Читать книгу Isle of Ely - Gesamtausgabe - Paula Bergström - Страница 13

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Daniels Worte gingen Caitlin einfach nicht aus dem Kopf. Ihr Geheimnis ist bei mir sicher! So sicher, wie sie sich in seinen Armen gefühlt hatte? Es war nur ein einfacher kleiner Kuss gewesen, ein Neujahrsgeschenk. Sie sollte nicht mehr hineininterpretieren, dennoch war es der schönste Kuss, den sie jemals in ihrem Leben genossen hatte. Brigham hatte sie nie auf so sinnliche Weise geküsst. Zärtlich und doch begehrlich. Seine Küsse waren als Strafe gedacht. Jeder einzelne. Als Bestrafung, dass sie die Tochter ihrer Mutter war.

Brigham. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit. Sollte sie nicht voller Sorge um ihn sein? Doch wie konnte man um einen Menschen besorgt sein, den man im Grunde verabscheute? Er hatte ihr Leben ruiniert. Ihres und das seines eigenen Sohnes. Er hatte von all dem, was sie einmal besessen hatten, nichts übrig gelassen. Seine Spiel- und Trunksucht hatte alles mit in den Abgrund gerissen, sodass sie bald ohne ein Dach über dem Kopf dastanden. Vermutlich würde Brigham ihr die Schuld daran geben, doch diesmal würde sie zurückschlagen. Sie musste Timothy nehmen und sich von ihrem Mann trennen, egal welche Konsequenz das nach sich zog. Zur Not müsste sie das Land verlassen. Auch wenn ihr Schmuck nicht ausreichte, Ely zu behalten, für zwei Passagen in die Neue Welt reichte es allemal.

*

Weit nach Mitternacht kehrte der Suchtrupp endlich zurück. Die Männer trugen Fackeln, um das Schwarz der Nacht zu erleuchten. Caitlin hörte die Pferde und zog die Stola um ihre Schultern fester, als sie in die kalte Nacht hinaustrat.

Daniel stieg gerade von seinem Pferd, gab die Zügel an einen der Stallburschen weiter.

»Euer Gnaden, ich habe mir Sorgen gemacht. Ihr wart sehr lange unterwegs.«

Erst jetzt sah sie im Feuerschein den Handkarren, der hinter den Männern im Schein des Feuers sichtbar wurde. Darauf lag ein Mensch, unverkennbar, zugedeckt mit einem Laken.

»Mylady, Sie sollten sich das nicht ansehen. Gehen Sie lieber wieder ins Haus.« Daniels Stimme hatte etwas Maßgebliches an sich, das sie aufhorchen ließ.

»Nein«, sie schüttelte den Kopf, denn das, was sie die ganze Zeit befürchtet hatte, sollte jetzt zur Gewissheit werden. »Ich will ihn sehen«, murmelte Caitlin und bahnte sich ihren Weg durch die Männer.

Dennoch wollte Daniel sie zurückhalten. »Es ist kein schöner Anblick.«

»Glauben Sie mir, Euer Gnaden, ich bin Einiges gewohnt, das dürfte Ihnen doch klar sein.«

Sie schlug das Tuch zur Seite, unter der die Gestalt verborgen war. Auch wenn sie mit dem Schlimmsten gerechnet hatte, zuckte sie zusammen. Beim Anblick der Leiche ihres Mannes presste Caitlin die Lippen aufeinander. Eine große Wunde klaffte in seiner Brust, die von einer Pistolenkugel stammen musste. Getrocknetes Blut klebte an seiner Kleidung. Seine Gesichtsfarbe war merkwürdig fahl, als schien alles Blut seinen Körper verlassen zu haben. Die Augen leblos, starr, blickten ihr entgegen und Caitlin überlief ein gruseliger Schauer.

»Er wurde erschossen im Wald gefunden. Der Constable ist informiert, er hat den Tatort bereits besichtigt. Es wurde eine Waffe sichergestellt. In den nächsten Tagen wird ein Inspektor eintreffen und Sie befragen, Mylady.«

Caitlin nickte, nicht in der Lage, die Augen von ihrem toten Mann abzuwenden. Erst als sie Wärme spürte, bemerkte sie, dass Daniel seinen Reitrock um ihre Schultern gelegt hatte.

»Sie sollten wieder ins Haus gehen, Mylady. Es nützt niemandem, wenn Sie krank werden. Ihr Sohn braucht Sie jetzt.« Daniels leise Worte drangen zu ihr durch.

»Ja, natürlich. Sagen Sie den Männern, dass mein Mann in der kleinen Kapelle aufgebahrt werden soll.«

»Mylady, ich werde mich um alles kümmern.« Burns war gekommen, um sie ins Haus zu begleiten. Den Arm um sie gelegt führte er Caitlin hinein. Niemand von dem Personal hätte sich je herausgenommen, sie zu berühren, doch Burns scherte sich nicht darum, und Caitlin war froh darüber.

Erst in der Stille ihres Zimmers kam sie wieder zur Besinnung. Sie hoffte, dass die Männer versorgt wurden. Sie mussten hungrig sein, nachdem sie den ganzen Tag und die ganze Nacht unterwegs waren, ihren Mann zu finden. Caitlin ließ sich auf ihrem Bett nieder. Sie hatte keine Ahnung, was sie jetzt tun sollte. Brigham lebte nicht mehr, ihn konnte sie nicht mehr um Rat fragen. Tränen der Verzweiflung, der Wut und der Angst, wie es jetzt weitergehen sollte, rannen ihr über die Wangen. Verzweifelt warf sie sich in die Kissen und fühlte sich so hilflos wie ein Kind. Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und sah, dass sie immer noch Daniels Reitrock trug. Die feine Wolle schmiegte sich an ihr Gesicht und sie nahm Daniels Duft auf. Das herbe Odeur nach Muskat, und Amber mit einer Note von Lavendel spendete ihr Trost, so als würden seine Arme sie umschließen. Ihre Angst vor dem Unbekannten, ihrem neuen Leben, außerhalb von Ely, allein ohne den Schutz eines Mannes, nur mit einem kleinen Kind, schnürte ihr den Hals zu und ein gequälter Laut verließ ihre Kehle.

»Mylady, kann ich etwas für Sie tun?«

Zart berührte eine Hand ihre Schulter. Caitlin blickte unter Tränen auf. »May! Nein, danke. Sie haben Eure Lordschaft gefunden …«

»Ich weiß, Mylady. Ich habe es gehört und geholfen, die Männer zu versorgen. Machen Sie sich keine Sorgen. Es wird alles in Ordnung kommen.«

May, ihre Kammerzofe, ließ sich neben Caitlin auf dem Bett nieder, und zog sie in ihre Arme. May war um einiges älter als Caitlin und ihre beruhigenden Worte taten gut. Caitlin weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. May reichte ihr ein Taschentuch, damit sie ihr Gesicht trocknen konnte.

»Mylady, wenn Sie mir ein Wort gestatten … auch wenn es im Moment nicht so aussieht, wird alles gut werden. Sie sind eine starke Frau.«

»Nein, May, Sie irren sich. Ich bin alles andere als stark«, versuchte Caitlin, sich zu erklären, doch May schüttelte den Kopf.

»Nein, Mylady, bitte entschuldigen Sie, wenn ich es wage, Ihnen zu widersprechen. Aber wer diese Hölle, die Ihnen hier widerfahren ist, ertragen kann, ist stark und kann alles ertragen. Sie haben es überstanden, nun sind Sie frei. Frei, für ein neues Leben. Ein besseres. Denken Sie an meine Worte.«

Isle of Ely - Gesamtausgabe

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