Читать книгу Trevellian und die toten Täter: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9

4

Оглавление

Ich sah einen Mann Mitte der 30, dunkelhaarig und ungefähr eins-fünfundachtzig groß. Seine Brauen waren über der Nasenwurzel zusammengewachsen. Sein Gesicht war schmal und kantig. Er war mit Flug 541 aus Houston angekommen. Er trug eine Reisetasche. Ich war überzeugt, Jeff Morgan vor mir zu haben, und sprach ihn an: »Mr. Morgan?«

Überrascht musterte er mich. »Ja.«

Ich reichte ihm die Hand. »Jesse Trevellian, Field Office New York. Ich soll mich um Sie kümmern.« Ich grinste.

Morgan ergriff meine Hand. Sein Gesicht blieb ernst. »Habe nicht damit gerechnet, vom Flugplatz abgeholt zu werden«, sagte er, schüttelte meine Hand und ließ sie wieder los. »Ich soll mich bei Mr. McKee vorstellen. Von ihm erfahre ich alles Weitere.«

»Mein Kollege Milo Tucker«, sagte ich und wies mit einer Geste meiner Linken auf Milo.

Milo begrüßte Morgan.

»Wir bringen Sie ins Field Office, Morgan. Kommen Sie.«

Während wir zum Parkplatz gingen, fragte Jeff Morgan: »Sie wissen sicher, weshalb ich nach New York abgeordnet worden bin.«

»Nichts Genaues«, erwiderte ich. »Sie sollen einen Gefangenen etwas hart angefasst haben.«

»Einen Kidnapper. Ich wollte von ihm erfahren, wo wir das Mädchen finden können, das er entführt hat. Dabei ist mir die Hand ausgerutscht.«

»Hat er das Versteck preisgegeben?«

»Nein. Das Mädchen starb. Der Entführer wollte eine Million Lösegeld von den Eltern erpressen.«

»Über das Zeitalter der peinlichen Befragung sind wir hinaus«, gab ich zu verstehen. »Und das ist gut so. Ein erpresstes Geständnis taugt nichts.« Ich schaute Morgan von der Seite an. Sein Gesicht hatte sich verschlossen. Wahrscheinlich gefiel ihm nicht, was ich sagte. »Wobei ich Ihr Verhalten nicht kritisieren will, Morgan. Es steht mir nicht zu.«

»Manchmal heiligt der Zweck die Mittel«, knurrte Morgan.

Er ist uneinsichtig, dachte ich. Seine Sorte ist es, die die Polizei in Verruf bringt …

Wir erreichten den Dienstwagen, mit dem wir gekommen waren. Den Sportwagen hatte ich in der Tiefgarage stehen lassen, denn ich hätte entweder Morgan oder Milo auf den unbequemen Rücksitz verbannen müssen, und das wollte ich keinem der beiden zumuten.

Ich öffnete den Kofferraum. Morgan stellte seine Reisetasche hinein. Dann setzten wir uns in den Wagen. Ich klemmte mich hinter das Steuer. Milo nahm im Fond Platz, Morgan auf dem Beifahrersitz.

Ich lenkte den Buick vom Flughafen aus auf den Grand Central Parkway und fuhr in Richtung Triborough Bridge, um nach Manhattan zu gelangen. Von East Harlem aus wandte ich mich nach Süden. Wir befuhren die Third Avenue.

Morgan schaute interessiert zum Fenster hinaus und nahm wahrscheinlich die Eindrücke auf, die sich ihm boten. Fast alle 100 Yards mündete eine Querstraße in die Avenue. Eine Kolonne aus Chrom und Stahl wälzte sich nach Süden, eine andere nach Norden. Wir mussten alle Augenblicke anhalten, weil Ampeln auf rot standen.

»Geht es in Houston auch so zu?«, fragte ich mit einem Seitenblick auf Morgan.

»Wenn nicht noch schlimmer«, murmelte der Kollege.

»Mr. McKee, der SAC, hat Sie mir zugeordnet«, sagte ich. »Kollege Tucker muss ab Montag für zwei Wochen nach Washington. Wir werden also eng zusammen arbeiten, Morgan. Drum schlage ich vor, dass wir uns mit Vornamen anreden. Ich heiße Jesse.«

»Jeff. Ich denke, wir werden miteinander auskommen.«

»Davon bin ich überzeugt. Wir sind gerade an einem Kinderporno-Ring dran. Noch kennen wir allerdings nur die Statisten, nicht aber die Hintermänner. Aber wir sind am Ball.«

Ich musste wieder bremsen. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, dass mir Morgan das Gesicht zugewandt hatte. »Kinderpornografie ist das Widerlichste, das ich mir vorstellen kann«, stieß er hervor. »Diese Schweine müssten viel drakonischer bestraft werden. Unsere Gerichte gehen viel zu human mit ihnen um.«

Die Stimme Morgans hatte zuletzt heiser und irgendwie besessen geklungen. Vielleicht täuschte ich mich auch. Mir kam es jedenfalls so vor.

Als Morgan weitersprach, hatte sich seine Stimme wieder normalisiert. Er sagte: »Vielleicht können Sie mich beim Hotel vorbeifahren, Jesse, ehe wir uns zum Field Office begeben. Dann bräuchte ich mich abends nicht mit der Reisetasche abschleppen.«

»Kein Problem. Welches Hotel?«

»Ich habe im Carlton Arms in der fünfundzwanzigsten Straße ein Zimmer reserviert.«

Ich kannte das Carlton Arms. Es war ein Hotel der 3. Kategorie. Aber von dem Trennungsgeld, das das FBI einem Agenten bezahlt, konnte man sich kaum mehr leisten.

Das Hotel war zwischen Third Avenue und Lexington Avenue zu suchen. Es lag sozusagen auf der Strecke. Ich bog also von der Third Avenue in die 25. Straße ab und bekam sogar einen Parkplatz vor dem Hotel.

Morgan stieg aus, nahm seine Reisetasche aus dem Kofferraum und ging in das Hotel.

»Was hältst du von ihm?«, fragte Milo vom Rücksitz.

Ich zuckte mit den Achseln. »Schwer zu sagen. Auf den ersten Eindruck ist er mir sympathisch, wenn er auch total überholte Ansichten zu vertreten scheint. Er scheint noch in einer Zeit zu leben, in der der Colt oft das letzte Wort hatte.«

Milo lachte. Dann aber wurde er schnell wieder ernst. »Mir gefällt seine Art nicht so sehr«, gab er dann zu verstehen. »Ist dir der fanatische Tonfall entgangen, als er sagte, dass Kinderschänder viel zu wenig hart bestraft werden würden? Er ist nicht zuletzt wegen seiner Methoden bei einem Verhör hierher strafversetzt worden.« Jetzt grinste Milo wieder. »Aber bei dir weiß ich ihn in guten Händen, Partner. Du wirst ihn schon zähmen.«

Es dauerte keine fünf Minuten, dann kam Morgan zurück. Er warf sich auf den Beifahrersitz. »Es gibt keinen Fernseher auf dem Zimmer«, knurrte er, »und man muss kurioserweise sein Bett selber machen. Aber was will man für vierundachtzig Dollar pro Nacht schon groß erwarten? Ich werde mir so schnell wie möglich ein kleines Apartment suchen.«

Wir fuhren ins Federal Building. Ich zeigte Morgan das Büro Mr. McKees, er verschwand im Vorzimmer, ich ging in mein und Milos gemeinsames Büro. Milo hatte schon sein Terminal hochgefahren. Er sagte: »Zwei neue E-Mails. Eins vom Police Department. Mal sehen …«

Auch ich schaltete den Computer ein. Die ausgedruckten E-Mails, die unsere Spezialisten von Stantons Computer gescannt hatten, lagen noch auf meinem Schreibtisch.

Milo ließ seine Stimme erklingen: »Hör zu, Jesse. Es wurde erneut ein Kind entführt. Ein Achtjähriger. Man sah ihn vor der Schule in Queens in einen Lincoln steigen. Seitdem fehlt jede Spur von dem Kleinen. Sein Name ist Sam Hastings.«

»Schon wieder ein Lincoln!«, entfuhr es mir. »Hat jemand die Nummer des Wagens aufgeschrieben?«

»Ich rufe beim Department an.« Milo griff nach dem Telefonhörer, tippte die Kurzwahlnummer des Police Department und hatte gleich drauf eine Verbindung. Er ließ sich den Beamten geben, von dem er die E-Mail erhalten hatte. Dann stellte Milo seine Fragen.

Das Ergebnis war folgendes: Die Zulassungsnummer des Lincoln hatte niemand notiert. In dem beigen Lincoln hatten zwei Männer gesessen. Sie mussten keine Gewalt anwenden, um den Jungen ins Auto zu locken. Die Entführung hatte am Vortag stattgefunden, und zwar mittags um 12 Uhr 30. Das FBI war in Kenntnis gesetzt worden, weil bekannt war, dass wir gegen einen Kinderporno-Ring ermittelten und es nicht auszuschließen war, dass Mitglieder dieses Rings die Entführung verübt hatten.

Milo bat den ermittelnden Beamten, uns von allem, was es an Feststellungen gab, Kopien zu schicken. Dann legte Milo auf und sagte: »Im Fall der siebenjährigen Jessica Sheridan spielte auch ein beiger Lincoln eine Rolle, der mit zwei Männern besetzt war. Es dürfte sich um ein und dieselben Täter handeln, Jesse.«

Ich schluckte würgend. Mein Hals war wie zugeschnürt. Jessica Sheridan war vor vier Wochen entführt worden. Das Mädchen war seitdem nicht wieder aufgetaucht. An die Eltern des Kindes wurde keine Lösegeldforderung gestellt. Es war davon auszugehen, dass die Kleine einem Pädophilen in die Hände gefallen war und wahrscheinlich schon nicht mehr lebte.

Der Magen krampfte sich mir zusammen, wenn ich mir vorstellte, dass sich der 8-jährige Sam Hastings ebenfalls in der Gewalt eines solchen Verbrechers befand.

Da betrat Mandy das Büro. Sie hatte Jeff Morgan im Schlepptau. »Habt ihr einen Platz für Mr. Morgan?«, fragte sie und lächelte.

»Ich bin ab Montag zwei Wochen lang weg«, sagte Milo. »Jeff kann sich auf meinen Platz setzen.« Er schaute den Kollegen an. »In der Hoffnung, dass Sie ihn mir nicht streitig machen.«

»Keine Sorge«, versetzte Morgan grinsend. »Ich hab nicht vor, hier im Big Apple Wurzeln zu schlagen.«

»Wir kümmern uns um ihn«, sagte ich zu Mandy und sie verließ uns. Ich deutete auf einen Stuhl neben meinem Schreibtisch. »Setzen Sie sich, Jeff. Soeben wurde uns eine Entführung gemeldet. Sie fand gestern Mittag statt. Es handelt sich um einen 8-jährigen Jungen!«

Trevellian und die toten Täter: Action Krimi

Подняться наверх