Читать книгу Trevellian und die geheimnisvollen Mörder: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 7
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ОглавлениеWir hatten von einem V-Mann erfahren, dass Ben Mallory vor der 'Roten Laterne' in der 121. Straße dealte. Milo Tucker und ich waren uns zwar einig, dass Mallory nur ein kleiner Fisch war. Wir waren uns aber auch sicher, dass er für Luigi Baraldo arbeitete und einer von den vielen >Streetworkern< war, die der Italiener beschäftigte.
An Luigi Baraldo wollten wir heran kommen. Der Mafioso residierte in Little Italy und kontrollierte von dort aus den Drogenhandel in Harlem. Also machte sich Milo an den Schwarzen heran und wurde in den vergangenen Wochen fast so etwas wie ein Stammgast in der 'Roten Laterne'. Schließlich sagte Mallory zu, Heroin im Wert von fünftausend Dollar zu besorgen.
Heute sollte die Übergabe sein. Milo und ich nahmen einen Dienstbuick, um nach Harlem zu fahren. Unser Bestreben war es, Mallory auf frischer Tat zu ertappen und von ihm die Namen seiner Hintermänner zu erfahren.
Jetzt hatten wir Mallory in die Flucht geschlagen. Mit dieser Reaktion hatten wir nicht gerechnet. Aber wir reagierten sofort. Der Schwarze trug Turnschuhe und bewegte sich fast lautlos. Immer wieder tauchte er ins Licht der Straßenlaternen und Leuchtreklamen ein. Die Schöße seines langen Mantels schlugen ihm um die Beine. Seine Füße schienen kaum den Boden zu berühren.
Meine Absätze trappelten wie Pferdehufe. Neben mir rannte Milo. Er hielt das Päckchen mit dem Rauschgift in der Hand. Ich konnte es aus den Augenwinkeln sehen. Der Gehsteig war mit Betonplatten belegt und wies eine Reihe von Unebenheiten auf. Hier und dort fehlte eine Platte. Man konnte leicht stolpern oder sich das Bein verstauchen. Vor allen Dingen in der Dunkelheit war es gefährlich, hier schnell zu laufen.
Aber darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen.
Mallory rannte in die Richtung des Marcus Garvey Parks. Der Park liegt zwischen der 120. und der 124. Straße. Er ist von einem hohen Zaun umgeben und wird um 22 Uhr abgeschlossen. Die Laternen in dem Park waren bereits erloschen.
Die Entfernung zwischen uns und Mallory veränderte sich nicht. Wir waren nicht langsamer als der Schwarze, aber auch nicht schneller. Er rannte etwa zehn Schritte vor uns. Einmal musste er drei Passanten ausweichen, die sich nebeneinander auf dem Gehsteig bewegten. Uns blieb es ebenfalls nicht erspart, um die drei Kerle herumzulaufen. Sie riefen uns irgendetwas hinterher, was ich aber nicht verstehen konnte.
»Bleiben Sie stehen, Mallory!«, rief ich etwas atemlos. »Stehen bleiben!«
Der Bursche dachte nicht daran. Unaufhaltsam rückte der Park näher. Ich spürte schon leichtes Seitenstechen. Die Häuser zu beiden Seiten schienen an mir vorbei zu fliegen. Da standen auch Mülltonnen und Container. Eine der Mülltonnen warf Mallory um. Es schepperte. Ich sprang im letzten Moment über das Hindernis hinweg. Milo kurvte drum herum.
Mallory schlug einen Haken, rannte zwischen zwei parkenden Autos hindurch auf die Straße und wandte sich auf der Fahrbahn wieder in Richtung des Parks. Ein Auto fuhr vorbei. Ich suchte mir ebenfalls einen Weg zwischen parkenden Fahrzeugen hindurch und folgte Mallory direkt. Milo rannte auf dem Gehsteig weiter.
Dann erreichten wir den Morris Parkway, der den Park an der Ostseite begrenzte. Mallory wandte sich nach rechts. Er rannte wie ein Wiesel schräg über die Fahrbahn. Wir hinterher. Um den eisernen Zaun zu übersteigen und im Park zu verschwinden, hatte er nicht die Zeit. Also rannte er den Parkway hinunter. Er erreichte die 120. Straße – und hier endete seine Flucht.
Mallory trat in eine Bodenunebenheit, sein Knöchel knickte um, er beugte sich weit nach vorn und seine Schritte wurden länger. Es waren richtige Sprünge, die er hinlegte. Doch es nützte ihm nichts. Er verlor das Gleichgewicht und vollführte eine klassische Bauchlandung. Ein verlöschender Aufschrei entrang sich ihm. Und dann war ich auch schon bei ihm.
Mein Atem flog, meine Lungen pumpten.
Milo verhielt neben mir und sagte keuchend: »Wir sollten wieder mal etwas für unsere Kondition tun, Partner.« Dann beugte er sich über Mallory. »Aufstehen, mein Freund. Die Flucht ist zu Ende. Hoch mit dir.«
Er half dem Schwarzen auf die Beine. Nach wie vor hielt er das Päckchen mit dem Rauschgift in der linken Hand. Ich legte Mallory Handschellen an. Und dann betete ich ihm den Spruch vor, der bei jeder Verhaftung vorgeschrieben ist.
Atmung und Herzschlag nahmen bei mir wieder den normalen Rhythmus auf.
Wir bugsierten Mallory zum Dienstbuick. Er musste auf dem Rücksitz Platz nehmen. Milo setzte sich neben ihn. Ich klemmte mich hinter das Steuer. Wir fuhren zur Federal Plaza. Ich benutzte die Fifth Avenue, um nach Süden zu gelangen. Wir fuhren bis zum Washington Square und dann auf den Broadway. Hier war der Teufel los. Glitzernde Blechlawinen wälzten sich von Norden nach Süden und von Süden nach Norden. Wir kamen nur schrittweise vorwärts. Durch die Lüftung zog der Geruch von Abgasen ins Wageninnere. Big Apple zeigte sich hier im Süden Manhattans von seiner besten Seite. Motorenlärm und wildes Gehupe erfüllten die Atmosphäre. Bei so manchem Autofahrer setzte das Chaos Urinstinkte frei. Für so manchen wurde der Trip mit dem Auto durch Manhattan ein herber Rückfall ins Zeitalter des Faustrechts. Bildlich gemeint natürlich...
Schließlich kamen wir beim Federal Building an und ich lenkte den Wagen in die Tiefgarage. Wir waren dem Hexenkessel entronnen und konnten aufatmen. Es war jetzt 23 Uhr vorbei. Wir hatten fast eine Stunde benötigt, um Manhattan von Norden nach Süden zu durchqueren.
Mit dem Aufzug fuhren wir nach oben. Mallory hatte die ganze Zeit über geschwiegen. Er ahnte, dass er dran war. Die Situation sprach eindeutig gegen ihn. Er hatte versucht, Heroin im Wert von fünftausend Dollar an den Mann zu bringen und war an einen verdeckten Ermittler geraten. Da gab es keine Ausreden, keine Ausflüchte. Da konnte er für sich nur noch punkten, wenn er mit der Polizei zusammen arbeitete, wenn er kooperativ war.
Wir brachten ihn in unser gemeinsames Büro. Mallory musste sich setzen. Er schaute ziemlich zerknirscht drein. Das Weiß seiner Augen bildete einen scharfen Kontrast zu seiner dunklen Haut.
Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch und streckte die Beine weit von mir. Milo, der das Päckchen mit dem Rauschgift in seinem Schreibtisch verstaut hatte, setzte sich auf die Schreibtischkante.
»Nun mal raus mit der Sprache«, begann Milo. »Wer versorgt dich mit dem Heroin? Oder noch besser: Für wen verkaufst du das Zeug? Ich rate dir zu sprechen. Du kannst einiges für dich heraus holen.«
»Liam Robinson beliefert mich«, sagte Mallory. »Mit ihm rechne ich auch ab. Mehr weiß ich nicht. Ich kann euch nicht sagen, von wem Robinson den Stoff erhält.«
»Wo finden wir Liam Robinson?«
»Er wohnt in der 112. Straße, gleich bei den Martin-Luther-King-Junior-Towers. Die Hausnummer kann ich euch nicht sagen.«
Milo notierte den Namen und die Straße in einen kleinen Taschenkalender.
»Sagt dir der Name Luigi Baraldo etwas?«, fragte ich.
Mallory schüttelte den Kopf. »Nein. Wer soll das sein?«
»Dein oberster Boss. Der Mann, der Leute wie dich beschäftigt.«
»Kenn ich nicht.«
»Was ist mit dem Namen Morosi – Giuseppe Morosi?«
»Nie gehört.« Der Schwarze reckte die Schultern. »Ihr müsst mir schon glauben. Ich kenne nur Liam Robinson. Von ihm habe ich den Stoff bezogen, mit ihm habe ich abgerechnet und er bezahlte mich.«
»Wie viel hast du denn für deine Arbeit erhalten?«
»Drei Prozent vom Umsatz.«
Mehr war aus Mallory nicht herauszuholen. Wir brachten ihn in den Zellentrakt und ließen ihn arrestieren. Dann kehrten wir wieder in unser Büro zurück. Wir hatten uns fast schon wieder eine halbe Nacht um die Ohren geschlagen. Dennoch hatten wir uns entschlossen, den Bericht bezüglich der Festnahme des Schwarzen und seiner Aussagen noch zu schreiben.
»Nicht nur Baraldo ist wichtig für uns, Partner«, sagte Milo, während ich die Tastatur des Computers bearbeitete. »Von irgendwo her muss er ja schließlich das Rauschgift beziehen, das er verhökert. Diese Quelle müssen wir finden und zum Versiegen bringen.«
In diesem Punkt konnte ich Milo nicht widersprechen.