Читать книгу Gesetz der Banditen: Western Bibliothek 15 Romane - Pete Hackett - Страница 70

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„Woher wussten Sie das, Walker?“, fragt Jim, als der Offizier die Lampe angezündet hat und der wehende Pulverdampf im Raum deutlich sichtbar wird.

„Ihnen fiel ein Zettel aus der Tasche, als Sie Ihr Pferd anhielten. Seien Sie froh, dass Ihnen das passierte. Oder haben Sie absichtlich danebengeschossen und gehofft, er würde aufgeben?“

„Nein. Ich habe ihn doch gesucht.“

„Das spielt dabei keine Rolle. Schon mancher Mann ritt hinter einem anderen her. Als er ihn stellte, musste er feststellen, dass er nicht auf ihn schießen kann. Ich wollte Ihnen das gern abnehmen, nachdem das damals geschehen war.“

Sharleen, die an der Wand lehnt, reibt ihre Handgelenke. Der Sergeant richtet sich auf.

„Der geht uns nicht mehr durch“, verspricht er.

„Dann wollen wir uns auf den Weg machen.“

„Wohin?“

„Nach Dodge City, Durbin. Es ist für Sie besser, wenn Sie hierbleiben. Für Sie ist alles erledigt. Was nun noch zu geschehen hat, bestimmt der Richter. Und Sie wissen ja nun auch ganz genau, wie schlimm er geworden ist. Er wird keine Gnade mehr finden können.“

Zwei Soldaten ziehen den Gefesselten hoch und stellen ihn auf die Beine. Der Lieutenant macht eine eckige Kopfbewegung zur Tür. Die Soldaten schieben Clint vorwärts. Sein Gesicht sieht jetzt grau aus und die Augen liegen tief in den Höhlen.

Jim ist es, als müsste er im Boden versinken. Aber die Fichtenholzdielen öffnen sich nicht unter seinen Füßen. Clint wird vorbeigeschoben. Die Soldaten gehen alle hinaus.

„Denken Sie an das, was ich Ihnen sagte“, murmelt der Offizier, ehe er geht.

Jim antwortet nicht. Draußen erschallt ein Kommando.

Sharleen kommt um den Tisch herum und bleibt vor Jim stehen.

„Das ist furchtbar“, hört er sie sagen. „Ich habe ihm alles Schlechte gewünscht, das man nur einem Menschen wünschen kann. Aber jetzt habe ich Angst. Sie werden ihn ... hängen.“

Er nickt.

Hufschlag erklingt.

Jim geht zur Tür und blickt hinaus. Die Reiter verlassen den Hof und verschwinden wie Schemen im Nichts der Nacht.

„Furchtbar“, sagt Sharleen. „Sie werden ihn hängen, Jim!“

Er geht hinaus und setzt sich auf die Bank, die Sharleens Vater vor langer Zeit einmal gezimmert hat. Er sieht die Reiter auf dem Hügelrücken noch einmal auftauchen. Scharf hoben sich ihre Konturen vom helleren Hintergrund ab, dann verschwinden sie. Jim schaut zu dem halbfertigen Windradgerüst. Vielleicht sollte er jetzt daran arbeiten und versuchen, alles zu vergessen.

Aber er fragt sich, ob das wirklich noch jemals zu vergessen sein mag. Und wenn sie ihn hängen, dann wird er Sharleen nicht mehr zumuten können, ihn zu heiraten.

Er wundert sich, dass er erst jetzt daran denkt. Vielleicht ist es auch gar nicht die Angst vor der Schande, die vor keinem Halt macht. Immerhin ist Clint immer noch sein Bruder, gleichgültig, was alles geschehen ist und wie sehr sie sich hassten.

Der Hass! Er fragt sich, was eigentlich noch davon übriggeblieben ist. Er lauscht in sich hinein, aber es kommt keine Antwort. Wahrscheinlich nichts. Das Schicksal ist über sie hinweggegangen und hat den Hass ausgelöscht, wie Wasser ein Feuer löscht.

Als die Sonne aufgeht, sitzt Jim Durbin immer noch auf der Bank.

Sharleen kommt heraus und bleibt vor ihm stehen. Tiefe Trauer leuchtet ihm aus ihren Augen entgegen, und er weiß, was sie denkt.

„Willst du nicht etwas essen, Jim?“, fragt sie mit leiser, brüchiger Stimme.

„Nein, danke, Sharleen.“

„Aber ...“

„Ich werde nach Wichita reiten“, unterbricht er sie.

„Was willst du dort? Der Lieutenant hatte doch einen Boten zu Marshal Raine geschickt.“

„Ich muss ihm noch den Stern zurückgeben. Warte hier, Sharleen! Es kann eine Weile dauern.“

Sie nickt.

„Du musst den Weg gehen, von dem du glaubst, dass es der richtige ist, Jim. Ich werde hierbleiben und immer auf dich warten.“

Er versucht, ihr dankbar zuzulächeln, aber es wird nur eine Grimasse, die er schneidet. Er steht auf und holt sein Pferd aus dem Stall. Sharleen bringt einen Leinenbeutel aus dem Haus, den sie ans Sattelhorn hängt.

„Versuche unterwegs etwas zu essen, Jim!“

Er steigt auf und reitet davon. Er sagt nichts, weil er nicht weiß was. Vielleicht ist er verrückt, dass er reitet. Immer hatte er nicht reiten wollen. Und nun, wo es erledigt ist, nun tut er es.

Als er in die Stadt kommt, steht der Marshal auf der Straße. Die anderen Männer kommen einer nach dem anderen, als würden sie gerufen.

Jim gibt Raine den Stern in die Hand, ohne vom Pferd zu steigen. Er verlässt die Stadt, ohne ein Wort gesagt zu haben.

„Er reitet nach Dodge City“, sagt einer der Männer. „Er tut mir leid.“

„Was geschehen muss, wird geschehen“, brummt der Marshal. „Daran lässt sich nichts mehr ändern.“


Gesetz der Banditen: Western Bibliothek 15 Romane

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