Читать книгу Trevellian, das Callgirl und die Mafia: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10
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ОглавлениеDie ballistische Analyse des Geschosses, mit dem Richard Mercer getötet worden war, ergab, dass es sich um ein Projektil vom Kaliber 40 Smith & Wesson handelte. Ein viel gebräuchliches Kaliber. Eine Übereinstimmung mit bereits registrierten Geschossen war nicht festzustellen.
Im Haus Mercers wurden Fingerabdrücke gefunden. Auch sie waren nicht registriert.
Wir hatten nicht den geringsten Anhaltspunkt, der uns auf die Spur des Mörders geführt hätte.
Wir fuhren zu Alfred Mercer, dem Sohn des Gangsterbosses. Seine Wohnung befand sich in Manhattan, Clinton, 54. Straße. Eine rothaarige Frau ließ uns in die Wohnung. Alfred Mercer zeigte sich uns geknickt und voll Trauer. Er trug sogar zu Hause ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte.
Er forderte uns auf, Platz zu nehmen. Mir fiel die Ähnlichkeit auf, die er mit seinem Vater hatte. Seine Haare waren allerdings dunkel. Er setzte sich ebenfalls. Auch die rothaarige Lady ließ sich nieder. »Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?«, fragte Alfred Mercer.
Wir lehnten dankend ab.
»Sie ahnen sicher, weshalb wir zu Ihnen gekommen sind«, begann ich.
»Es ist wegen des Mordes an meinem Vater«, antwortete Mercer. »Haben Sie schon Hinweise auf den Mörder gefunden?«
»Die Ermittlungen führen nicht wir, sondern die Mordkommission«, versetzte ich. »Uns interessiert mehr die Zeit vor dem Tod Ihres Vaters. Wussten Sie über seine Geschäfte Bescheid?«
»Er betrieb einen privaten Geldverleih. Natürlich wusste ich das. Dad verdiente gut damit. Es reichte zumindest, um sich in einer der teuersten Wohngegenden New Yorks ein Haus zu kaufen.«
»Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt, Mr. Mercer?«, fragte Milo.
»Ich betreibe zwei Bars in Carnegie Hill und Chelsea.«
»Wir wissen, dass Ihr Vater sein Geld mit Rauschgifthandel, Glücksspiel und illegaler Prostitution verdiente«, gab ich zu verstehen. Ich nahm mir kein Blatt vor den Mund. »Ihrem Vater gehörte nicht nur ein privater Geldverleih, ihm gehörten auch vier Bars in East Village, Soho und in der Lower East Side.«
Alfred Mercer prallte zurück. »Davon weiß ich nichts.« Plötzlich schoben sich seine Brauen zusammen. Er beugte sich weiter nach vorn. Seine Ellenbogen lagen auf seinen Oberschenkeln, die Hände baumelten zwischen den Knien. »Das sind ziemlich horrende Vorwürfe, die Sie gegen meinen Vater erheben. Können Sie ihre Behauptung auch beweisen?«
»Wir haben die Aussage eines Streetworkers, der für Ihren Vater mit Drogen dealte. Warum denken Sie denn, sind wir nach Bergen Beach gefahren? Wir wollten Ihren Vater festnehmen. Er war Boss einer Mafia.«
Abrupt erhob sich Alfred Mercer. »Ich lasse nicht zu, dass Sie meinen toten Vater beleidigen und ihm unhaltbare Dinge unterstellen!«, erregte er sich. »Das ist ungeheuerlich. Ich werde mich über Sie beschweren. Und jetzt bitte ich Sie, meine Wohnung zu verlassen.«
Auch wir erhoben uns. Ich reckte die Schultern. »Wir gehen, sobald Sie uns einige Fragen beantwortet haben. Lebte Ihr Vater allein in dem Haus in Bergen Beach?«
»Ja. Er und meine Mutter sind seit fast 20 Jahren geschieden. Sie lebt in Manhattan. Aber auch ich habe keinen Kontakt zu ihr. Ich weiß nicht, was sie treibt.«
»Hatte Ihr Vater Feinde?«
»Nicht dass ich wüsste.« Alfred Mercer vermittelte den Eindruck, scharf nachzudenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Er hat mit mir selten über sein Privatleben gesprochen. Aber wenn es jemand gäbe, der ihm Böses wollte, dann hätte er es mir sicher gesagt. Ich weiß von nichts.«
»Was hältst du von ihm?«, fragte Milo, als wir uns wieder auf der Straße befanden.
»Wahrscheinlich gehört er dazu und tritt jetzt an die Stelle seines Vaters.«
Milo nickte.
Wir fuhren zurück zur Federal Plaza. Nachdem ich den Sportwagen in der Tiefgarage abgestellt hatte, begaben wir uns in unser gemeinsames Büro. Ich rief Mandy an und sagte ihr Bescheid, dass wir zurück waren. »Ihr solltet sofort bei Mr. McKee erscheinen«, gab die Sekretärin unseres SAC zu verstehen.
»Schlechte Nachrichten?«, fragte ich ahnungsvoll. Es war meistens irgendeine Kacke am Dampfen, wenn uns der Chef zu sich zitierte.
»Ich weiß es nicht«, sagte Mandy. »Er hat lediglich gesagt, dass ihr sofort bei ihm erscheinen sollte, sobald ihr eintrefft.«
Wir begaben uns zum Chef. Er forderte uns auf, Platz zu nehmen, schaute ernst von einem zum anderen, dann begann er zu sprechen. »Swanton hat sein Geständnis widerrufen. Er erklärt, dass ihr es von ihm durch die Androhung massiver Gewaltanwendung erzwungen habt.«
Ich wollte etwas sagen, doch Mr. McKee winkte ab. »Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen, Jesse. Ich weiß, dass Swanton lügt. Allerdings wird es eine Untersuchung geben.«
»Richard Mercer ist also aus dem Schneider«, murmelte ich. »Swanton war der Trumph, den wir im Ärmel hatten. Wenn er seine Aussage bezüglich Rich Mercers widerruft, sehen wir alt aus.«
»So ist es. Er hat widerrufen. Sie beide sind mit sofortiger Wirkung von dem Fall entbunden. Ich habe aber was anderes für Sie. Es geht um Waffenschmuggel. Der Umschlagplatz der Waffen, die nach Südamerika und Afrika verschoben werden, soll sich hier in New York befinden. Ein gewisser Dawud al Assaban soll die Finger im Spiel haben. Ein Marokkaner, der in New York lebt. Man sagt ihm auch Verbindungen zu Ansar el Islam nach. Schauen Sie dem Burschen mal auf die Finger.«
»Welche Art von Waffen sind es, die geschmuggelt werden?«, fragte Milo.
»Boden-Luft-Raketen, Schnellfeuergewehre, Pistolen, Handgranaten. Sie verlassen als landwirtschaftliches oder medizinisches Gerät getarnt die USA und gehen in Bürgerkriegsstaaten wie Sierra Leone, Kongo, Somalia... Wir haben einen V-Mann in die Rechtsradikalenszene eingeschleust. Sein Name ist Matt Ferguson. Sie finden seine Handynummer in den Unterlagen. Allerdings wäre es zu gefährlich, mit ihm Verbindung aufzunehmen. Wenn es etwas zu berichten gibt, wendet sich Ferguson an das FBI.«
Der Chef reichte mir mit dem letzten Wort eine dünne Akte. Damit waren wir entlassen. Wegen der Behauptung Swantons machte ich mir keine allzu großen Sorgen. Meine und Milos Aussagen standen gegen seine. Was mich ärgerte, war die Tatsache, dass wir aus dem Fall draußen waren. Ich hätte der Mafia Mercers nur allzu gerne das Handwerk gelegt. Sicher gab es nicht nur Richard Mercer und eine Hand voll Streetworker. Da war noch einiges dazwischen. Wahrscheinlich gehörte auch Alfred Mercer dazu.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht den blassesten Schimmer, wie sehr uns der Fall Mercer noch beschäftigen sollte...