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Mensch sein heißt beten

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Von amerikanischen Präsidenten über irische Dichter, einem Rockstar in London bis zur alleinerziehenden Mutter in Wichita: Seit Anbeginn der Zeit ist Gebet „das unbeweisbare Argument“, das „heftige Verlangen“ jeder menschlichen Seele. Man vermutet, dass über 35000 Jahre alte Höhlenmalereien im indonesischen Maros und in Chauvet in Frankreich geistliche Anrufungen sind. Die Hügelruinen am Göbekli Tepe in der modernen Türkei gelten als Überreste eines Tempels, der 6000 Jahre älter ist als das neolithische Stonehenge in England, welches möglicherweise etwa 3000 Jahre vor Christus ein Ort des Gebets war.

Und wie wird das in Zukunft sein? Ist Beten nur der abnehmende Schatten einer primitiven Morgendämmerung? Eine Umfrage nach der nächsten macht klar: nein.11 Dreihundert Jahre nach der Aufklärung ist die Welt eher mehr als weniger religiös.12 Ich wohne in England, das als eine der säkulareren Nationen in Westeuropa gilt, aber auch hier sagt ein Viertel derer, die sich als „nicht religiös“ bezeichnen, sie wären dennoch „einmal pro Monat spirituell aktiv, normalerweise, indem sie beten“.13 Der bedeutende Londoner Chirurg David Nott ist ein gutes Beispiel für diesen scheinbaren Widerspruch. Er arbeitet in drei britischen Kliniken, doch seinen Urlaub verbringt er bewusst in den gefährlichsten Kriegsgebieten der Welt. „Ich bin nicht religiös“, versicherte er Eddie Mair in einem Interview auf BBC Radio 4:

Aber hin und wieder muss ich beten und ich bete zu Gott und bitte ihn, mir zu helfen, denn manchmal leide ich schrecklich. Nur ab und zu finde ich die richtige Frequenz, um mit ihm zu sprechen, und ich bezweifele absolut nicht, dass es einen Gott gibt. Ich brauche ihn nicht jeden Tag. Ich brauche ihn ab und zu, aber wenn ich ihn brauche, ist er wirklich da.14

Dieses Interview übte auf die Zuhörer eine tiefgreifende Wirkung aus. Tatsächlich war der experimentelle Künstler Patrick Brill (besser bekannt unter seinem merkwürdigen Pseudonym „Bob and Roberta Smith“) so bewegt von David Rotts Zeugnis, dass er die folgenden vier Monate damit zubrachte, jedes einzelne Wort davon Buchstabe für Buchstabe auf eine riesige Leinwand zu übertragen, die dann als Herzstück der Sommerausstellung der Londoner Royal Academy in der zentralen Halle aufgehängt wurde – jener Jahresausstellung zeitgenössischer Kunst, die die populärste des Landes und die älteste der Welt ist.

Von primitiven Höhlenmalereien bis zu weiß getünchten Wänden der Royal Academy – der universelle Impuls zu beten durchdringt die menschliche Ethnologie und Archäologie, Soziologie und Psychologie. Es ist nicht übertrieben zu sagen: Mensch sein heißt beten. Man sollte also weniger fragen, warum wir beten, als vielmehr, wie wir beten und zu wem. Für Milliarden Menschen findet sich die Antwort auf solche Fragen in dem revolutionären Leben und den Lehren Jesu Christi.

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