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5.

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Am nächsten Morgen gegen neun gingen wir hinunter, um zu frühstücken. In dem Vorraum vor dem Gastzimmer, in der sogenannten Lobby also, gab es ein weit ausladendes giftgrünes Plüschsofa, drei giftgrüne Sessel und ein breites Pult, auf dem ein Computer stand. Dort registrierte Mutter Gretchen ihre Gäste, ihre Einkäufe und ihre Einnahmen aus dem Pensionsbetrieb.

In diesem Vorraum lungerte ein junger Mann um die 25 mit Dreitagebart und brauner Stoppelfrisur herum.

Als wir herankamen, sprach er uns an: »Haben Sie Zimmer 102?«

»Warum«, konterte ich, »wollen Sie das wissen?«

»Ich will’s halt wissen«, sagte er barsch. »Also, was ist jetzt?«

»Und wenn schon«, sagte ich. Mir schwante schon, was da kommen würde. Eine dunkle Ahnung stieg in mir hoch. Ich versuchte, nur noch ein wenig Zeit zu gewinnen.

»Geh schon mal rein an unseren Frühstückstisch, Bernemann. Ich komme gleich.«

»Aber wir haben doch 102«, piepste der Knirps, der das Szenario noch nicht durchschaut hatte. Dann trottete er in das Gastzimmer hinein.

»Also Sie sind es«, sagte der Typ.

»Was wollen Sie?«

»In Ihrem Zimmer befindet sich etwas, was mir gehört.«

»Ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen.«

»Okay, Klartext«, knurrte der Kerl. »Du gibst mir jetzt deinen Zimmerschlüssel, und ich hole mir mein Eigentum. In drei Minuten ist alles vorbei. Du gehst einfach frühstücken, und ich lasse den Schlüssel stecken …«

»Aha«, machte ich. »Und inzwischen klauen Sie alles aus meinem Zimmer, was nicht niet- und nagelfest ist. Sie sind der Dieb, den man letzte Woche hier festgenommen hat. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich Sie in unser Zimmer lasse! Wieso sind Sie überhaupt auf freiem Fuß? Ich dachte, Sie sind eingebuchtet worden?«

»Ich bin nur ein Kleinkrimineller«, sagte der Mann mit Nachdruck. »Bis zu meiner Verhandlung bin ich frei, und dann bekomme ich wahrscheinlich Bewährung. Sagt mein Anwalt.«

»So ist das also.«

»Und nun gib mir schon den Schlüssel, sonst muß ich andere Saiten aufziehen!«

»Wenn ich Sie wegen Nötigung anzeige«, sagte ich, »dann ist es vorbei mit der Bewährung. Und jetzt verschwinden Sie.«

»Sei vorsichtig, du«, versetzte der Kleinkriminelle, »sonst passiert noch was sehr Unangenehmes, okay? Du willst doch nicht, daß ich den lieben Kleinen kidnappe, oder?«

»Wenn noch Erpressung und Kindesentführung hinzukommen«, erläuterte ich, »dann wirst du ein paar Jahre im Knast brummen.«

»Ach komm«, wiegelte mein Kontrahent ab, »ich will doch niemandem etwas zuleide tun. Ich will nur mal kurz ins Zimmer 102.«

»Hauen Sie endlich ab, Mann.« Ich zeigte in Richtung Ausgangstür.

Er zuckte die Schultern. »Okay, ich gehe jetzt. Aber ich komme wieder. Und dann läuft die Sache anders. Darauf kannst du dich verlassen. Darauf kannst du dich felsenfest verlassen.«

Er ging. Und ich ging zum Frühstück.

Bernemann sitzt auf der Düne

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