Читать книгу Trevellian, das Callgirl und die Mafia: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеEs war Mitternacht vorbei. Richard Mercer und Gina Shirland, das Callgirl, das für ihn arbeitete und das er sich an diesem Abend in sein Bett geholt hatte, waren nackt. Mercer lag auf dem Rücken. Gina hatte ihren Kopf auf seinem Leib liegen. Er spielte versonnen in ihren blonden langen Haaren.
Mercer war 56 Jahre alt und seine Haare waren schon grau. Er verfügte über ein scharfgeschnittenes Gesicht, das von einem Paar stahlblauer Augen beherrscht wurde. Sein Mund war dünnlippig und wies einen brutalen Zug auf. Sein Kinn war eckig, was Durchsetzungsvermögen und ein hohes Maß an Energie verriet.
Gina Shirland war 26. Sie war eine sehr schöne Frau; schlank und trotzdem wohlproportioniert, ihr Gesicht war schmal und dennoch fraulich weich, ihre Augen waren grünlich und standen etwas schräg, was diesem Gesicht einen exotischen Ausdruck verlieh.
Sie hatte Richard Mercer nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Das erwartete er allerdings. Er hatte Gina nicht das erste Mal mit in sein Haus in Bergen Beach genommen, was zum Ausdruck brachte, dass er mit ihren Leistungen, ihrem Service, zufrieden war. Mit durchschnittlichen Menschen gab sich Mercer nicht ab. Er erwartete von seinen Leuten Überdurchschnittliches. Egal, ob es sich um die Huren handelte, die für ihn arbeiteten, die Spieler oder die Dealer...
Jetzt war er ziemlich ausgepumpt. Bevor sie das wilde Liebesspiel fortsetzen konnte, musste Mercer sich erholen. Er nahm seine Hand aus Ginas Haaren und strich über über ihre Brust. Ihre Haut war weich wie Samt. »Du bist Spitze«, sagte er. »Dir kann kein anderes der Mädchen das Wasser reichen.«
»Und du bist ebenso erstklassig«, erwiderte Gina. »Von dir kann sich so mancher Jüngere eine Scheibe abschneiden.«
»Du schmeichelst mir. Ich bin 56...«
»...mit dem Leistungsvermögen eines 40-Jähigen«, lachte Gina. Sie hob den Kopf, setzte sich auf, beugte sich über ihn und küsste ihn auf den Mund. Dann suchten sich ihre Lippen einen Weg nach unten. Sie fuhren über seinen Hals hinweg, über seine Brust, hinterließen auf seiner Haut eine feuchte Spur. Dann kniete sie über ihm...
Da ertönte im Livingroom ein Geräusch. Es war ein leises Klirren, das aber im nächsten Moment in der Stille versank.
Richard Mercer hatte den Kopf erhoben und lauschte angespannt. Dann schob er Gina von sich. Er schwang die Beine vom Bett und richtete sich auf, ging zur Tür und löschte das Licht. Langsam zog er die Tür auf, glitt in den Livingroom – und erstarrte. Denn eine höhnische Stimme sagte:
»Ich habe dich vor der Mündung, Rich. Heh, schläfst du immer nackt? Geh zum Sessel und setz dich hinein. Vorwärts, mach schon!«
»Du, Will? Was soll das? Wieso dringst du in mein Haus ein. Willst du mich bestehlen? Bezahle ich dir nicht genug?«
»Es gibt jemand, der mehr bezahlt als du, Rich. Er zahlt mir 5.000 dafür, dass ich dich in die Hölle schicke. Ein guter Preis, nicht wahr?«
Mercer schluckte trocken. Er konnte die schemenhaft Gestalt gut sehen. Sie stand an der Wand neben der Tür, die ins Schlafzimmer führte. Mercer entging auch nicht die Pistole, die in der Hand des Mannes lag. Im vagen Licht, dass durch die beiden Fenster ins Rauminnere drang, schimmerte der Stahl matt.
»Wer schickt dich?«
»Walker.«
»Dieser Hurensohn. Ich zahle dir 10.000, wenn du...«
»Keine Chance, Rich. Die 5.000 sind mir sicher. Von dir bekäme ich kein Geld, sondern ein Stück heißes Blei. Ich weiß, wie du mit Leuten verfährst, die nicht nach deiner Pfeife tanzen. Was machst du erst mit Männern wie mir und Walker, die dir in den Rücken fallen. Fahr zur Hölle, Will.«
Es gab ein Geräusch, wie wenn ein Korken aus einer Flasche gezogen wird. Der Killer benutzte einen Schalldämpfer. Richard Mercer sah das Mündungsfeuer und spürte den Einschlag. Er hatte das Gefühl, als fände in seiner Brust eine Explosion statt. Dann kam das Schwindelgefühl. Alles um ihn herum begann, sich zu drehen. Er glaubte abzuheben. Schließlich versank er in undurchdringlicher Finsternis – eine Finsternis, aus der es keine Rückkehr gab. Der Tod griff mit gebieterischer Hand nach ihm.
Richard Mercer spürte den Aufprall am Boden schon nicht mehr.
Der Mörder stieg über die reglose Gestalt hinweg und ging ins Schlafzimmer. Er sah das zerwühlte Bett, brummelte etwas in seinen Bart und machte kehrt. Er sah nicht das Girl, das auf der Tür abgewandten Seite hinter dem Bett am Boden lag, an Leib und Seele zitterte und sich kaum zu atmen wagte.
Im Livingroom flammte das Licht auf. Der Killer durchsuchte Boards und Schränke. Einige Schübe riss er heraus und verstreute den Inhalt über den Boden. In einem Sekretär fand er in einer Stahlkassette, in der der Schlüssel steckte, einige hundert Dollar, die er an sich nahm.
Dann verließ er das Haus auf dem selben Weg, auf dem er es betreten hatte. Durch die Vordertür. Er hatte sie mit einem Montiereisen aufgesprengt. Er verschwand in der Dunkelheit, die im Garten herrschte...
Gina Shirland erhob sich, als sie sich sicher war, dass der Mörder das Haus verlassen hatte. Sie ging in den Livingroom. Der Killer hatte das Licht brennen lassen. Am Boden lag Richard Mercer. Seine Brust war voll Blut. Er hatte die Augen im letzten Schrecken seines Lebens weit aufgerissen.
Ginas Hals war wie ausgetrocknet. Angst und Fassungslosigkeit würgten sie. Eine Gänsehaut rann ihr den Rücken hinunter. »Großer Gott«, keuchte sie. Wild hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. In ihren Ohren rauschte das Blut.
Nur weg von hier!, durchfuhr es sie. Nichts wie weg!
Siedend rann es durch ihre Adern. Total konfus zog sie sich an. Es war nicht mehr ihr Wille, der ihre Handgriffe bestimmte. Jeglichen Gedankens, jeglichen Willens beraubt erfolgten ihre Handgriffe automatisch. Zuletzt ergriff sie ihre Handtasche.
Dann machte sie das Licht aus und verließ das Haus durch die Vordertür. Die Tür ließ sich nicht mehr schließen. Das Schloss war aus dem Türfutter gebrochen worden. Auf der Straße vor dem Garten stand Ginas Wagen. Es war ein BMW Z 3. Mit zitternder Hand versuchte sie, den Zündschlüssel ins Zündschloss zu schieben. Sie musste dreimal ansetzen. Dann heulte der Motor auf. Sie ließ die Kupplung kommen und gab Gas. Der Wagen vollführte einen Satz und der Motor starb ab. Erst beim zweiten Versuch gelang es Gina anzufahren...