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Heutige Schätzungen
ОглавлениеAn einer weiteren statistischen Revolution – der Verringerung der Anzahl jüdischer Opfer in Auschwitz nahezu um die Hälfte – versuchte sich der Journalist und Buchautor Fritjof Meyer99. Seine Argumentation schöpfte er aus bereits verlesenen (im Prozess Irving gegen Lipstadt in London 2000) und veröffentlichten, seiner Ansicht nach jedoch unterschätzten Dokumenten. Seine erste investigative „Entdeckung“ war ein angeblicher innerer Widerspruch, der in der Korrespondenz zwischen der Firma „Topf & Söhne“ und der SS über den Bau der Krematorien in Auschwitz vorzufinden sei: Halte man die Angaben über die Einäscherungskapazität der Krematorien für wahr und allgemein gültig, müsse man wohl oder übel die Statistik ändern. Den Widerspruch selbst analysiert Meyer indes überhaupt nicht, auch lässt er alle Umstände kurzweg außer Betracht, die auf andere Zahlen hinweisen und, was sehr viel wichtiger ist, eine andere Praxis dokumentieren.
Tabelle 2: Anzahl der Personen, die in den Jahren 1940–45 nach Auschwitz deportiert wurden, sowie der in Auschwitz getöteten und gestorbenen Personen (nach Piper)
Quelle: Piper, 1993. S. 200, 202. Tabelle 29, 31.
Seine zweite „Entdeckung“ ist die Auslegung eines Ausschnitts aus der Aussage von Höß, wonach es unmöglich gewesen sei, die Krematorien permanent am Laufen zu halten, sodass sie alle acht bis zehn Stunden angehalten werden mussten100. Die Schlussfolgerung: In den Krematorien II und III hätten in 971 Arbeitstagen nicht mehr als 262.170 Leichen eingeäschert werden können und in den Krematorien IV und V in 359 Arbeitstagen nicht mehr als 51.696 – insgesamt also 313.866 Leichen. Weitere 107.000 seien in den Verbrennungsgruben an den Bunkern 1 und 2101 verbrannt worden. Die 12.000 Leichen eingerechnet, die laut Meyer im Alten Krematorium (Krematorium I) eingeäschert wurden, kommt er zu folgendem Ergebnis: In Auschwitz seien summa summarum 433.000 Leichen verbrannt worden.
Tatsächlich aber steht die Hypothese über die mehrmalige Außerbetriebnahme der Krematorien wie auch die Hypothese über mehrwöchige Stilllegungen der Öfen im Widerspruch zu Dutzenden Zeugnissen aus erster Hand, nämlich zu den Aussagen der Männer vom Sonderkommando und der SS-Offiziere – und zu den täglichen Berichten über die Einteilung der Arbeitskommandos in Birkenau, darunter auch des Sonderkommandos102.
Was Fritjof Meyer zu widerlegen versucht, ist eigentlich die aktualisierte Einschätzung der Opferzahl, die in den Abhandlungen der Geschichtswissenschaftler aus Auschwitz dargelegt wird, so auch in den Arbeiten von Piper. Seine Zahlen sind in Tabelle 2 zusammengestellt: Von den 1.305.000 nach Auschwitz Deportierten waren 1.095.000 Juden. 205.000 von ihnen wurden registriert, 890.000 hingegen nicht. Dabei waren von den 960.000 in Auschwitz gestorbenen Juden 865.000 nicht registriert, 95.000 waren registriert.
Bemerkenswert ist, dass Piper von Meyer fast gar nicht angegriffen wird. Nur oberflächlich, mehr zum Schein wird er dafür kritisiert, dass die Anzahl der ungarischen Juden bislang nicht definitiv feststehe und dass 300.000 Menschen als Schätzzahl der aus Polen Deportierten viel zu hoch sei103. Als Zielscheibe seiner Angriffe dient Meyer Pipers Museumskollegin Danuta Czech, die Verfasserin des fundamentalen „Kalendariums von Auschwitz“, in dem streng chronologisch und überaus sorgfältig praktisch alle grundlegenden Angaben darüber, was in Auschwitz geschah, zusammengetragen wurden. Auch wurden darin alle ihr bekannten Transporte aufgezählt104. Die Gesamtzahl der nach Auschwitz Deportierten schätzt Czech laut Meyer auf 735.000 Menschen, ungarische Transporte nicht mitgezählt. Davon zieht er 400.000–405.000 registrierte Häftlinge ab105, ebenso wie (zum zweiten Mal übrigens) 15.000 sowjetische Kriegsgefangene, und erhält so die Anzahl von 315.000 Häftlingen, die ohne Registrierung geblieben seien. Ferner summiert er all diejenigen auf, die in Auschwitz nicht starben: 225.000 wurden in andere Lager verlegt106, 59.000 wurden im Januar 1945 evakuiert und weitere 8.500 blieben in Auschwitz und seinen Nebenlagern. Alle anderen, also 428.500 Menschen (was der von Meyer gerade erst errechneten Anzahl der Leichen ziemlich nahekommt), seien eben die Toten von Auschwitz.
Nun soll man nicht denken, Meyer hätte die ungarischen Juden vergessen oder verschwiegen – er stützt sich sogar auf die Angaben von Danuta Czech (60 Transporte, circa 180.000 Menschen, davon 29.000 registriert). Dabei verschweigt er einerseits, dass diese Angaben unvollständig sind, andererseits verpasst er nicht die Gelegenheit, unter Berufung auf Gerlach und Aly anzumerken, dass 110.000 der Juden auf andere Lager umverteilt wurden107. So bleiben den Gaskammern gerade einmal 40.000 ungarische Juden. Womit waren dann die rund 800 Männer des Sonderkommandos von Mitte Mai bis Mitte Juli 1944 nur beschäftigt – so sehr beschäftigt, dass ihre Häftlingsunterkünfte näher an ihren Arbeitsplatz verlegt werden mussten?
Indem er weitere 40.000 zu den bereits errechneten 430.000 addiert und weitere 30.000 für andere Mittel der „Lebensentziehung“ (Erschießungen, Injektionen, medizinische Versuche) hinzurechnet, kommt Meyer auf die überraschend runde Zahl von einer halben Million jüdischer Opfer in Auschwitz (zum Schluss legt er zusätzliche 10.000 drauf). Dabei fügt er unerwartet hinzu, dass nur 356.000 von ihnen in den Gaskammern gestorben seien108. Hatte er seine Schritte bisher zumindest irgendwie begründet, so kommt er hier, wo er die Wahl der Mordwerkzeuge geändert hat, ganz ohne Belege aus.
Dabei war Meyer schamlos genug, unverfroren anzumerken, der Umstand, dass die arbeitsunfähigen Menschen nach der Selektion in die Gaskammer geschickt wurden, sei nirgends und von niemandem dokumentiert worden109. Dieses Argument ist derart abgenutzt, dass es die Grenze zwischen den Leugnern früherer Jahre und dem „Neorevisionisten“ Meyer kaum noch wahrnehmbar erscheinen lässt110.
Laut Meyer wurde das letzte Wort in Sachen Haupttätigkeit der SS in Auschwitz-Birkenau nicht von Piper, sondern von Jean-Claude Pressac gesprochen111: Die Anzahl der Toten liegt mithin im Bereich von 631.000 bis 711.000 Menschen. Davon sind 470.000–550.000 in den Gaskammern ermordete und nicht registrierte Juden; 127.000 Häftlinge, deren Tod registriert wurde; 15.000 sowjetische Kriegsgefangene; 20.000 andere, darunter die Sinti und Roma. Dabei ignoriert Meyer Pressacs Anmerkung, diese Einschätzung stelle lediglich das absolute Minimum dar, solange Quellen, die diese Zahl noch erhöhen könnten, nicht ausgewertet oder nicht entdeckt worden seien112. Sein eigenes Ergebnis konkretisiert Meyer so: nicht mehr als 510.000 Opfer, 356.000 von ihnen durch Gas ermordet.
Seinen Artikel schließt Meyer mit folgender Beschönigung: „Dieses Ergebnis relativiert nicht die Barbarei, sondern verifiziert sie – eine erhärtete Warnung vor neuem Zivilisationsbruch.“ Darin kommt seine gesamte Methode verdichtet zum Ausdruck: den Leser durch trügerische Sensation verwirren und betäuben. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um eine ideologische Form der Leugnung, in ihrer neuen, die klassische Geschichtswissenschaft nachahmenden, reduktionistischen Version nach dem Motto: Sehen wir davon ab, den Holocaust an sich und die Existenz der Gaskammern zu leugnen. Schrauben wir einfach dessen Maß auf das kleinstmögliche zurück, um so wenigstens dem „Mythos von den sechs Millionen“ den Teppich unter den Füßen wegzuziehen.
15 Schönker H. 2008. S. 36. „Zasole“ wird die Vorstadt bzw. der Stadtteil der polnischen Stadt Oświęcim genannt, der zwischen dem Fluss Sola und dem Bahnhof liegt, in dem auch das Stammlager Auschwitz errichtet worden war.
16 Mallman K.-M., Cüppers M. Halbmond und Hakenkreuz. Das Dritte Reich, die Araber und Palästina. Darmstadt 2011. S. 137–148.
17 Der SS-Arzt Kremer (Kremers Tagebuch, 1971).
18 Schönker, 2008. S. 35f.
19 Dieser Begriff kommt in der technischen Dokumentation der Gaskammern und Krematorien vor. Nicht weniger perfide ist der Fachausdruck „Desinfektion“. Auch damit wurden zur Verschleierung Gaskammern bezeichnet (GARF. Bt. R-7021. Fb. 108. Nr. 30. Bl. 41 RS).
20 Zitiert nach Piper, 1993. S. 151f.
21 Diese Dokumente wurden vom NKWD-Bevollmächtigten der 4. Ukrainischen Front an die Hauptarchivleitung des NKWD der UdSSR mit dem Bescheid Nr. 6070 vom 2. März 1945 übergeben, im Zustand nahezu völligen Zerfalls. Vgl. den entsprechenden Bericht: „Archiw Germanskogo konzentrazionogo lagerja w Oswenzime (Auschwize). Kratkij obzor“ vom 4. September 1945, unterzeichnet vom Leiter der 3. Abteilung des Fachbereichs Organisation und Inspektion der Hauptarchivleitung des NKWD der UdSSR, Unteroffizier Miljuschin (GARF. Bt. P-7021. Fb. 108. Nr. 30. Bl. 1–45 RS). Den aufmerksamen Berichtsautoren entging es nicht, dass der ganze Themenblock bezüglich der Juden in den erhaltenen Dokumenten am wenigsten vertreten war (Bl. 9 RS). Dies war ein Indiz dafür, dass die Nazis vor dem Verlassen des Lagers vor allem Unterlagen von solchem Inhalt vernichtet hatten.
22 Genaueres dazu auf den Seiten S. 94ff.
23 GARF. Bt. P-7021. Fb. 108.
24 Vgl. Anhang 3.
25 So wurde eine Plattform zwischen zwei Bahngleisen in Auschwitz und später in Birkenau bezeichnet. Auf dieser Plattform versammelten sich die Neuankömmlinge, nachdem sie aus den Bahnwaggons ausgestiegen waren. Hier fand die Selektion statt.
26 Es konnte aber passieren, dass auch Junge und Gesunde dieser Gruppe zugeteilt wurden, besonders wenn die Vertreter der SS – die Selektion wurde meist von zwei SS-Männern vorgenommen: einem Arzt und einem anderen Offizier – bei ihnen Goldzähne feststellten (vgl. Verhör des polnischen Juden Bruk, Schuster und ehemaliger Häftling, vom 19. Februar 1945: GARF. Bt. P-7021. Nr. 1. Bl. 108. Bl. 59).
27 „Muselmänner” wurden in den Konzentrationslagern Häftlinge genannt, die bis auf die Knochen abgemagert waren. Nach Selektionen innerhalb des Lagers wurden sie meist – weil für den Arbeitseinsatz ungeeignet – getötet.
28 Alle Häftlinge wurden regelmäßig von den Lagerärzten in Augenschein genommen.
29 Vgl. Strzelecki, 2000b. S. 134.
30 In den erhalten gebliebenen Verwaltungsakten ist eine leichte Vergiftung eines SS-Offiziers durch Zyklon B festgehalten (vgl. Kommandantursonderbefehl von Kommandant Höß vom 12. August 1942, in: Auschwitz-Prozeß 4 Ks 2/63, 2004. S. 292).
31 August, 2009. S. 171.
32 Lässt man die besetzten Sowjetgebiete außer Acht, wurde mit der Massenvernichtung der Juden als Erstes in Kulmhof begonnen, im Dezember 1941 (bis März 1943). Unweit von Lodz (damals Litzmannstadt) gelegen, war dieses Lager für die Vernichtung arbeitsunfähiger Juden sowie Sinti und Roma im Warthegau zuständig. Die gleiche Zuständigkeit hatten auch Treblinka, Bełżec und Sobibor, jedoch im Generalgouvernement (aktiv von Juli 1942 bis März/Oktober 1943). Koordiniert wurden sie im Rahmen der sogenannten „Aktion Reinhardt“, deren Ziel darin bestand, die Ermordung Reinhard Heydrichs durch tschechische Partisanen im Juni 1942 zu rächen. Die „Aktion Erntefest“ war Teil dieser Racheaktion, die am 3. November 1943 ihren Höhepunkt erreichte, als im Gegenzug für den Aufstand in Sobibor nahezu alle Juden aus Lublin und dessen Umland ohne vorherige Selektionen nach dem Grad ihrer Arbeitsfähigkeit erschossen wurden.
33 Nach Stutthof wurden baltische Juden deportiert sowie Teile jener Transporte gebracht, die von Ende Juni bis November 1944 aus Auschwitz weitergeleitet wurden, weil dieses KZ mit dem verstärkten Zustrom der Häftlinge aus Ungarn und Litzmannstadt überlastet war.
34 Von „Stammlager“: dauerhaftes Internierungslager der Wehrmacht für Kriegsgefangene – im Unterschied zum Durchgangslager, Dulag.
35 Brandhuber, 1961. S. 15.
36 APMA-B. Höß-Prozess. Bd. 21. Bl. 2, 162. Dies bestreitet Reinhard Otto (Wehrmacht, Gestapo und sowjetische Kriegsgefangene im deutschen Reichsgebiet 1941/42. München 1998. S. 90, Anm. 17).
37 GARF. Bt. P-7021. Fb. 108. Nr. 38. Bl. 21. Seiner Aussage nach wurden sie und 100 an Tuberkulose erkrankte Polen bald darauf vergast. Siehe auch die Aussagen von Ludwik Rajewski (APMA-B. Höß-Prozess. Bd. 4, Bl. 53–58) und Bogdan Glinski (APMA-B. Prozess gegen die SS-Mitglieder des Auschwitzer Lagers. Bd. 54b, Bl. 207).
38 Zu Eigenschaften und Wirkung des Gases siehe S. 56f.
39 Czech, 1989. S. 115f.
40 Brandhuber behauptet, es habe sich um Offiziere und Kommissare gehandelt. Die Aussagen der Mitglieder des provisorischen Sonderkommandos, die die Ausweispapiere der Getöteten gesehen haben sollen, bestätigen dies. Brandhuber führt jedoch entgegen seiner Gewohnheit keine Quellen an (Brandhuber, 1961. S. 17).
41 Czech, 1989. S. 116f. Lachendro J., Soviet Prisoners of War in Auschwitz. Oświęcim 2016. S. 10f.
42 Czech, 1989. S. 117. Mit Verweis auf: APMA-B. Höß-Prozess. Bd. 2. Bl. 97; Bd. 4. Bl. 21, 34, 99, 128; Bd. 54. Bl. 207; Bd. 78. Bl. 1. Aussagen ehemaliger Häftlinge.
43 Interview mit Sobolewski (YVA. 03/8410. P. 31). Diese Lagersperre war mehr als die übliche „Sperrstunde“, die jeden Abend im Konzentrationslager verhängt wurde.
44 Wegen des Experiments wurden alle anderen Häftlinge des Lagergefängnisses in Block 5a verlegt.
45 Höß, 2008. S. 189; Czech, 1989. S. 122.
46 Eichmann bestritt diese Darstellung entschieden. Vgl. Koop V. Rudolf Höß. Der Kommandant von Auschwitz. Eine Biographie. Köln, Weimar, Wien 2014. S. 229f.
47 Im 24. Block befand sich die Häftlingsschreibstube sowie ab Oktober 1943 auch das Lagerbordell.
48 Czech, 1989. S. 122. Mit Verweis auf: APMA-B. Höß-Prozess. Bd. 4. Bl. 71, 122; Bd. 7. Bl. 219. Und auch: Brandhuber, 1961. S. 18.
49 Ein ähnliches Gebilde gab es nur noch in Majdanek. Das dortige „Kriegsgefangenenlager der Waffen-SS Lublin“ wurde auf Anweisung Himmlers vom 16. Februar 1943 (APMM. Ifl17) in „Konzentrationslager Lublin“ umbenannt.
50 Czech, 1989. S. 137f. Mit Verweis auf: APMA-B. D-Au I-3a. Bd. 17. Bl. 289, 292.
51 GARF. Bt. P-7021. Fb. 108. Nr. 34. Bl. 25. Das galt insbesondere für die jüdischen Kriegsgefangenen. Eigens um sie auszumachen, wurde bei der Registrierung der Kriegsgefangenen eine ärztliche Untersuchung vorgenommen. Dazu gehörten auch die komplette Entblößung und das Runterlassen der Unterhosen.
52 Lachendro J. Soviet Prisoners of War in Auschwitz. Oświęcim 2016. S. 15, Anm. 20.
53 Czech, 1989. S. 126. Mit Verweis auf: APMA-B. Höß-Prozess. Bd. 4. Bl. 64, 71, 128; Bd. 7. Bl. 219; D-Au I-3/1…7646. Kartei der russischen Kriegsgefangenen. Über den ersten Transport ist bekannt, dass er einer Desinfektion in kalter Flüssigkeit unterzogen wurde.
54 APMA-B. D-Au I-5/1. Das Register umfasst den Zeitraum vom 7. Oktober bis zum 28. Februar 1942.
55 Brandhuber, 1961. S. 33, 36. Vgl. auch Czech, 1989. S. 131–136. Mit Verweis auf: APMA-B. D-Au I-3/1… 7646. Kartei der russischen Kriegsgefangenen; D-Au I-5/16. Kgf. Lager Auschwitz, Totenbuch, Krankenbau.
56 Brandhuber, 1961. S. 33, 25.
57 Jean-Claude Pressac hielt – völlig unbegründet und alle anderen Hinweise ignorierend – die Arbeit dieser Kommission für die wichtigste Voraussetzung der ersten Vergasung, die er dementsprechend auf Dezember 1941 datierte (Pressac, 1995. S. 41f.).
58 Czech, 1989. S. 148. Mit Verweis auf: APMA-B. IZ-13/89. Verschiedene Akten des Dritten Reichs. Bl. 259.
59 Der erste genehmigte Plan für 100.000 Gefangene wurde bereits am 14. Oktober vorgelegt. Schulte J. E. Vom Arbeits- zum Vernichtungslager. Die Entstehungsgeschichte von Auschwitz-Birkenau 1941/42, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 50 (2002). S. 41–70, hier S. 52.
60 Interview mit Sobolewski (YVA. 03/8410. P. 31). Sobolewski kam im Juni 1940 nach Auschwitz, mit dem allerersten Transport. Er arbeitete erst in der Tischlerei und später bei der Häftlingsfeuerwehr.
61 Genauer gesagt das Verfahren einer selektiven Registrierung, das das Eintätowieren von Häftlingsnummern beinhaltete.
62 Bezeichnend ist, dass die Errichtung von Objekten zur Durchführung von „Sondermaßnahmen“ im „Kriegsgefangenenlager“ in Birkenau 1942 die größte Baumaßnahme im Konzentrationslager war: Dafür stand ein Drittel des gesamten Baubudgets des Konzentrationslagers zur Verfügung, also 18,1 von 51,8 Millionen Reichsmark (Stand 26. Oktober 1942) (GARF. Bt. P-7021. Fb. 108. Nr. 30. Bl. 16 RS–17).
63 GARF. Bt. P-7021. Fb. 108. Nr. 30. Bl. 38 RS.
64 Piper, 1993. S. 69f.
65 Zitiert nach Piper, 1993. S. 65–67. Mit Verweis auf: APMA-B. D-Au I-3a/65–66. Arbeitseinsatz – Briefe und Telegramme betr. den Arbeitseinsatz von Häftlingen.
66 In seinem Erinnerungsbericht schreibt Vrba von 2,5 Millionen Ermordeten innerhalb von drei Jahren. Vrba, 2010. S. 34. Siehe auch: Piper, 1993. S. 81f.
67 Dies war die erste Zählung jüdischer Opfer nach Herkunftsländern.
68 Piper, 1993. S. 84f.
69 Abkürzung Kapo von Kameradschaftspolizei. Wird häufig – jedoch irrtümlich – auf den Begriff „Kazet-Polizei“ zurückgeführt, den es nie gab. Oder auf das italienische „Capo“ für „Chef “ bzw. „Vorarbeiter“.
70 Piper, 1993. S. 85f.
71 Piper, 1993. S. 93. Kopie eines Artikels aus der „Los Angeles Times“ vom 8.5.1945.
72 ZAMO. Bt. 243. Fb. 2914. Nr. 272. Bl. 145.
73 Piper, 1993. S. 86f.
74 Siehe seine Aussage: GARF. Bt. P-7021. Fb. 108. Nr. 34. Bl. 5.
75 Höss, 2008. S. 252.
76 Vgl. Pendorf, 1961.
77 Bestehend aus zwei polnischen und zwei sowjetischen Spezialisten: den zwei Professoren und Ingenieuren Dawidowski und Dolinski aus Krakau, dem Chemiker und Ingenieur-Major Dr. Lawruschin und dem Hauptmann der Pioniertruppe Schuer.
78 Mit Dragons Hilfe ist schließlich auch das Manuskript von Gradowski entdeckt worden.
79 Beachtenswert ist, dass die sowjetische Zahl von vier Millionen Opfern in Auschwitz am selben Tag in den USA veröffentlicht wurde (mit Verweis auf eine Meldung der „Associated Press“ vom 7. Mai 1945).
80 Vgl. Piper, 1993. S. 94.
81 Siehe Anhang 3.
82 Nicht zu verwechseln mit dem Bunker in Block 11 des Stammlagers.
83 In den darauffolgenden Prozessen sank diese Zahl allmählich: im I.G.-Farben-Prozess auf drei bis vier Millionen, im Pohl-Prozess auf drei Millionen (vgl. Piper, 1993. S. 96).
84 Piper, 1993. S. 95f.
85 Kogon, 2004. S. 157.
86 Reitlinger, 1985. S. 523.
87 Reitlinger, 1985. S. 523f. Später korrigierte Reitlinger die eigenen Ergebnisse etwas nach oben: von den 800.000–900.000 in Auschwitz eingelieferten Juden starben 790.000–840.000.
88 Hilberg, 1982. S. 811; Scheff1er, 1961. S. 78; Crankshaw, 1959. S. 191ff.
89 Wellers, 1983. S. 125–159.
90 Gilbert, 1982. S. 100.
91 Encyclopedia of the Holocaust. New York, London 1990. S. 117.
92 Poliakov, 1951; Dawidowicz, 1975. S. 191.
93 Bauer Y. Auschwitz, in: Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Stuttgart 1985. S. 173.
94 Weiss A. Categories of Camps: Their Character and Role in the Execution of the Final Solution of the Jewish Question, in: The Nazi Concentration Camps. Jerusalem 1984. S. 132.
95 Wellers, 1983. S. 125–159.
96 Wie diejenigen, die er dafür kritisiert, baut freilich auch er seine Untersuchung häufig auf Einschätzungen von Experten auf – und zwar häufiger als auf eigenen Einschätzungen.
97 Gerlach, Aly, 2001. S. 409ff.
98 Pohl D. Tak skol’ko sche? O Tschisle jewreew, unitschtoschennych w chode nazional-socialistitscheskich prestuplenij, in: Otrizanije otrizanija, 2008. S. 171.
99 Meyer, 2002. S. 631–641.
100 APMA-B. Höß-Prozess. Bd. 26b. S. 168. An dieser Stelle vertraut er Höß übrigens schon, obwohl er dessen Aussagen über die Anzahl der Opfer im KZ einen ganz anderen Stellenwert beimisst: Anderen Leugnern folgend, behauptet Meyer, Höß habe unter Folter ausgesagt. Es bleibt jedoch ein Geheimnis, warum Höß Zahlen abgepresst worden sein sollen, die so viel niedriger sind als die sowjetisch-polnischen amtlichen Ergebnisse von vier Millionen Opfern in Auschwitz, wenn er doch ein Spielzeug in den Händen von Statistikern war, die sich angeblich verschworen hatten.
101 Meyers Inkompetenz in dieser Frage offenbart sich allein schon durch seine Behauptung, niemand wisse und habe sich vor ihm dafür interessiert, wo die Überreste jener Leichen vergraben seien, die vor der Inbetriebnahme der großen Krematorien im März 1943 verbrannt worden seien.
102 Entsprechende Arbeitseinsatzlisten sind im WMM erhalten geblieben.
103 Unklar bleibt nur, woher Meyer diese Zahl hat: In der Tabelle, auf die er sich beruft, wird die Anzahl der Polen mit 147.000 angeführt, allerdings werden Juden (wenn er denn die polnischen Juden mitberücksichtigt) nicht nach Deportationsländern differenziert.
104 Nicht jedes Ereignis ist durch Quellen belegt, doch der Verfasser dieser Zeilen konnte sich immer wieder davon überzeugen, dass die entsprechenden Quellen im Museumsarchiv vorhanden sind. Dennoch wirft Meyer ihr fehlende Quellenbelege vor. Er glaubt, sie mithilfe der Manuskripte der Männer aus dem Sonderkommando und einiger angeblicher Ungenauigkeiten in den Angaben von Höß überführt zu haben (natürlich in den Angaben, die die Anzahl der Transporte „zu hoch“ ansetzen).
105 Berechnet nach den größten bekannten Häftlingsnummern für jede Häftlingskategorie, die bei der Registrierung nummeriert wurde.
106 Die Quelle wird zwar genannt, jedoch ohne auch nur den geringsten Versuch, sich kritisch mit ihr auseinanderzusetzen.
107 Meyer sieht es nicht als nötig an, zu präzisieren, ob die 110.000 in die oben erwähnten 225.000, die aus Auschwitz verlegt wurden, eingehen oder nicht. Woraus man zwei Schlüsse ziehen kann: Erstens tun sie es und zweitens haben wir es hier wieder mit einer Doppelzählung zu tun.
108 Wobei er vorher nicht gerade wenig Mühe aufgebracht hat, um zu zeigen, dass es mindestens 433.000 waren.
109 Dies steht im krassen Widerspruch zu Meyers vorheriger Argumentation, insbesondere zu seinen gerade erst ausgesprochenen Präzisierungen einiger möglicher Ungenauigkeiten bei Danuta Czech.
110 Vgl. Otrizanije otrizanija, 2008. S. 254–257. Meyers Prämisse wird auch in seiner zutiefst verachtenden und arroganten Einstellung den Opfern gegenüber offenbar, die für ihn nicht mehr als eine statistische Einheit/Zahl darstellen.
111 Vgl. Pressac, 1989; Pressac, 1995. S. 192–202.
112 Pressac, 1995. S. 202. Zudem wurden Pressacs Überlegungen und Berechnungen von Piper in seiner Rezension zu dessen Buch eingehend analysiert und mit guten Argumenten widerlegt (Piper, 2009).