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Lernen Sie wirklich aus Ihren Fehlern?

Sie kennen wahrscheinlich dieses Bild. Ein Kind fasst auf die heiße Herdplatte und verbrennt sich die Finger. Und dann wird es, so die Theorie, nie wieder auf die heiße Herdplatte fassen. Irgendwie einfach, oder? Diesem Bild entsprechend benötigen wir nur genug heißer Herdplatten und eine Menge schmerzlicher Erfahrungen, und schon wissen wir, wie es (zu-)geht im Leben. Rein statistisch gesehen verhält es sich 50:50 zwischen Gewinn und Verlust, zwischen Wohlempfinden und Schmerz, zwischen Glück und Unglück. Vorausgesetzt wir entwickeln uns fortwährend weiter. Dass dies nicht selbstverständlich ist, kann uns die Psychologie bestätigen. Da gibt es Menschen, die vor lauter Angst, einen Fehler zu machen, nichts mehr machen – das Leben verweigern. Und eigentlich kann man diese Menschen doch gut verstehen, oder?

Um noch einmal auf das Risikoverhältnis zurückzukommen: Bei einem Anteil von möglichen 50 Prozent Fehlerquote sollten wir erkennen, dass dies auch eine enorme Zeitverschwendung mit sich bringt. Die Hälfte unserer Zeit benötigen wir, um herauszufinden, was falsch, wirkungslos und enttäuschend ist.

Statt nun zu lernen, was alles nicht funktioniert oder schmerzhaft ist, können wir auch gegenseitig voneinander lernen, was erfolgsversprechender für die eigene Entfaltung ist.

Sie haben Recht, wenn Sie einwenden, dass es keine Patentrezepte geben kann. Dies stimmt unbedingt! So verschieden jeder Einzelne ist, so verschieden sind die Lösungsansätze, die sich ein jeder erarbeiten muss. Dennoch gibt es Erfahrungswerte und Expertenwissen, welches wir nutzen können, um schneller und einfacher an unsere Ziele zu gelangen.

Nicht nur für die Jugendlichen und deren Eltern ist dieses Buch eine sehr gut zugängliche Orientierungshilfe, sondern auch für die, die schon längst in der Berufstätigkeit stehen, wird es ein sehr nützlicher Ratgeber sein, um wieder mehr Freude bei der „Arbeit“ zu erlangen.

Beruf – eine Last oder eine Lust?


Es gibt kaum eine nachhaltigere und lebensbeeinflussendere Entscheidung als die Wahl der eigenen Berufstätigkeit. Jede noch so innige Partnerschaft kann man mehr oder weniger unbeschadet eingehen oder auflösen – bei der Berufstätigkeit geht das nahezu nicht! Bitte verstehen Sie das nicht als Aufforderung zu einer Einwegpartnerschaft – eingehen, nutzen, wegwerfen –, dies ist so weder sinnvoll noch erwünscht. Nur, in dem einen oder anderen Fall ist man selbst als Außenstehender dankbar, dass es die Möglichkeit einer Trennung gibt. Vor wenigen Jahrzehnten war dies nicht so selbstverständlich möglich. Die Berufswahl ist eher eine Entscheidung, die nur in den wenigsten Fällen korrigiert werden kann.

Häufig genug werden Schicksale berichtet, dass ein altersbedingtes Ausscheiden aus dem Beruf oder ein plötzliches Ende der Arbeitstätigkeit die jeweils Betroffenen in eine tiefe existenzielle Krise stürzt. Jetzt fragt sich so mancher Leser, wieso denn das? Die sollten doch froh sein, nicht mehr arbeiten zu müssen. „Rente erst ab 67 Jahren!“ – wer will da noch auf dem Dachfirst als Dachdecker stehen? Erinnern Sie sich, das war die Diskussion im vorletzten Jahr. Das Deutsche Handwerk hat auch wegen solcher Diskussionen enorm an Auszubildenden verloren! Aber vielleicht schafft Arbeit nicht nur Mühen, vielleicht stiftet sie auch Sinn?!

Die Berufstätigkeit macht uns im Wesentlichen aus. Sie schafft uns Möglichkeiten, unser Leben zu leben, es zu unterhalten, es zu entfalten. Mit Hilfe unserer Erwerbstätigkeit können wir ganz wesentlich unser Leben organisieren.

Demnach ist die Wahl des eigenen Berufes oder auch die Entscheidung zur Weiterbildung, zur Umschulung oder zur Selbstständigkeit wichtiger zu nehmen als die Entscheidung zu einem Partner.

Wenn Sie einverstanden sind, dann werden wir uns in diesem Buch als Erstes mit Ihren beruflichen Zielen auseinanderzusetzen haben. Dies betrifft sicher vornehmlich die jüngeren Leser und Leserinnen. Aber warum eigentlich nicht auch Sie, den bereits Berufstätigen? Vielleicht erkennen Sie noch Notwendigkeiten und Möglichkeiten einer Erweiterung Ihrer beruflichen Laufbahn?

Im nächsten Schritt erfahren Sie, wie Sie an Ihren richtigen Arbeitsplatz kommen. Wie und mit welcher Vorbereitung bringen Sie sich in die Gespräche ein, die über Ihre Entwicklung zu entscheiden haben?

Im dritten Block erhalten Sie viele Anregungen für die Freude in Ihrem beruflichen Alltag. Was können und was sollten Sie tun, damit die Arbeit nicht zu einem Joch wird? … Und vielleicht schlummert in Ihnen ein selbstständiger Unternehmergeist? … Wir werden sehen!

Wie immer auch die Fragen an uns ausgehen werden, eines ist sicher: Das berufliche Leben, das berufliche Erleben hat Auswirkungen auf alles, was uns ausmacht. Auf unser soziales Umfeld, auf unseren privatesten Bereich bis hin zu unserem Innersten, der Seele!

Hat unser Beruf noch etwas mit Berufung zu tun? Das Wort Berufung klingt schon ziemlich idealistisch! Aber seit alters her hat ein jeder eine Berufung, etwas für sich und die Allgemeinheit zu tun, zu schaffen. Carl Gustav Jung (1875–1961), einer der Gründerväter der Psychoanalyse, glaubte, dass es für jeden Menschen ein Ziel sein müsse, zu entdecken, was seine Aufgabe (seine Berufung, Anm. d. Verf.) in diesem Leben ist.

Jeder Mensch wird, je komplexer die Gesellschaftsstrukturen sich gestalten, umso mehr seinen Beitrag zum Gemeinwohl erkennen müssen. Demnach kann es keine Aufgabe in der Gemeinschaft geben, die weniger oder mehr wert ist als die jeweils andere, oder? Was nutzt dem Herzchirurgen sein Skalpell, wenn er morgens nicht zur Arbeit fahren kann, weil sein Auto streikt? Wie erfolgreich ist das nobelste und teuerste Hotel am Platz, wenn es im Müll ertrinken muss? … Und der beste Koch könnte nicht erfolgreich kochen, wenn es nicht den Fernfahrer, den Gas- und Wasserinstallateur, die Putzfrau gäbe und sogar den Augenarzt, der ihm am Ende die Klarsicht ermöglichen hilft? … Selbst die Finanzbeamten und die Politiker tragen zum Gemeinwohl bei (auch wenn das nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sein muss J). Sie sorgen dafür, dass die Gemeinschaft stark bleibt und nicht im Chaos versinkt.

Dies hat mit den Fähigkeiten und Begabungen des Einzelnen in Bezug auf die gesamte Gemeinschaft zu tun. Es geht um nichts weniger als um die eigenen Talente und um die Verantwortung für das Gemeinwohl – sich einzubringen in eine Gesellschaft. Wir sind abhängig voneinander, und wir können gar nicht ohne das Miteinander sein. In unseren Breiten kann ein einzelner Mensch nicht wirklich überleben. Wir sind aufeinander angewiesen.

Wer Leistung fordert, muss Sinn bieten

Vielleicht ist die Sinnhaftigkeit gleichzusetzen mit der Suche nach unserem Glück? Kann es sein, dass wir uns umso glücklicher bei der Ausübung unserer täglichen Arbeit empfinden, je mehr Sinn wir in der Arbeit erkennen können? Ganz sicher spielt neben dem Sinn auch die Anerkennung im Beruf eine entscheidende Rolle! Wahrscheinlich werden die meisten sofort hinzufügen: Die Anerkennung ist für mich die volle Lohntüte! Stimmt sicher – aber nicht ganz. Die Anerkennung, die ich hier meine, ist jene, die von ganz tief innen aus unserer Seele kommt. … Die Gesellschaft, die Leistung fordert, sollte uns Arbeitenden Sinn bieten. Aber wer wartet hier auf wen? Ich bin ich, und ich bin ein Teil der Gesellschaft! Wenn beides zutrifft, dann kann ich nur als Selbst, als Individuum, aktiv werden. Das Warten (als Teil der Gesellschaft) auf sich selbst wirkt paradox, oder?

Macht es Sinn, auf einen Menschen zu warten, der mir als Individuum durch sein Lob Anerkennung verleiht? Macht mich das Lob eines anderen glücklich? Noch besser: Kann ich nur durch das Lob des anderen (der Gesellschaft) froh und glücklich empfinden? Was wäre für mich als Mensch gewonnen, wenn ich begreifen würde, dass ausschließlich nur ich mich als Mensch vollends anerkennen und glücklich werden lassen kann? Ist das nicht wahrer Sinn allen Handelns?

Mit Vollgas in die Zukunft.de

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