Читать книгу Adam und Eve - Penny Palmer - Страница 3
1 Kapitel
ОглавлениеEve Petarkas hatte furchtbare Kopfschmerzen und kam sich gerade vor als habe man sie unter LSD gesetzt. Sie stand in der Kopierkammer in denen die Mitarbeiter des Bostonians Magazins mit dem Gefühl etwas Verbotenes zu tun ihre Zigaretten schnell rauchten und den Kaffee in sich schütteten. Der Praktikant stand auf dem Flur, um zu warnen, wenn der Babynazi schnuppernd den Gang entlangmarschiert käme. „Wer um Himmelswillen ist das?“, fragte Steven Watts vom Sport gerade und deutete mit der manikürten Hand zum Fenster hinaus. Der Mann hatte die Hände eines Pianisten und den Mund einer Hure. Drei Frauen, Eve eingeschlossen steckten sofort den Kopf hinaus. Ein Mann von einen Meter fünfzig Körpergröße, der aussah als habe man ihm bereits als Baby mit Anabolika gepäppelt marschierte mit angewinkelten Armen in das Mister Olympia Fitnessstudio auf der anderen Straßenseite. Deshalb fanden die verbotenen Zigarettenpausen auch hier statt damit die Frauen und Steven die Männer beobachten und bewerten konnten. „Also der ist eine glatte Zwei!“, sagte Steve begeistert. Er stand auf muskulöse Typen und schien jetzt ein Faible für Monster entwickelt zu haben.
„Der ist eklig! Ich weiß es ist schlimm Menschen auszulachen, aber Steven verdammt der sieht aus wie Ralph von den Super Hero Ninja Turtles.“
Steve schüttelte den Kopf und boxte Eve freundlich gegen den Oberarm. „Du hast eben keine Ahnung wie es sich anfühlt von so einem Stier rangenommen zu werden als gäbe es keinen Morgen.“
„Du doch auch nicht, dein Freund wiegt im Höchstfall 70 Kilo und das nicht wegen irgendwelcher Muskeln.“
Steve seufzte und sah dem Super Hero Ninja Turtel hinterher. Er sah die drei Frauen an, „meint ihr ich hätte dort eine Chance? Ich könnte mich dort anmelden und mir ein Sixpack antrainieren.“
„Trink den Sixpack lieber, das macht mehr Spaß“, sagte Heulsuse.
Petermen, alle Praktikanten bei der Zeitschrift hießen Petermen, seitdem der erste Praktikant 1956 aus dem Fenster gesprungen war steckte seinen Kopf in die Räucherkammer und machte das Zeichen. Sofort wurde das Fenster aufgerissen und die Kaffeebecher und Zigaretten flogen in einem hohen Schwall auf die belebte Straße. Hektisch klemmte sich jeder ein Stapel Papier unter den Arm oder hielt sich sein Telefon an das Ohr und verließ Beschäftigung vortäuschend das Zimmer. Eve setzte noch die Kaffeemaschine in Gang und ging langsam zurück in die Redaktionssitzung. Um Punkt zwölf kam der Babynazi aus seinem Jalousien verhängten Glaskabuff und verteilte die Artikel. Steven als einziger Mann, der Babynazi hatte wirklich keine Ahnung, dass er stockschwul war, bekam immer den Sport zugeteilt. Eve hatte einmal den dummen Fehler begangen, auf seine Frage, wessen Leber gesund ist, die Hand zu heben und seitdem war Gastronomie ihre Sache. Keine gehobene Gastronomie keine leckere Küche, wo man sich satt essen konnte und dessen Artikel auch noch ernst genommen wurden, ihr Spezialgebiet war die Unterhaltungsgastronomie, eine Wortschöpfung des Babynazis. Der Chefredakteur riss die Glastür zu seinem Kabuff auf und kam aus dem Löwenkäfig marschiert und stellte sich, wie ein militärischer Heerführer ans Kopfende des langen Konferenztisches im Gemeinschaftsbüro. Er sah zur Wanduhr und wartete exakt dreißig Sekunden, bis es Punkt zwölf Uhr war. Dabei bewegte sich sein Mund, lautlos zählte er die Zeit rückwärts. Einer, so wurde in den Fluren des Bostonians kolportiert, der ihn gefragt hatte, warum er nicht einfach früher anfinge, wurde von ihm sofort gefeuert.
„Scheiße der hat stinkende Laune, er hat immer diese ekligen weißen Flecken am Hals, wenn er stinkig ist“, flüsterte Steve zu Eve.
„Warum hat er eigentlich immer so miese Laune?“
Steve war seit 7 Jahren beim Bostonian und hielt es damit 7 Jahre länger als die Meisten aus. „Er war Mal bei der Melbourne-Sun und hat wohl die Aborigines alle beleidigt, Murdock hielt es für besser ihn aus dem Schussfeld zu bringen, in Australien drohen dem Schandmaul zwei Jahre Gefängnis für den Dreck, den er erzählt und schreibt.“
Babynazis stechender Blick bohrte sich in die Anwesenden vier Reporter. Er sah aus, wie ein Terrorist, der die Geisel aussucht, die als Zeichen das man es ernst meint, vor laufenden Kameras abgeknallt wird. „Also ihr Hohlköpfe passt auf. Wisconsin Trottel“, er meinte Steve, „zwei Seiten und nicht schon wieder den Scheiß, welche Klamottenmarke welcher Red Sox Spieler bevorzugt, Sport du Trottel oder bist du in der Mode? Die verfluchten Eingeborenen“, er meinte alle Amerikaner, „sind wie bescheuerte Hottentotten ganz versessen auf Statistikperlen, also bring gefälligst ein paar, und wenn du es eben wie euer verfickter Finanzminister machst und dir völlig wahnsinnige aus den Fingern saugst.“ Der Redakteur sah Debra Collins, Heulsuse an die für die rührseligen Storys zuständig war. Die Frau war klein und tough, ihre Zeit als Kriegsberichtserstatterin der Atlantapost in Ruanda hatten sie abgehärtet. Heulsuse war durch so viel Blut gewatet, das sich ihr Sinn für Moral irgendwann aufgehängt hatte. Der einzige Mensch vor dem Babynazi so etwas wie Respekt hatte war sie. „Heulsuse bring mir diesmal bitte nicht wieder verkrüppelte Kinder, ich kann Kinder nicht ausstehen, ich habe mich von meiner Frau scheiden lassen, weil sie welche wollte. Also bring mir einen Armeeveteranen, der im Rollstuhl um Almosen bettelt, und der mindestens die Tapferkeitsmedaille bekommen hat. Oder bringe mir einen miesen Slum Lord, der bei dem Scheißwetter die Heizungen abstellt.“
Debra fragte gelangweilt: „Geht auch was mit Rentnern? Ich muss meine Großmutter besuchen, sie macht nicht mehr lange und hat dieses nette Haus, da kann ich die alten Leutchen gleich ausquetschen, ob ein Todesengel umgeht.“
„Wo?“
„Oma liegt in einem Altenheim in Black Bey.“
„Black Bey bist du bescheuert Heulsuse? Ich brauche was fürs Herz und die Altenheime in Black Bey sind Paläste. Also komm mir nicht mit so einem Mist sonst schicke ich dich das nächste Mal zu einer Sitzung der anonymen Onanisten und glaube mir die gibt es. Also bring mir irgendetwas, aber wehe es ist schon wieder so ein kleiner Krüppel. Also kein Aids, kein Krebs und verdammt nicht andauernd Kinder. Wir Leben in einer kaputten Stadt! Findest du nicht zur Abwechslung Mal was anderes, als krebskranke Kinder mit einem letzten Wunsch?“
Mit jedem seiner Worte war es spürbar stiller geworden. Eve kannte keinen schlimmeren Menschen, der Mann war ein Menschenhasser und dabei sah er recht nett aus. 1 Meter 70 groß, füllig und weiße buschige Augenbrauen und er trug immer ein Hawaiihemd. Aber er war nicht nett, sondern ein Mistkerl. Er sah zu Eve und sie konnte deutlich hören, wie die Göttin der Pressefreiheit gerade ihren Abschluss an der Bostoner Journalisten Schule in lauter kleine Schnipsel riss. Eve konnte sich bei aller Anstrengung keinen schlimmeren Menschen vorstellen, als den Babynazi, aber zumindest war sein Menschenhass allgemein und umschloss jede Nation, jede Kultur, er hasste einfach alles, was atmete und zwei Daumen hatte, außer Affen. Aber am meisten hasste er seine Angestellten und die Leser des Bostonian.
„Du Blacky machst mir vier Artikel, jeder eine halbe Spalte und nicht wieder den Scheiß mir die Getränkekarte abzuschreiben, ich will das Leben beschrieben haben, welche Musik gespielt wird, wie sich das Publikum zusammensetzt, ob es Erdnüsse gibt.“
„Altersmäßig?“, fragte Eve sarkastisch.
„Bist du so eine hohle Nuss oder tust du nur so? Ich will wissen, ob da Weiße hingehen oder ob das eine scheiß Taberne ist, wo die Band den Mariachi spielt! Der Leser will wissen, ob sein Auto geklaut wird, wenn er kurz auf ein Bier rein geht oder ob er abgestochen wird, weil er kein Scheißwort spanisch versteht!“
„Also soll ich das wieder ein Mal umschreiben?“
„Natürlich Einstein, denkst du ich will mir die Antidiffamierungsliga auf den Hals hetzen, die schwulen Mistkerle haben mehr Anwälte als der verhurte Clinton bei der Lewinsky Anhörung. Und wenn du Kleinhirn das umschreibst, pack Stereotypen rein, unsere bescheuerten Leser sind verfickte, hinterwäldlerische Rassisten.“
„Heißblütige Latinos, Salsa exotische Atmosphäre?“ Eve wusste das allein das Wort exotische Atmosphäre, oder heißblütige Latinos der tot eines Ladens waren.
Der Redakteur sah zu Brenda le Mortaign, das arme Mädchen kam aus Toronto Kanada. „Also Froschfresser für dich gibt‘s etwas Nettes zur Abwechslung, dein Artikel über das zu strenge Pressegesetz hat dem Boss gefallen, du darfst dir deine blöden Schlittschuhe anschnallen und dir das verfickte Boston Film Festival reinziehen und den Idioten, die hier ihre scheiß Filme Uraufführen anstatt in Cannes, mit deinen stupiden Fragen löchern.“
Seit Eve mit ihrem Vater im Kino den Film die Akte gesehen hatte, wollte sie immer nur eines, Danzel Washington heiraten und unbedingt Journalistin werden, tja das hatte sie nun davon, verfluchtes Hollywood. Eve nahm sich ihre Adressen von den Papieren, die der Babynazi auf den Tisch geworfen hatte, und stand auf. Babynazi sah Eve an. „Willst du so gehen? Mach dich chic zeig ein bisschen Titten und Arsch und dann reden die bescheuerten Barkeeper auch aus dem Nähkästchen. Vielleicht hast du Glück und der anonyme Informant erzählt dir, wie der bescheuerte Bürgermeister mit der Pfeife Crack im Mund von einem Stricher auf dem Klo einen geblasen bekommen hat!“ Er deutete mit dem Finger zu Steve: „Und du Wisconsin Trottel, bring mir was Anständiges aufs Papier und nicht wieder eine Elegie an die Eleganz von so einem Scheiß Baseball. Baseball ist kein Sport, sondern eine Verhöhnung des Crickets. Und für was zum Teufel hältst du die verdammten Leser, das sind keine bescheuerten Europäer, das sind alles verfickte weiße Legastheniker wie du! Also morgen früh habe ich eure Artikel, und zwar nicht als verfickte E-Mails im Spamordner!“
Steve sah zu Eve und sagte: „Ich habe mich geirrt, der strahlte ja heute vor guter Laune.“ Er sah zum Fernsehgerät in dem die NBC Nachrichten liefen. „Mach mal den Irakkrieg aus und mach den Sport an, heute spielen die Bean Eaters.“