Читать книгу Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane - Pete Hackett - Страница 47

8.

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Den Red River, der die Grenze von Oklahoma nach Texas bildete, hatten sie bereits hinter sich. Vor ihnen breitete sich nun das texanische Land aus. Noch immer folgten sie der Fährte, die Hannigan mit seinen beiden Leuten hinterlassen hatte. Zwei Tage waren seit dem Aufbruch aus dem Lager der Treibherdenmannschaft vergangen. Paul und Lee Millard waren des Lobes voll über den Proviant, den ihnen die Treibcrew mit auf die Reise gegeben hatte. Nach zwei Tagen waren sie den drei Banditen nicht näher gekommen, doch dafür hatten sie in der letzten Nacht Schüsse gehört und später dann die Rinder gesehen, die von den Kerlen niedergeschossen worden waren. Sie hatten einem Siedler gehört, der bei der Schießerei ums Leben gekommen war. Er lag neben einem der Rinder. Lee ritt zur Siedlerhütte, um die Angehörigen zu verständigen. Dabei musste Lee feststellen, dass der bei der Verteidigung der kleinen Herde ums Leben gekommene Mann unverheiratet war. Die einige Meilen weiter entfernt liegende kleine Siedlung fand Lee in heller Aufregung vor. Die Leute dort traten ihm sehr feindselig entgegen.

„Schon wieder ein Fremder“, hörte er eine tiefe Bassstimme aus der erregten Menschenmenge sagen. „Halten wir ihn an und prüfen wir ihn auf Herz und Nieren.“

„Solange Hannigan vor uns ist, werden wir noch eine Menge Kummer haben“, sagte Lee sich und stieg ohne Aufforderung vom Pferd. Er fragte nach dem Sheriff des Ortes.

Einer der Männer erwiderte:

„Der Sheriff wird dich gern unter die Lupe nehmen, Fremder, nur einen Augenblick Geduld. Er ist in dem Haus da drüben, in das vor einigen Stunden drei Schufte einbrachen und sich von der kleinen Bank die großen Geldscheine holten. Aber vielleicht weißt du das besser als wir und willst nur ein wenig herumspionieren.“

„Freund, ich will dem Sheriff einen Mord melden, begangen an einem Heimstätter, ausgeführt von drei Schuften, deren Fährte wir, das heißt, meine beiden Freunde und ich, von Oklahoma her verfolgen. Jemand liegt tot bei seinen erschossenen Milchkühen und muss ein christliches Begräbnis haben. Macht Platz, Gents, ich muss den Sheriff sprechen!“

Lee Millards Auftreten bewirkte, dass die Siedler zurücktraten, wenn auch die drohende Haltung der Menschen blieb. Sie ließen ihn in die Bank ein treten, wo der Sheriff mit ein paar Männern dabei war, den Tatbestand aufzunehmen. Ein Mann lag schwerverwundet im Bankraum, und der Doc war gerade dabei, seine Instrumente wieder einzupacken. Zwei bleichgesichtige Männer standen scheu an der Fensterwand und sahen zu, wie der Sheriff und sein Gehilfe Notizen machten. Bei Lees Eintritt wandte sich der hagere Sheriff böse an den Mann, der Lee eingelassen hatte.

„Was soll das, ich habe doch angeordnet, dass ich nicht gestört werden will!“

„Tut mir leid, Sheriff“, unterbrach ihn Lee, „wenn mein Bruder und mein Freund auch so dächten, würde der Tatbestand eines Mordes, etwa zehn Meilen von hier entfernt, wohl wer weiß wann auf genommen werden.“

„Mann, was sagen Sie da?“

„Nur das, was ich mit eigenen Augen gesehen habe, Sheriff“, erwiderte Lee ruhig. „Ich bin Lee

Millard, mein Bruder Paul und mein Freund Dan Flemming sind dort geblieben, wo wir den Toten bei seiner erschossenen Milchrinderherde fanden. Wie es scheint, waren hier wie dort dieselben Schufte am Werke: Joe Hannigan und seine beiden Revolvermänner. Sie sollten sich hier mit Nebensächlichkeiten nicht länger aufhalten, Sheriff.“

Der kleine, drahtige Sheriff machte den Eindruck, als wollte er Lee unterbrechen. Sein Mund zuckte, und seine Augenlider zogen sich zusammen.

„Sie kennen die Schufte?“, fragte er rau.

„Joe Hannigan kenne ich dem Namen nach, und auch mein Bruder und mein Freund wissen nicht mehr. Die beiden Begleiter Hannigans sind uns völlig unbekannt. In Oklahoma erschossen sie einen Stagecoachfahrer und überfielen Frank Rüdiger, einen ehrbaren Rancher, dem die Schaufelbrand-Ranch gehört. Unterwegs stahlen sie Pferde der Gitterranch, die mit einer Treibherde auf dem Weg nach Kansas ist und erschossen dabei den Pferdewächter, hier töteten sie einen Siedler, der wohl nicht zulassen wollte, dass sie ihm ein Rind schlachteten, um sich Proviant zu besorgen. Wohin die drei auch kommen, sie hinterlassen eine rauchige, blutige Fährte.“

„Kein Wunder“, erwiderte der Sheriff. „Wenn ich der Aussage des Bankangestellten glauben soll, sind bei Hannigan zwei von Stuart Jugens’ wilden Söhnen, Red und Larry Jugens.“

Lee horchte auf. Es war ihm sofort klar, dass durch die nun völlig veränderte Sachlage der Plan, sich als Revolverleute in Stuart Jugens’ Mannschaft einzuschleichen, nicht mehr ausgeführt werden konnte. Lee begriff, dass das Schicksal selbst sie alle drei vor einer großen Dummheit bewahrt hatte, die ihnen allen dreien das Leben gekostet haben würde.

„Es kann doch nicht möglich sein, dass der Bankangestellte zwei von Stuart Jugens’ Söhnen erkannt haben will!“

„Ich irre mich nicht“, mischte sich ungefragt einer der beiden bleichen Bankangestellten ein. „Ich bin völlig sicher, dass sie es waren. Joe Hannigan kannte ich nicht, gehört habe ich allerdings schon eine Menge von ihm. Er soll Stuart Jugens’ rechte Hand gewesen sein, bevor er mit dem Gesetz in Konflikt kam und die Drei-Stäbe-Ranch verlassen musste. Ich bin sicher, dass Stuart Jugens ihm den Rücken stärkte, dass er ihm die Flucht organisierte und dafür sorgte, dass die Aufgebote ihn nicht packen konnten. Stuart Jugens musste befürchten, dass er bei der Festnahme Hannigans selbst so schwer belastet würde, dass er von seinem hohen Thron hätte steigen müssen. Zu seinem Pech schlugen dann seine Söhne so arg über die Stränge, dass auch sie flüchten mussten. Nun, das ist nun bald schon ein Jahr her. Danach hat man nichts mehr von ihnen und auch von Hannigan gehört. Aus irgendeinem Grunde kehren die Verbrecher nun zurück.“

„Vielleicht, um Stuart Jugens und auch den jüngeren Bruder Jim zu erpressen. Sie konnten es wohl nicht verwinden, dass Jim Jugens die ganze Ranch zufallen sollte. Eins ist sicher, Stuart Jugens hat durch das, was er sich zusammen ergaunerte, sein Schicksal herausgefordert. Seine beiden Söhne sind zu Verbrechern geworden und werden der Todesstrafe wohl kaum entgehen können.“

„Sie scheinen sich auszukennen, Fremder. Was wissen Sie, und wer sind Sie wirklich?“

„Ich nannte meinen Namen bereits, Sheriff“, erwiderte Lee Millard. „Woher ich meine Informationen über Stuart Jugens habe? Nun, von einem guten Freund. Jetzt, Sheriff, werden Sie gegen einen großen Mann vorgehen müssen.“

„Mein Bezirk reicht nicht so weit“, erwiderte der hagere Sheriff. „Ich kenne genau meine Grenzen. Ich kann nur das übliche tun, die Schufte in meinem Bezirk zu jagen und die Informationen über sie weiterzureichen. Ich vermute aber, dass im Sheriffsbezirk von Pelcon meine Meldungen nicht beachtet werden, denn der dortige Sheriff scheint Jugens hörig zu sein, Millard.“

„In diesem Falle werden Sie Ranger einsetzen müssen, Sheriff.“

„ Ich werde tun, was in meiner Macht steht, Millard“, versicherte der Sheriff. „Schließlich ist diese Bank um dreißigtausend Dollar erleichtert worden, ein Mann wurde schwer verletzt, einer wurde leicht verletzt, und draußen auf der Weide, so sagten Sie, liegt ein Toter. Beschreiben Sie mir die Stelle, an der der Tote liegt.“

Lee gab eine ausführliche Schilderung, die es dem Sheriff leicht machte, den Toten zu identifizieren.

„Es ist Ralph Sandeny. In einer Woche wollte er heiraten und eine Familie gründen. Seine Braut kommt aus Montana und ist bereits seit Wochen unterwegs. Sie kann jeden Tag hier eintreffen.“ „Sie ist meine Nichte“, meldete sich der zweite Bankangestellte, der sich bisher ganz ruhig verhalten hatte. „Clarissa war vor zwei Jahren zu Besuch und hat bei dieser Gelegenheit Ralph Sandeny kennengelernt. Damals war Ralph noch neu im Lande und sah sich nach einer Siedlerstätte um. Er wollte seiner zukünftigen Frau ein behagliches Heim schaffen. Er hat hart gearbeitet. Ich kann gar nicht glauben, dass er nun tot sein soll. Er war ein friedfertiger Mensch, der jedem Streit aus dem Wege ging, der jede Gewalttat hasste. Gerade ihm musste das passieren!“

Der Mann wandte sich jäh zum Fenster, als ob er sein Gesicht verbergen müsste, über dessen Wangen Tränen liefen.

Wieder einmal wurde es Lee Millard deutlich vor Augen geführt, wie der Tod eines Menschen eine Lawine von Leid auslöste, wie er Hoffnungen und Wünsche zerschlug und er den Lebenden überließ, sich damit abzufinden. Die drei Schufte, die schon so viel Leid gebracht hatten, lebten. Der Kampf mit Dan Flemming nach dem Postkutschenüberfall hatte ihnen keine Einsicht gebracht, dass sie auf dem falschen Wege waren, keiner hatte begriffen, dass die Großzügigkeit, die Dan hatte walten lassen, ihnen die Möglichkeit zu einem neuen Leben eröffnen sollte. Alle drei hatten sie ihre Chance nicht wahrgenommen.

Es dauerte nun nicht lange, bis eine starke Siedlerkavalkade zusammengestellt war. An der Spitze dieses Trupps ritt Lee Millard mit dem Sheriff zu dem Toten, bei dem Paul und Dan zurückgeblieben waren. Ein neues Grab würde zurückbleiben, unter dessen Hügel ein Toter lag, der ungerächt war. Wie viele Gräber würden sich noch öffnen?

Die Kehle zog sich einem eng bei dem Gedanken daran. Lee unterrichtete Dan und Paul über das, was er erfahren hatte, dass sich ihr Plan bereits zerschlagen hatte.

„Die Hölle kommt auf Stuart Jugens in Gestalt dieses Joe Hannigan zu“, erklärte Lee, als er sich alles vom Herzen geredet hatte. „Mir läuft es eiskalt über den Rücken, wenn ich daran denke, dass das, was Stuart Jugens anderen Menschen antat, nun durch Hannigan und Jugens’ beide Söhne, Red und Larry, über ihn selbst hereinbricht. Gegen diese drei Schufte wirken wir wie Heilige, Bruder“, wandte er sich speziell an Paul. „Dabei haben wir ein bewegtes Leben geführt und waren nie kleinlich. Um nichts in der Welt möchte ich jetzt mit diesem Stuart Jugens tauschen.“

„Lee“, erwiderte Paul ruhig, „wir haben zu lange einfach in den Tag hinein gelebt, das wird jetzt anders. Man kann nicht mehr beide Augen verschließen und zusehen, was für ein Unrecht durch Menschen in die Welt getragen wird. Bisher haben wir uns das Leben zu leicht gemacht, Lee. Ich komme langsam zu der Erkenntnis, dass jeder in der Welt eine Verantwortung zu tragen hat. Ich habe lange gebraucht, um das zu erkennen. Aber wozu halte ich hier große Reden, helfen wir den Leuten das Grab schaufeln. Ich nehme an, dass Ralph Sandeny, wenn er noch am Leben wäre, erstaunt über das sein würde, was man ihm alles Gutes nachsagt.“

Sie blieben und hörten sich später die Grabrede des Sheriffs an. Dann sahen sie zu, wie der Sheriff mit dem Aufgebot auszog, um die Übeltäter zu stellen. Die drei Männer schlossen sich dem Aufgebot nicht an. Sie hätten mit den frischen Pferden nicht Schritt halten können. Sie zogen es vor, zur Siedlung zu reiten um einige Kleinigkeiten einzukaufen. Pferde und Reiter brauchten eine Entspannung.

In der Siedlung bekamen sie für wenige Dollar Kraftfutter für ihre Pferde. Sie ließen die Tiere in einem Mietstall zurück und gingen zu Fuß, um ihre Einkäufe zu tätigen. Sie konnten dabei feststellen, dass noch immer eine große Erregung in der Siedlung herrschte. Die Menschen standen in Gruppen zusammen und diskutierten. Eine besonders große Menschenmenge war am Postoffice versammelt, wo gerade eine abfahrende Stagecoach einen Staubschleier über die Menschen warf.

Als die drei Männer an dieser Menschengruppe vorbeigingen, hörten sie einen jungen Mann sagen:

„Hast du sie gesehen, Tom? So etwas ist auf der Durchreise! Teufel, war das ein Weib! Es ist doch seltsam, nach der Aufregung, die der Bankraub brachte, nun diese so ganz anders geartete!“

„Doch nur für uns Männer!“, wurde dem Sprecher geantwortet.

„Du hättest nur die Frauen sehen sollen, wie sie erleichtert aufatmeten, als die schöne Schwarze nicht für immer hier blieb. Die Verwirrung unter den Männern wäre nicht abzusehen gewesen. Wer war diese schöne Unbekannte, und woher kam sie?“

„Letzteres kann ich dir sagen. Sie soll aus Oklahoma gekommen sein mit nur dem, was sie auf dem Leibe trägt. Sie hatte nicht ein Gepäckstück, und das, Freund, ist ungewöhnlich für eine Lady. Der Fahrer hat es mir anvertraut. Schließlich musste man doch seine Informationsquellen ausnützen. Der Himmel mag wissen, woher sie kommt und wohin sie weiterreist.“

Paul Millard hatte sich von Lee und Dan entfernt. Er war auf den Sprecher zugegangen, fasste ihn sanft an der Schulter an und fragte freundlich: „Vielleicht beschreibst du sie mir einmal etwas genauer, junger Freund.“

Der so Angeredete, ein noch ziemlich junger Mann, fuhr erschrocken zusammen. Mit schmal gezogenen Augenlidern sah er zu dem Hünen auf.

„Ich wüsste nicht warum“, sagte er mit belegt klingender Stimme, doch verstummte er jäh, als er den unheimlichen Griff des Hünen an seiner Schulter jetzt stärker verspürte.

„Vielleicht liebe ich genaue Beschreibungen von schönen Frauen“, sagte Paul lächelnd. „Vielleicht bin ich gerade an einer schönen schwarzhaarigen Frau besonders interessiert. Nun, wie war sie angezogen, hatte sie etwas Besonderes an sich?“

„Dort drüben geht eine schwarzhaarige Lady mit ihrem Begleiter. Wenden Sie sich an diese. Sie kann Ihnen sicherlich mehr berichten als ich, denn sie hat mit ihrem Begleiter eine Teilstrecke zusammen mit der fremden Schönen zurückgelegt.“

Der junge Mann versuchte sich von dem unheimlichen Griff des großen Mannes zu lösen, doch vergeblich, denn Paul hatte wahrgenommen, dass die Lady von dem bleichen Bankangestellten begrüßt wurde und daher die Braut des ermordeten Ralph Sandeny sein musste. Er sagte sich, dass es sehr ungehobelt sein würde, wenn er die Dame, die jetzt eine solche Hiobsbotschaft wie den Tod ihres Bräutigams mitgeteilt bekam, mit Fragen nach einer fremden Lady belästigen würde.

„Sohn“, sagte Paul zu dem Jungen, „du warst so begeistert von der schwarzhaarigen Lady, dass du mir sicherlich eine ausgezeichnete Beschreibung geben kannst, und nun fang an und versuche nicht auszuweichen. Ich bin ein ziemlich hartnäckiger Bursche. Los denn, Freund!“

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