Читать книгу Adam und Eve - Penny Palmer - Страница 4
2 Kapitel
ОглавлениеAn diesen eisigen Oktoberabend 2010 hatte das Baseballspiel im Flutlicht bestrahlten Venway Park Stadion wenig Ähnlichkeit mit dem traditionellen Familiensport. Es war kein Sonntagsausflug, zu dem der Vater mit seinen Kindern ging. Es war Krieg, zumindest sahen das so die Fans, die keine Karten für das Traditionsduell der Boston-Beane Eaters gegen die Detroit Tigers bekommen hatten. Selbst die Hot Dog- und Getränkeverkäufer hatten denselben Gesichtsausdruck wie Soldaten im Ersten Weltkrieg vor einem mörderischen Sturmangriff. Vor dem Stadion hatte sich die Polizei von Detroit in ihre Aufstands Bekämpfung‘s Montur gezwängt und der Pitcher, der Tigers Hisasmi Aikawa machte, den Spielern aus Boston das Leben bitter und warf den dritten Batter aus seinem Lauf. Boston lag in den letzten drei innings mit 9-6 zurück. Adam Chandler war voller Adrenalin, er stand von der Spielerbank auf und spuckte seinen Kaugummi auf den Rasen und lief unter den Blicken von 40000 buhenden Detroit Fans von der Spielerbank zur first Base und hatte nur einen einzigen Gedanken. Er war nicht beseelt vom Sieg. Nicht beherrscht vom berauschenden Gefühl die Entscheidung in den Händen zu halten, oder irgendeine positive Emotion. Adam dachte einzig daran, wie er dem verdammten Idioten, der hinter der Bostoner Spielerbank saß und ihn zur Zielscheibe seines Hasses gemacht hatte, wehtun könne. Die Affenlaute, die der fette Hundesohn mit dem Gesicht eines Donuts im Detroit T-Shirt seit Beginn des Spiels machte, klangen immer noch in seinen Ohren, aber das er mit Bananenschalen nach ihm warf hatte das Fass zum überlaufen gebracht. Adam wog den harten, weißen Ball in seiner Hand und entschied sich dem Idioten das stupide Grinsen für diese Baseballsaison aus der Visage zu radieren. Er drehte sich um und schätzte die Entfernung und warf. Es war ein Wurf wie aus dem Lehrbuch. Adams Schultern, Hüften und Beine bildeten eine Spirale. Der Ball flog in atemberaubender Geschwindigkeit in die falsche Richtung. Selten hatte Adam eine Dummheit technisch so schön gemacht. Das Publikum im ausverkauften 40 tausend Menschen fassenden Stadion und 20 Millionen TV Zuschauer hielten in dieser Sekunde gemeinschaftlich den Atem an und folgten mit allen ihren Sinnen der Flugbahn des Baseballs. Götterstille legte sich über die Dinge, Adam hörte den Flügelschlag der Tauben über dem Baseballfeld und er schmeckte die kalte, feuchte Luft. Er wusste in diesem Moment ganz einfach das er treffen musste. „Runter vom Platz!“ Adam hörte den Schiedsrichter nicht noch seine Pfeife, es war nur ein Säuseln nicht mehr als ein Flüstern. Die Ruhe, die sich über das Venway Park Stadion gelegt hatte, war unendlich schön. Adam nahm seine Baseballkappe ab und legte den Kopf in den Nacken und sah zufrieden an den Sternenhimmel. Der Zeppelin einer Brauerei schwamm über dem Stadion im Wolkenmeer, wie ein silberner Walfisch. Adam dachte an Mobby Dick, als Kind sein Lieblingsfilm, bevor Pornos die Stelle eingenommen hatten. Der Schrei: Wal Captain! Wal Steuerbord voraus, verwandelte sich schnell in das hysterische „Runter vom Platz!“ des Schiedsrichters, der diese unglaublich dichte Stille zum Platzen brachte. Adam senkte den Kopf und sah auf das hysterische Männchen in seinem schwarz-weiß gestreiften Hemd der immer noch die Backen aufgeplustert in seine Trillerpfeife blies. „Reg dich ab und betrachte alles Mal aus der richtigen Perspektive, es ist doch eigentlich nur ein Spiel, oder?“ Adam ging, einen alten Kool and the Gang Song pfeifend vom Feld. Seine Teamkameraden standen erstarrt und hatten das Kaugummikauen und auf den Boden spucken komplett eingestellt. Sie sahen ihn nur schweigend an, so musste sich Pontius Pilatus gefühlt haben, als er Maria sah und ihre Blicke brennen fühlte. 20000 Augenpaare waren auf die gigantischen Stadionmonitore gerichtet, auf denen in Ultra High Definition gezeigt wurde, wie zwei Sanitäter Adams Opfer auf einer Trage die Treppe hoch schleppten und unter der Last fast zusammenbrachen. Thomas Tannenbaum schoss auf Adam zu und packte ihn am Hals. Er beugte sich zu seinen Ohren und zischte: „Adam du Idiot, du hast nichts gesehen du bist kurzzeitig erblindet, sag das und du kommst mit einem Jahr Spielsperre davon!“ Adam drehte sich um, sah auf den Monitor und meinte, „die Sanitäter können einem leidtun, der Kerl wiegt eine Tonne.“ Adam lächelte und klopfte Thomas auf die Schulter. Mit ihm verband ihn eine wirkliche Freundschaft. Drei Jahre im selben Team schweißte sie zusammen. Er grinste seinen Kumpel an, als wäre es nur ein Streich gewesen.
„Jetzt heißt es erst einmal unter die Dusche und dann muss ich mit meiner Anwältin reden.“
„Lichtschock, du hast nur einen schwarzen Tunnel gesehen!“
Adam tippte sich an die Stirn, blinzelte und verschwand durch die Unterführung in die Spielerkatakomben, wo im Aufenthaltsraum der Klubbesitzer und die Offiziellen des Baseballverbandes umlagert von einer ungeheuren Meute Reporter und Kamerateams standen und auf ihn warteten. Tränen liefen über seine Wange und die pure Panik stand in seinem entsetzten Gesicht. Bevor das Blitzlichtgewitter einsetzte, stützte sich Adam an der Wand ab, dachte an die Szene in Rocky, wo der Boxer halb tot nach Adrian schreit und rief mit weit aufgerissenen starren Augen direkt in die unzähligen Fernsehkameras: „Coach! ich sehe nichts!“ Er durfte nicht grinsen, aber verdammt dafür müsste man ihm den Oscar geben.