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Die ältesten Fossilien der Welt Apex Chert
ОглавлениеÜBER DIE FRAGE, wie Leben aus einem nicht lebendigen Vorläufer entstehen konnte, zerbrechen sich unzählige Wissenschaftler die Köpfe, und wir sind von einer Antwort noch weit entfernt. Fossilien sind dabei nur bedingt hilfreich. Sie zeigen jedoch, dass alle lebenden Organismen, die älter als 600 Millionen Jahre sind, klein und einfach gebaut waren, wie die modernen Bakterien, und dass sie in mehr als Zweidritteln der 4,6 Milliarden Jahre langen Erdgeschichte existierten.
1993 beschrieb Professor J. William Schopf (* 1941), ein renommierter Spezialist für früheste Lebensformen, in einem Artikel die ältesten Fossilien der Welt. Er hatte sie in Westaustralien im Kieselschiefer des Apex Chert gefunden. Mithilfe der radiometrischen Daten des assoziierten Vulkangesteins wurden die Funde auf ein Alter von etwa 3,465 Millionen Jahren geschätzt. Die Fossilien selbst sind winzige Filamente, die Schopf als Cyanobakterien deutete. Sie sind kleiner als einhundertstel Millimeter und auf der Gesteinsoberfläche nicht zu erkennen. Sichtbar werden sie erst unter dem Mikroskop, nachdem der Kieselschiefer in lichtdurchlässige Dünnschliffe geschnitten wurde. Dann aber erscheinen zahllose gewundene, schlauchförmige, dunkelbraune oder schwarze Filamente, die oft mit Zwischenwänden unterteilt sind. Schopf unterschied elf verschiedene Typen, die er als eigenständige Arten ansah.
Die Apex-Chert-Filamente lösten eine hitzige Debatte aus. Manche Wissenschaftler unterstützen Schopfs Behauptung, es handle sich um echte Fossilien, andere favorisieren jedoch eine anorganische Herkunft. Die Kontroverse verdeutlicht das generelle Problem: Wie können biologische Fossilien von anorganischen Strukturen unterschieden werden? Komplexe Fossilien sind unproblematisch – was kann, zum Beispiel, das stark gegliederte Skelett eines Trilobiten anderes sein als das Fossil eines einst lebendigen Organismus? Eine andere Sache sind dagegen einfache Strukturen wie die Apex-Chert-Filamente. Für die Fossilien-Theorie sprechen die große Ähnlichkeit mit heutigen Cyanobakterien sowie die chemische Zusammensetzung, die Schopf als Kerogen bestimmte, eine Kohlenstoffform, die beim Zerfall organischer Bestandteile lebender Organismen entsteht. Kritiker verweisen darauf, dass einige dieser Filamente im Gegensatz zu modernen Cyanobakterien verzweigt sind. Sie halten diese „Fossilien“ für Haarrisse im Gestein, die sich mit anorganischen Mineralien füllten. Zwar steht ein endgültiges Urteil über die Apex-Chert-Filamente noch aus, und das wird noch eine Weile so bleiben, doch andere chemische Belege bestätigen die Existenz von Leben auf der Erde vor 3,5 Milliarden Jahren.