Читать книгу Die Rache des Don Wiggerl - Paul Kavaliro - Страница 3
ОглавлениеLudwig alias „Don Wiggerl“ war am Ende seiner Kräfte. Die Beine trugen ihn nicht mehr. Er sank in das kalte, vom Tau benetzte Gras. Er konnte nicht mehr weiter. Keinen Schritt. Die Verletzungen zwangen ihn zu Boden.
Ludwigs Gedanken rasten. Eine Frage pulsierte unaufhörlich in seinem Kopf: Hatte man ihn verraten?
Das Auto, das mit dem grellen Lichtkegel der Scheinwerfer auf ihn zielte und auf dem „Geheimweg“, gleich einem Geschoss, unerbittlich auf ihn zuraste und ihn zu überrollen drohte, kam knapp vor ihm zum Stehen. Die Fahrertür sprang auf.
Nach Luft ringend, konnte Ludwig aus den Augenwinkeln sehen, wer ausstieg. Er kannte den Mann: Es war Sheriff Bentheneder. Eiligen Schrittes kam der heran. Er klirrte schon mit den Handschellen, legte sie dann aber schnell wieder zur Seite, als er Ludwigs Zustand bemerkte. Dann zückte er sein Funkgerät und beorderte mit einer präzisen Wegbeschreibung einen Krankenwagen genau hierher und sagte, wo man mit einem Straßenfahrzeug im unwegsamen Gelände besonders aufpassen musste. Das klang viel zu präzise für jemanden, der von diesem Pfad zum allerersten Mal gehört hatte.
Damit wurde es zur Gewissheit: Jemand hatte den Sheriff hierher gelotst, hatte ihm detailliert den Weg beschrieben. Irgendein feiger Hund hatte Ludwig verpfiffen, hatte ihn ans Messer geliefert!
Die Schmerzen hielt er kaum mehr aus. Sein Körper und seine Seele bildeten eine einzige klaffende Wunde. Seine Gedanken flossen wie im Fieber – in irren Wendungen, mühelos die Grenzen zwischen Traum und Realität überstreichend.
Im Western zog der Held an dieser Stelle den Colt. Er hätte sich eine wilde Schießerei geliefert, bei der am Ende des Filmes immer der Gute stehenblieb und über das Böse triumphierte. Doch das hier war weder ein Westernstreifen, noch stellte sein Gegner einen bösen Buben dar: Bentheneder war die Polizei in Person. Was war hier noch gut, was böse? Ludwig wusste es selbst nicht mehr.
Seine Festnahme stand unmittelbar bevor, zumindest die Gefangennahme dessen, was von ihm noch übrig blieb. Er überlegte, ob er sich wehren sollte, ob er sich zu einem letzten rettenden Faustschlag aufraffte, der ihm das Tor zur Flucht öffnete. Sein Körper schrie: „Nein!“. Der Held in ihm sagte: „Ja!“ Doch seine Vernunft legte ihm sanft die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: „Damit machst du alles nur noch viel schlimmer.“
Er verharrte in gelähmter Kapitulation, während sich Bentheneder über ihn beugte, um ihm ein paar Routineworte zur Beruhigung zu sagen.
Ludwig ergab sich ohne Gegenwehr. Doch eines schwor er sich: Wenn er das hier überlebte und wenn ihm das Schicksal eines fernen Tages jemals einen Strohhalm der Hoffnung hinhielt, dann ergriff er ihn und rächte sich an denen, die ihn verraten hatten. Dann zeigte er kein Erbarmen, wie der Held im Western.