Читать книгу Isle of Ely - Gesamtausgabe - Paula Bergström - Страница 16

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»Daniel, wie kannst du mir so etwas nur antun? Du kennst meine Abneigung gegen das Reisen, und dieses Haus hier, Gott, warum tust du mir so etwas an?« Die Dowager Duchess of Newbury hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, als müsste sie sich vor einem üblen Gestank schützen.

»Mutter! Ich hörte, dass du eingetroffen bist.« Daniel kam aus dem Arbeitszimmer, breitete seine Arme aus und umschloss seine Mutter mit einer Umarmung. »Ich freue mich, dass du meiner Einladung gefolgt bist, und weiß, was für eine Zumutung das für dich ist.«

»Ja, Daniel, eine Zumutung. Eine so lange Reise und das bei diesem kalten Wetter.«

»Burns, ist das Zimmer für meine Mutter vorbereitet?« Daniel wandte sich um und sah Burns fragend an.

»Natürlich, Euer Gnaden. Miss Gray hat alles vorbereiten lassen und extra Räume im Erdgeschoss herrichten lassen, so wie Sie es gewünscht haben.«

»Wie du siehst, Mutter, ist alles für dich vorbereitet. Ich schlage vor, du legst dich hin und wir sehen uns zum Abendessen.«

Die Dowager Duchess entspannte sich sichtlich und nickte. »Das ist ein guter Vorschlag, mein Junge. Ich kann etwas Ruhe gebrauchen.«

»Burns, bitte begleiten Sie meine Mutter zu ihren Räumlichkeiten.«

»Selbstverständlich, Euer Gnaden. Thomas, kümmere dich um das Gepäck Ihrer Gnaden.«

Nachdem Daniels Mutter die Halle verlassen hatte, nahm er seine Schwester herzlich in die Arme. »Danke, meine Liebe, dass du diese Strapaze auf dich genommen hast, mit Mutter zu reisen. Ich weiß, wie sehr sie einem auf die Nerven gehen kann, doch ich wusste mir so schnell keinen anderen Rat.«

Lady Dawn Greatstoke küsste ihren Bruder auf beide Wangen. »Schon gut, ich habe es gern für dich getan. Aber du musst mir erzählen, warum unsere Anwesenheit hier so wichtig ist.«

Daniel blickte seiner Schwester in ihre leuchtend blauen Augen. »Natürlich, was hältst du von einer heißen Tasse Tee vor dem warmen Kamin?«

»Oh, Daniel. Das hört sich wundervoll an.«

Sie nahmen in den Sesseln vor dem Kamin Platz und Gladys, das Hausmädchen, servierte ihnen einen Earl Grey und dazu ein wenig Gebäck. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, erzählte Daniel in knappen Worten, was sich zugetragen hatte und in welcher Situation sich Caitlin befand.

»Nun hast du dich dazu auserkoren, der Viscountess zu helfen. Ist sie wenigstens hübsch?«, fragte Dawn und trank einen Schluck Tee.

Daniel war die Frage sehr unangenehm, daher antwortete er nicht sofort.

»Du brauchst nichts zu sagen, dein Schweigen zeigt mir, dass sie es ist. Hast du Interesse an dieser Frau? Du solltest endlich heiraten, Daniel.«

»Was ist mit dir? Es gibt sicherlich eine Menge Bewerber, die um deine Hand anhalten wollen.«

Dawn stieß ein helles Lachen aus. »Ja, es gibt einige, aber keinen, den ich wählen würde. Mir liegt nichts an den jungen Männern, die ihre Zeit damit vergeuden, sich über die Politik aufzuregen, dem Pferderennen zu frönen oder sich in diversen Salons zu vergnügen, zu denen den feinen Damen der Zutritt verboten ist. Nein, wenn ich einmal heirate, dann einen Mann, den ich achte und liebe.«

»Du bist noch jung, Dawn. Es wird die Zeit kommen, da wirst du einsehen, dass diese ganze Romantik nur ein Trugbild ist, die uns in Romanen vorgegaukelt wird. Das Leben ist hart und nicht immer bekommt man das, was man sich wünscht.«

Dawn schüttelte den Kopf. »Ich bin neunzehn Jahre alt und ich glaube einfach nicht an die große Liebe.«

»Das solltest du, kleine Schwester, denn irgendwann wird sie auch dich treffen.«

Erneut lachte Dawn. »Du redest, als wäre dir die große Liebe begegnet. Liege ich da richtig?«

Bevor Daniel es abstreiten konnte, öffnete sich die Tür und Caitlin betrat die Bibliothek.

»Oh, Entschuldigung, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.«

Caitlin wollte sich wieder zurückziehen, doch Daniel erhob sich und hielt sie auf. »Caitlin, bitte warte. Ich möchte dir meine Schwester Dawn vorstellen. Dawn, das ist Caitlin Taitend, die Viscountess of Ely.«

Dawn war ebenfalls aus ihrem Sessel am Kamin aufgestanden und auf Caitlin zugegangen, um sie herzlich zu begrüßen. »Caitlin, wie wunderbar Sie kennenzulernen. Ich darf doch Caitlin sagen? Sie müssen mich unbedingt Dawn nennen. Ich hoffe, wir werden Freundinnen.«

»Dawn, wie freundlich von Ihnen. Ich hoffe, Sie werden einige Zeit hier verweilen. Ely Manor hatte schon lange keinen so erfrischenden Besuch mehr.« Caitlin beugte sich vor und deutete zwei Wangenküsse an.

»Oh Daniel, sie ist ganz entzückend. Ich freue mich, dass du Mutter und mich eingeladen hast.«

»Wo ist die Dowager Duchess of Newbury?«, erkundigte sich Caitlin und blickte Daniel fragend an.

»Meine Mutter erholt sich von der anstrengenden Reise. Sie hasst das Reisen und ist dann immer etwas gereizt. Du wirst Sie zum Abendessen kennenlernen.«

»Gern.«

Caitlin wollte sich abwenden, doch Daniel hielt sie auf. »Kann ich dich einen Augenblick sprechen?« Er warf Dawn einen vielsagenden Blick zu, die ihn breit anlächelte. Er wusste genau, was dieses Lächeln zu sagen hatte.

»Ich lasse euch mal allein und werde mir mein Zimmer ansehen und schauen, ob mein Gepäck bereits ausgepackt wurde. Ich freue mich so, dich wiederzusehen, Daniel.« Sie küsste ihren Bruder auf die Wange. »Ich wusste, dass sie wunderschön ist«, flüsterte sie ihm ins Ohr und verließ geschwind die Bibliothek, nicht ohne Caitlin noch ein Lächeln zuzuwerfen.

»Danke, dass alles vorbereitet wurde für die Ankunft meiner Mutter und meiner Schwester.« Daniel trat nah auf Caitlin zu.

»Du musst dich beim Personal bedanken. Ich habe die Anweisung nur weitergetragen.«

»Caitlin, du weißt, dass ich es dir zu verdanken habe, dass das Personal meine Familie und mich hier so wohlwollend aufnimmt.« Er hob die Hand und berührte ihre Wange, streichelte leicht darüber.

Für einen Moment schloss sie die Augen, genoss diese zärtliche Berührung.

»Wirst du mir heute Abend wieder behilflich sein, den Verband zu wechseln?«, fragte er mit stockender Stimme.

Caitlin öffnete die Augen und blickte ihn an. Ihr sanfter Blick fuhr direkt in sein Herz und er wollte sie am liebsten küssen, doch er hatte Angst, Caitlin damit zu verschrecken. Solche Intimitäten waren gefährlich, wenn keine Gerüchte aufkommen sollten, und noch war es dafür zu früh.

»Wenn du es wünschst, bin ich dir gern zu Diensten«, flüsterte sie.

»Ich kann es kaum erwarten«, murmelte Daniel. Dann räusperte er sich und brachte Abstand zwischen sie beide. So war es sicherer. Er wollte nicht, dass Caitlin sah, wie stark er auf sie reagierte. Seine Männlichkeit bereitete ihm in der engen Hose Unbehagen und er setzte sich hinter den Schreibtisch.

»Wir werden um sechs Uhr zu Abend essen, wenn es dir recht ist.«

Er nickte Caitlin zu und widmete sich seinen Geschäften.

Pünktlich zum Abendessen erschien Caitlin zusammen mit Timothy im Speisezimmer und sah, dass Daniels Gäste bereits anwesend waren.

»Ah, wen haben wir denn da?«, fragte die ältere Dame, die bereits am Tisch saß, und Caitlin ging davon aus, dass es sich um die Dowager Greatstoke handelte.

Daniel trat auf sie zu und bot ihr seinen Arm an. Sie bedankte sich mit einem Lächeln für diese zuvorkommende Geste.

Caitlin hatte sich für ein dunkelblaues Kleid entschieden. Sie wollte kein Schwarz tragen, aber eine helle Farbe schien ihr ebenfalls nicht richtig.

»Mutter, darf ich dir die Viscountess of Ely vorstellen, Caitlin Taitend. Caitlin, meine Mutter die Dowager Duchess of Newbury.«

»Euer Gnaden.« Caitlin machte einen Knicks.

»Meine Liebe, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Mein Sohn hat mir bereits von Ihrem Schicksal berichtet. Es tut mir um Ihren Verlust sehr leid. Ich werde Sie in Zukunft mit Caitlin ansprechen und Sie nennen mich Eleanor oder Mylady, das reicht.«

»Sehr wohl, Mylady.«

»Und jetzt erzählen Sie mir, wer dieser kleine Knabe ist.«

»Das ist Timothy, mein Sohn. Tim, bitte sag Mylady guten Abend.«

»Guten Abend, Mylady. Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.« Er verbeugte sich tief.

»Hm, du bist ein sehr gut erzogener kleiner Junge. Ich hoffe, wir werden uns in den nächsten Tagen öfter begegnen.« Die Duchess blickte durch eine Klappbrille, die sie an einer goldenen Kette um den Hals trug und ab und an anhob, um hindurchzublicken.

»Das hoffe ich auch, Mylady. Allerdings habe ich wenig Zeit, weil ich regelmäßig Unterricht erhalte«, erklärte Timothy und reichte Dawn ebenfalls die Hand, verbeugte sich galant, ging dann zu seiner Mutter und nahm auf dem Stuhl neben ihr Platz.

»Vielleicht kann ich dich ein wenig unterrichten, wenn es deiner Mutter recht ist. Ich bin viel gereist und habe viel von der Welt gesehen.«

»Das wäre wirklich toll«, rief er ganz aufgeregt und Caitlin strich ihm über das helle Haar.

Das Essen wurde aufgetragen und Daniel unterhielt sie mit aufregenden Geschichten aus Afrika, sodass Timothy sein Essen darüber immer wieder vergaß.

»Was haben Sie jetzt vor, liebe Caitlin?«, wollte Eleanor wissen, als sie bei einem Glas Port zusammensaßen. Timothy war bereits zu Bett gegangen und auch Dawn hatte sich zurückgezogen.

»Caitlin wird weiterhin hier auf Ely Manor leben. Ich habe ihr angeboten, dass sie hier so lange willkommen ist, wie sie möchte, und ich werde mein Angebot auch nicht zurückziehen«, erklärte Daniel seiner Mutter, die nickte und dabei die Lippen vorschob.

»Dir ist schon bewusst, dass ich nicht für immer hier verweilen kann, Daniel. Es liegt also in deiner Macht zu handeln.«

Daniel wusste, worauf seine Mutter ansprach. Genau wie Dawn war sie der Meinung, dass er endlich heiraten sollte. »Ich werde mich darum kümmern, Mutter. Ich verlange ja auch nicht, dass du länger als notwendig hierbleiben sollst, nur war es angemessen, dich und Dawn einzuladen, um den Anstand zu wahren. Caitlin ist schon genug dem Klatsch der Leute ausgesetzt worden.«

Caitlin kam sich gerade fehl am Platz vor. Man sprach über sie, als wäre sie nicht anwesend, dabei saßen sie alle beieinander.

»Dann solltest du handeln und um ihre Hand bitten.« Eleanor blickte ihren Sohn herausfordernd an.

»Mutter! Du weißt sehr wohl, dass ich mich dazu nicht zwingen lasse. Ich werde heiraten, wenn ich so weit bin.«

Die schneidende Stimme Daniels ließ Caitlin zusammenzucken. »Ich bin keineswegs bereit, eine neue Ehe einzugehen«, erklärte sie leise, aber mit dem nötigen Nachdruck. Sie wollte nicht, dass man über sie verhandelte wie bei einem Stück Vieh.

»Oh, meine Liebe, ich glaube, Sie verkennen ihre Lage …«, setzte Eleanor an, doch Caitlin unterbrach sie.

»Ich bitte höflichst um Entschuldigung, aber ich bin mir meiner Lage sehr wohl bewusst und glauben Sie mir, Sie möchten nicht, dass Ihr Sohn mich heiratet. Das würde niemand wollen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«

Bevor Daniel noch etwas zu diesem Thema beisteuern konnte, verließ Caitlin das Zimmer.

»Was hat sie denn?« Eleanor sah ihren Sohn verdutzt an.

»Ich denke, es ist einfach noch zu früh. Ihr Mann wurde ermordet und ist gerade mal ein paar Tage unter der Erde. Ich denke, Caitlin ist noch zu verwirrt und muss sich auch erst an ihr neues Leben als Witwe gewöhnen. Und dann ist da ja auch noch Timothy, um den sie sich jetzt allein kümmern muss.«

»Du bist eine der besten Partien des Landes. Wie kann sie dich nicht wollen?«

»Vielleicht will ich sie ja gar nicht«, erwiderte Daniel, nicht sehr überzeugend, wie er selbst bemerkte.

»Pah! Ich kenne dich gut und sehe deine Blicke. Natürlich willst du diese Frau. Warum sonst hast du nach mir und Dawn geschickt?«

Daniel fuhr sich genervt durch die Haare. »Mutter, warum musst du den Dingen immer auf den Grund gehen und lässt den Umständen nicht ihren Lauf? Ich werde heiraten, wenn ich bereit dazu bin.«

»Dein Vater und ich wären bis heute nicht verheiratet, hätte ich gewartet, bis er bereit dazu ist. Manchmal muss man dem Glück etwas nachhelfen«, murmelte die Dowager und erhob sich von ihrem Stuhl. »Ich werde zu Bett gehen, es war ein anstrengender Tag.«

»Gute Nacht, Mutter.« Daniel küsste sie auf die Wange und sie verließ den Raum.

Isle of Ely - Gesamtausgabe

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