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5 Kapitel

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Dr. Jan Wilhelmsen stand mit einer Ledermappe unter dem linken Arm bei seinem roten Kombi und ließ den Eingang des Hotels nicht aus den Augen. Als er sah, wie Gesken und Bläss heraus kamen, ging er auf Geskens Auto zu und wartete geduldig am Heck des Wagens auf sie.

„Warum bist Du noch hier?“, fragte sie.

Wilhelmsen hielt ihr die Ledermappe hin und sagte: „Ich hab auf Dich gewartet. Ich hab was für Dich, was Dir sehr helfen wird, Sibylle Leuchteblau alias Euterpe Leonberger höchst persönlich kennenzulernen. In dem Etui sind alle Aufnahmen, die sie jemals als Jazzpianistin und Flötistin in unterschiedlichen Genres gemacht hat.“

„Ich verstehe nichts von Musik.“

Er lächelte. „Du hast gute Ohren, Herz und Verstand, bist aufgeschlossen. Das ist mehr als genug, um sich von dieser Musik verzaubern zu lassen und das Wichtigste über sie zu erfahren und sie verstehen zu können. Ach, ja, wenn du richtig viel davon haben möchtest, setzt Du Dich hin, ziehst Dir den Kopfhörer auf und hörst erst mal einfach nur zu, bevor Du irgendetwas anderes machst.“ Und Wilhelmsen zwinkerte ihr mit einem verschmitzten Lächeln zu.

Wilhelmsen war ein Musikfan und -kenner. Das wusste jeder, der ihn kannte. Und Gesken fühlte sich geehrt, von ihm einen Teil seiner Musiksammlung anvertraut zu bekommen, auch wenn es nur für wenige Stunden war. „Bist Du ein Fan?“

Er nickte.

„Hast Du jemals mit ihr persönlich gesprochen?“

Er nickte abermals. „Sie kam jedes Jahr in unseren Jazzclub. Denn bei uns hatte sie ihre ersten Erfolge. Ihr Auftritt bei uns war immer am dritten Samstag im August. Und ich wusste, dass sie diesmal ihren Auftritt auf den dritten Samstag im September verschoben hatte, weil sie in der nächsten Woche eine Polypen-OP vornehmen lassen musste. Das ist, wie es häufig vorkommt, die Folge einer Nebenhöhlenentzündung.“

Es war überflüssig Wilhelmsen zu fragen, warum er von alledem im Hotelzimmer nichts gesagt hatte. Es war unnötig gewesen darüber auch nur ein Wort zu verlieren. Und es wäre peinlich gewesen, wie Wilhelmsens Freude an Musik und freundliche Gespräche in einem Jazzclub Wissmanns Phantasie in Gang gesetzt hätten, bis daraus wohl ein heißes Liebesverhältnis geworden wäre, das Wilhelmsen angeblich befangen gemacht hätte.

„Und ich werde vorsichtshalber die Ergebnisse meiner Untersuchungen von einem Kollegen gegenprüfen lassen“, sagte Jan Wilhelmsen schließlich und zwinkerte Gesken zu.

Gesken bedankte sich für die Sticks und bat den Pathologen: „Kannst Du, bitte, auch um zwei Uhr hier sein.“

Er nickte, nachdem er kurz auf seine Armbanduhr gesehen hatte. „Bis dahin werde ich wohl schon die wichtigsten Ergebnisse haben. Ich sag dann mal viel Erfolg und bis nachher.“ Dann wandte er sich winkend ab, stieg in seinen Kombi und fuhr zum gerichtsmedizinischen Institut.

Bläss sah dem Mann, der genauso groß war wie Gesken und ihre verstorbene Besitzerin, wehmütig nach. Gesken beugte sich zu ihr herunter, kraulte sie im Nacken und an den Ohren und sagte beruhigend: „Ach, ja, Du kennst ihn auch. Der kommt wieder. Und er hilft uns ganz bestimmt.“

Stille Bylle

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