisste. Kurz zuvor hatte sie noch ihre Kreise über ihm gezogen, aber nun war sie schon eine Weile zu lang aus seinem Sichtfeld verschwunden. War sie etwa weiter geflogen und hatte nichts bemerkt von seiner frühen Verweilen? War sie bereits in seiner Nähe gelandet und verwandelte sich gerade zurück? Nein, er sah sie nicht, roch sie nicht, hörte sie nicht. Er knurrte und dachte, er mache sich zu viele Gedanken und außerdem hatte er jetzt einfach nur Durst. Er entwand sich mit dem Maul vom umgehängten Beutel, dann trottete er zum Rand des Weihers und begann zu trinken. Mit der Zunge labte er sich am Wasser, fühlte sich zunehmend gestärkt.

Da bemerkte er eine Bewegung in der Tiefe. Etwas war da unten. Rechts von ihm klatschte es, Wellen glitten über die unruhig gewordene Oberfläche. Er hob den Kopf, stutzte, ging einige Schritt zurück, knurrte ins Dunkel. Wieder Stille. Mit nervösen Augen suchte er seine Umgebung ab. Sollten ihm jetzt schon Fische das Fürchten lehren? Im nächsten Moment vernahm er ein deutliches Rascheln gegenüber am anderen Ufer. Kein verdächtiger Geruch, keine wahrnehmbare Bedrohung. Zorn regte sich in ihm, Zorn über sich selbst, über feige Gefühle. Hier war es wie überall in der Wildnis, dies war eine Nacht wie jede andere. Seinesgleichen brauchte keine Angst zu haben, hatte keine Angst.

Als er wieder kühles Nass lecken wollte und sich sein Blick zur Tiefe senkte, da starrten ihn zwei gelbe, geschlitzte Augen an. Er erschrak, heulte auf und wich zurück. Kaum eine Sekunde später explodierte das Wasser und mit einem gewaltigen Satz sprang ein riesiger, feucht glänzender Körper ans Ufer. Ein lautes Zischeln war zu hören, dann ein ekelhaftes Fauchen. Eine schwarzgrüne Echse von monströsen Ausmaßen baute sich vor dem Werwolf auf. Das Schuppenkleid, mit spitzen Höckern und Hautkämmen auf Haupt und Rücken, glitzerte wild im Mondlicht. Der lange Schwanz peitschte durch die Luft, die langgliedrigen Klauen gruben sich in den Morast. Böse funkelten die Augen, Geifer tropfte von den langen Zahnreihen herunter.

Der Geächtete fasste sich wieder. Er begriff schnell, dass das Ungetüm vor ihm nur ein Werbasilisk sein konnte. Sanara und er reisten seit einigen Tagen knapp hinter der nördlichen Grenze ihres Klansreviers. In dieser Nacht waren sie aber offenbar doch etwas tiefer eingedrungen, als sie eigentlich vor gehabt hatten. Nur mit Glück hätten sie eine Begegnung gänzlich vermeiden können.

Der Werwolf wagte keine Verwandlung in die Kriegsgestalt. Dies wäre einer offenen Provokation gleich gekommen. Jetzt hieß es erstmals Ruhe bewahren. So schlich er nur vorsichtig und langsam zur Seite, senkte den Kopf etwas und knurrte. Die riesige Echse wartete zuerst ab, hob zwischendurch den Schädel in die Luft, zischte laut und ließ die violette Zunge dabei tanzen. Eine Geste der Herausforderung, aber schließlich war auch der Geächtete der Eindringling. Beide umkreisten sich, belauerten einander. In ihren Blicken tobte ein Kampf. Hier geschah gerade ein altes Ritual, das in den meisten Fällen damit endete, dass beide voneinander abließen und ihrer Wege gingen. Aber eine Begegnung wie diese war keine ungefährliche Situation, mochte sogar tödlich enden, denn vielleicht hatte es der Werbasilisk auf den Geächteten, einen einsamen Wolf, sogar abgesehen oder er nahm die Revierverletzung etwas zu ernst.

Ein Schwirren in der Luft, ein bekanntes Krächzen. Die junge Matrone tauchte unvermittelt wieder auf und landete als rote Krähe neben dem Wolf. Langsam verwandelte sich Sanara wieder zurück in Menschengestalt. Mit ernster Miene sah sie auf die Echse, der kurz etwas irritiert erschien.

Sie erhob sich langsam und sprach dann laut und bestimmt: „Ich bin Sea Sanara, Matrone vom Zirkel des Waldes der Welt. Dies ist mein Begleiter, ein geächteter Werwolf. Gemeinsam reisen wir auf Geheiß des Großen Vaters Gorond gen Westen. Wir bitten um Verzeihung für unser unbedachtes Eindringen in das Revier des Klans Basilisk. Wir suchen hier nichts, wir wollen hier nichts. Wir bitten um freies Passieren.“

Sie senkte den Kopf etwas und wartete ab, wie der Werbasilisk reagieren würde. Mit ihren Händen umklammerte sie ihren Stab fester, denn vielleicht würde sie ihn sogleich gebrauchen müssen.

Da ertönte vom anderen Ufer des Teichs ein lautes Wort in einer alten Sprache. Alle drei Erwachten blickten überrascht hinüber. Eine Frau trat aus dem Schatten der Bäume, eine ältere Matrone, die in eine tief blaue, teils schuppige Kluft gehüllt war. Ihr Gesicht war in der linken Gesichtshälfte fast vollständig tätowiert. Langes, mehr graues als schwarzes Haar ruhte auf ihren Schultern. Sie hielt einen langen Stab in der Hand. Links und rechts von ihr tauchten zwei weitere Werbasilisken auf, einer war besonders groß und mächtig. Rote Muster auf Schädel und Rücken.

Die hohe Dienerin der Allmutter machte eine fast unmerkliche Geste mit der Hand. Da glitt der Herausforderer von Sanara und dem Wolf mit einem weiteren Fauchen wieder zurück ins Wasser und schwamm langsam zu seiner Schwester und seinen Brüdern hinüber.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, aber im ernsten Ton sprach die Matrone des Echsenklans: „Sanara also, und der Geächtete der Wölfe. Seid willkommen im Reich der Basilisken! Längst haben die Geister, und nicht nur die, von euch berichtet. Irgendwie hatte ich gehofft, euch mit eigenen Augen zu sehen.“

Die Angesprochene war zuerst etwas verunsichert, was sie von dieser überraschenden Zusammenkunft halten sollte. Aber keine Matrone würde jemals eine Schwester bedrohen. Da kam ihr in den Sinn, dass dies wohl nur die Mada des Klans sein konnte.

„Ihr müsst Mada Wilundra sein.“, sprach Sanara darauf. „Ich grüße euch. Hier sind wir, die ihr sehen wollt.“

„Eure Intuition spricht für euch, Schwester.“, sagte Wilundra. „Weit habt ihr es geschafft auf eurer Queste. Gava Meduna hat die einzig Richtige entsandt. Ihr werdet weder ihr Vertrauen noch ihre Zuversicht in eure Kräfte enttäuschen.“

„Habt Dank, ehrwürdige Mada.“

Die Angesprochene wand sich dem Werwolf zu: „Geächteter, seid dankbar, dass sie es ist, die euch gefunden hat und heim holen wird. Wärt ihr alleine, hätten wir euch längst getötet. Kein Verstoßener keines Klans hat jemals unser Revier lebend verlassen.“

Etwas an Zorn wallte in ihm auf, aber er schluckte diesen hinunter. Eine Geste war angebracht. Er verwandelte sich zurück in Menschengestalt und verbeugte sich wortlos.

Mada Wilundra nickte ihm zu und sagte: „Wie ich sehe, wisst ihr gebührenden Respekt zu zeigen und euren Zorn habt ihr zuvor auch zurückhalten können. Ihr sollt haben, wonach es euch verlangt. Zieht weiter ohne Sorge, denn der Klan Basilisk wird euch ziehen lassen.“

Die ältere Matrone wollte sich schon umdrehen, hielt aber in der Bewegung inne. Sie überlegte kurz und blickte dann ernst auf ihre junge Schwester: „Wisset noch dies, Sea Sanara: ihr mögt dem Vortexgeist, der sich beinahe Zutritt in die Dieswelt verschafft hätte, rechtzeitig geflohen sein, aber weitere Gefahren erwarten euch noch auf eurem Weg. Spähverbände von Skrael durchstreifen die Lande, zu tief in den Reichen. Wenn ihr weiter im Südwesten seid, hütet euch vor den Zwillingen in den Grauen Bergen. Etwas geschieht dort, etwas Böses. Und was der Wolf mit sich trägt, kann Unheil entfesseln oder abwenden. Vielleicht auch beides. Mehr werde ich euch nicht sagen. Lebt wohl.“

Dann verschwand die alte Matrone wieder im Schatten des Waldes, die drei Echsen im Geleit. Nur der Größte warf den Eindringlingen noch länger einen abschätzigen Blick hinterher, ehe auch er davon schlich.

„Ihr seid erst spät wieder aufgetaucht.“, sprach der Werwolf.

Sie blickte ihn etwas streng an, auf diese Wortmeldung hin. Dann seufzte sie und sagte: „Mada Wilundra hat mich von euch weg gelockt, wie es jetzt im Nachhinein offensichtlich ist. Ich war kurz orientierungslos geworden und dies war gewiss ihr Zauber gewesen. Euer Durst hat euch wohl ebenso nicht zufällig genau an diesen Teich geführt.“

„Wir sind also gerade vorgeführt worden.“

„Allerdings. Eine kleine Vorstellung um uns einzuschüchtern. In ihrem Revier haben sie auch alles Recht dazu, aber ich bin mir gewiss, dass uns beiden keinen Moment echte Gefahr gedroht hat. Die ehrwürdige Matrone ist sicher längst informiert worden, in wessen Auftrag ich handle und dass der Wolfsgott euch unversehrt wiedersehen will.“

Der Geächtete brummte kurz abschätzig. Die Begegnung war also in dieser Art überflüssig gewesen. Im Grunde war es nur um das Markieren von Grenzen und dem Austausch von Floskeln gegangen.

Sanara aber wusste auch, dass ihre bloße Präsenz an seiner Seite den Geächteten bis zu einem gewissen Grad schützte. Die Todesdrohungen gegenüber ihm aus dem Mund der Mada waren nicht völlig hohl und unbegründet. Die Worte des verfallenden Wolfsgottes galten nicht mehr für alle als heilig und bedingungslos zu befolgen. Aber sie verzichtete dies extra zur Sprache zu bringen.

Sanara sagte dann: „Egal, immerhin werden uns nun keine Echsen mehr aufhalten. Lasst uns weiterziehen, Wolf.“

Für ihn war die Unterredung noch nicht ganz beendet, also fragte er noch: „Und der Mada letzten Worte? Was haltet ihr von ihren Warnungen?“

Sie zögerte mit der Antwort. Eigentlich nahm sie diese mehr als ernst und hatten sie sogar ein wenig erschreckt. Niemals sprachen Matronen derlei Warnungen gegenüber Schwestern leichtfertig und unbegründet aus. Aber sie hatte im Moment wahrlich keine Lust, dem Werwolf mehr zu erklären.

Sanara ging auf dem morastigen Boden in die Knie. Spielerisch glitt sie mit der Hand über Sträucher und Moos, griff einen Stein und schmiss ihn ins Wasser.

Sie beobachtete für eine Weile wortlos die kleine Unruhe von Wellen auf der dunklen Oberfläche, wandte sich dann mit halber Kopfdrehung zu ihm um, blickte ihn aber nicht direkt an und sprach: „Lasst dies meine Sorge sein, Geächteter. Ich halte davon, was ich davon halten muss. Aber ich sage euch: dankt nach der Rückkehr nicht nur eurem Gott, dankt auch der Schwesternschaft. Ihr lebt, weil wir für euch das Wagnis suchen müssen.“

Er verstand, auch wenn es für ihn noch immer keinen rechten Sinn ergab, warum seine Rolle in dieser Welt noch so wichtig sein sollte.

Er nahm den Beutel, nickte ihr zu. Sie hatten schon genug Zeit verschwendet. Es galt noch einige Meilen hinter sich zu lassen, ehe der Morgen graute. Tatsächlich begegneten die beiden auf ihrem Weg zum Wald der Welt keinem einzigen Basilisken mehr.

Der Vater der Wölfe

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