Читать книгу Trevellian und die Juwelen, die den Tod bringen: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9

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Baxter schwieg wie ein Grab. Wir bekamen aus ihm nichts – aber auch gar nichts heraus. Dass es sich um Teile des Schmucks handelte, der bei dem Überfall auf die Gäste der Gala anlässlich der Eröffnung des New York Film Festivals erbeutet worden war, stellte für uns keine Frage dar, denn es gab von den teuersten Pretiosen Fotografien.

Baxter wurde in Haft genommen. Am Nachmittag des folgenden Tages erging Haftbefehl gegen ihn, und er wurde nach Rikers Island verlegt. Ein Abgleich ergab, dass Baxters Fingerabdrücke mit keinem der Abdrücke übereinstimmte, die an dem öffentlichen Telefon beim Times Square sichergestellt worden waren. Aber es wurden die Abdrücke von zwei Männern festgestellt, die der Polizei keine Unbekannten waren. Ihre Namen waren Clint Sloane und Adam Fitzgerald.

Sloane wohnte in Bronx, Haswell Street, Fitzgerald in West 82nd Street. Wir fuhren zuerst zu Adam Fitzgerald. Er wohnte in der dritten Etage in einem Haus, das gut hundert Jahre auf dem Buckel und an dem der Zahn der Zeit schon gewaltig genagt hatte. Im Treppenhaus roch es penetrant nach Bohnerwachs, dazu gesellte sich der Geruch von Kohlsuppe oder etwas Ähnlichem. Mir drehte sich der Magen um. Die Wände waren mit sexistischen und neonazistischen Parolen bekritzelt, die Apartmenttüren waren verkratzt, stellenweise blätterte der Lack ab. Hier lebte der Bodensatz unserer Gesellschaft. Wer hier landete, hatte zumeist den Boden der Sozialität verlassen und gehörte einer Randgruppe an, die sehr schnell auch in die Kriminalität abglitt.

Fitzgerald öffnete die Tür einen Spaltbreit, nachdem ich geklingelt hatte. Sein Gesicht war unrasiert, er trug nur ein weißes Unterhemd und eine abgewetzte Cordhose. Misstrauisch musterte er uns. »FBI«, sagte ich. »Wir haben ein paar Fragen.«

Rumms! Fitzgerald knallte uns die Tür vor der Nase zu.

»Die Feuerleiter!«, knirschte ich, Milo warf sich herum, hetzte die Treppe hinunter, und seine Schritte hallten im Treppenhaus wider. Ich zog die SIG und stand im Schutz der Wand neben der Tür. Das Verhalten Fitzgeralds sagte mir, dass der Bursche Dreck am Stecken hatte. Ich schlug von der Seite her mit der Faust gegen die Tür, dann rief ich: »Öffnen Sie, Fitzgerald. Was soll das? Wir …«

Ich verstummte, denn mir war klar, dass Worte in den Wind gesprochen waren. Ich trat von der Wand weg, nahm einen kleinen Anlauf und warf mich mit meinem gesamten Körpergewicht gegen die Türfüllung. Das Schloss wurde herausgesprengt, krachend flog die Tür auf. Ich befand mich wieder in der Deckung der Wand, zählte bis drei, wirbelte um den Türstock herum und ging sofort auf das linke Knie nieder. Meine Hand mit der SIG beschrieb einen Halbkreis, dem ich mit meinem Blick folgte. Es war keine Gefahr erkennbar. Aber ich hörte das Scheppern von Gitterrosten. Kurzentschlossen drückte ich mich hoch, hetzte zu einer der Türen, die in andere Räume führten, riss sie auf und stand im Schlafzimmer. Das Fenster war hochgeschoben. Ich rannte hin und beugte mich hinaus. Einen Yard unter dem Fenstersims verlief der Rettungssteg. Er endete bei der eisernen, verzinkten Wendeltreppe, die hinunter in den Hof führte.

Ich sah Fitzgerald auf Höhe des ersten Stockwerks stehen. Milo entdeckte ich bei der Einfahrt. Er zielte mit seiner Pistole auf Fitzgerald. »Geben Sie auf, Fitzgerald«, rief ich. »Sehen Sie ein, dass Sie uns nicht entkommen können.«

Jetzt riss Fitzgerald die rechte Hand hoch, und nun erst sah ich, dass er bewaffnet war. Sein Schuss krachte. Milo sprang zur Seite und verschwand hinter der Ecke der Einfahrt. Fitzgerald flankte über das Geländer der Feuerleiter und überwand die dreieinhalb Yards bis in den Hof im Sprung. Aber scheinbar prellte oder verstauchte er sich beim Aufprall den Knöchel, denn er humpelte stark, als er zu der etwa zweieinhalb Yard hohen Backsteinmauer rannte, die den Hof vom Nachbargrundstück trennte.

Ich kletterte aus dem Fenster und beugte mich über das Geländer des Rettungssteges. »Stopp, Fitzgerald!«

Er jagte eine Kugel zu mir herauf. Ich zuckte zurück. Milo feuerte. Fitzgerald, der gerade zum Sprung auf die Mauer ansetzen wollte, wurde das linke Bein regelrecht vom Boden weggerissen. Mit einem heiseren Aufschrei stürzte er, fiel auf die Seite, rollte herum und schoss auf Milo. Der Knall prallte gegen die Wände ringsum und wurde in den Hof zurückgeschleudert, wo er sich Bruchteile von Sekunden zu stauen schien. Ich jagte eine Kugel nach unten. Ein Querschläger quarrte ohrenbetäubend und durchdringend.

Fitzgerald warf seine Pistole fort. »Ich gebe auf! Nicht mehr schießen!« Seine Stimme klang entnervt, fast panisch. Er setzte sich auf und umklammerte mit beiden Händen seinen durchschossenen Unterschenkel.

Milo kam – die Pistole auf Fitzgerald gerichtet – in den Hof. Ich lief die Wendeltreppe hinunter. Das Gesicht des Gangsters war schmerzverzerrt. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch. Obwohl es alles andere als warm war, perlte auf seiner Stirn Schweiß. Seine Augen glänzten fiebrig.

»Warum sind Sie abgehauen?«, fragte ich, während Milo eine Ambulanz anrief.

»Verdammt«, murmelte Fitzgerald. »Ich ahnte, dass es schief geht. Es war Bens Idee. Ich wollte nicht. Aber dann …« Er brach ab, ein Ächzen entrang sich ihm, er verzog das Gesicht.

»Sie sind also bereit zu reden«, konstatierte ich.

Fitzgerald nickte. »Wie ich schon sagte: Es war Bens Idee. Wir gingen kurz vor Ladenschluss in die Schnapsbude. Da waren nur der Ladeninhaber und ein Mann, der eine Flasche Fusel kaufte. Es rentierte sich kaum. Nicht mal achtzig Dollar. Jetzt habe ich den Salat. Ich bin auf Bewährung draußen. Wegen dieser scheiß paar Dollar werde ich nun wohl die nächsten Jahre in der Versenkung verschwinden.«

»Deswegen sind wir eigentlich nicht zu Ihnen gekommen«, sagte ich. »Haben Sie von den öffentlichen Fernsprecher beim Times Square aus mit einem Juwelier namens Benson telefoniert? Haben Sie Benson Schmuck im Wert von einigen Millionen Dollar angeboten? Kennen Sie einen Mann namens Ronald Baxter?«

»Ich habe vorgestern beim Times Square telefoniert. Mit Ben Saddler. Ich kenne weder diesen Benson, noch jemand, der Ronald Baxter heißt.«

»Ben Saddler heißt der Knabe also«, murmelte Milo. Dann zuckte er mit den Schultern. »Wie mein Kollege schon sagte: Wir sind nicht wegen des Überfalls auf den Schnapsladen zu Ihnen gekommen. Aber dass wir bei dieser Gelegenheit gleich den Überfall klären konnten, werden uns die Kollegen vom Police Department sicher nicht krumm nehmen.«

Ich erklärte Fitzgerald, dass er verhaftet sei, und klärte ihn über seine Rechte auf. Dann kam die Ambulanz. Der Gangster wurde erstversorgt, dann ins Krankenhaus gebracht. Wir fuhren dem Krankenwagen hinterher, und während ich uns durch Manhattan chauffierte, verständigte Milo den zuständigen Sachbearbeiter vom Detective Bureau und bat ihn, einige Beamte zu schicken, die sich um Adam Fitzgerald kümmern sollten.

»Der Schnapsladenbesitzer wurde ziemlich brutal zusammengeschlagen«, erzählte der Kollege. »Dem Kunden hielten die maskierten Gangster eine Pistole an den Kopf. Der Mann leidet jetzt noch an psychischen Störungen. Na, wenigstens ist der Fall jetzt geklärt. Vielen Dank.«

»Keine Ursache«, erwiderte Milo und fügte grinsend hinzu: »War uns eine Ehre und ein Vergnügen, so ganz nebenbei diesen Fall aufzuklären.«

Wir fuhren in die Bronx.

Trevellian und die Juwelen, die den Tod bringen: Action Krimi

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