Читать книгу Aus der Gosse in den Porsche - Peter Götz - Страница 6

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Warum dieses Buch?

Es hat lange gedauert, bis ich mich dazu durchringen konnte, ein Buch über mein Leben zu schreiben, über meine Höhen und Tiefen, Erfolge und Misserfolge. Obwohl … das stimmt so nicht ganz. Ich habe bereits vor einigen Jahren davon gesprochen, einmal meine Autobiografie zu veröffentlichen. Und doch steckte eine tiefe Angst vor falschen Rückschlüssen in mir, die mich immer wieder davon abhielt. Was würden meine Geschäftspartner sagen, wenn sie von meiner Herkunft aus einem „sozialen Brennpunkt“ erführen, den ich zwar niemals als solchen empfunden habe, der jedoch von den Behörden und Medien so gesehen wurde? Wenn sie von meiner Zeit als erotischem Fotomodell sowie Erotiktänzer in einer Men-Strip-Show wüssten, der Hausdurchsuchung in den frühen Morgenstunden durch ein Aufgebot der Kriminalpolizei, dubiosen Nachrichten, falschen Beschuldigungen …

Dann aber dachte ich, dass all diese Begebenheiten, meine chaotischen Familienverhältnisse und mein soziales Umfeld, mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Es ist meine Lebenserfahrung, die mich geprägt hat. Denn Erfolgreichsein kann man nicht lernen, auch wenn es einer gewissen Intelligenz bedarf, um bestimmte Dinge richtig einzuordnen.

Auf dem Weg nach oben haben mir zahlreiche Ereignisse geholfen. Zufälle, würde ich sie nennen. Denn hätte nicht ein neuer Lehrer unsere Hauptschulklasse übernommen, wäre ich womöglich völlig abgesackt. Wäre ich nicht einer ganz bestimmten Frau und ihrem Schwager begegnet, hätte ich keinen Einblick in die Finanzdienstleistungsbranche erhalten. Hätte nicht ein falscher Verdacht mit Gerichtstermin mein Leben völlig durcheinandergewirbelt, hätte ich keinen Anlass zum Nachdenken gehabt. Und hätte ich nicht nachgedacht, wäre es in letzter Konsequenz nicht zu einer Trennung mit meinem damaligen Geschäftspartner gekommen. Das aber schien der Startschuss zum beruflichen Erfolg. Ohne seinen Einfluss war es mir möglich, die Firma mit Tempo und einer gewissen Risikobereitschaft nach vorne zu bringen.

Risikobereitschaft deshalb, weil mir materielle Dinge nicht wichtig sind. Gerade beim Aufbau eines Unternehmens ist das Festhalten am zunächst „kleinen“ Wohlstand hinderlich. Wer hier nicht loslassen kann, wird später nicht bereit sein, auf volles Risiko zu setzen. Denn du darfst keine Angst haben, während einer riskanten Phase im schlimmsten Fall alles zu verlieren.

Wenn heute jemand zu mir kommt – ein Auszubildender in der Firma oder ein Zuhörer während eines Seminars – und mich als positives Beispiel für beruflichen Erfolg sieht, dem sage ich: „Nimm mich mal nicht als Vorbild. Dass ich so bin, wie ich bin, hat sich entwickelt. Es gibt kein Schema F.“

Wer das behauptet, versucht, mit dieser These Geld zu verdienen. Dieses Chaka-Chaka und ihr könnt alles erreichen ist mir suspekt, weil die Motivation in der Regel nur kurzfristig anhält. Das sage ich als jemand, der in den 1990er Jahren Schulungen dieser Art besucht und entsprechende Bücher gelesen hat. Damals versprach ich mir davon Erfolg. Heute weiß ich, dass Seminare dieser Art weder meine Mitarbeiter noch mich selbst „erfolgreicher“ machen. Allerdings scheint es mir hilfreich, einem Firmengründer oder einer Firmengründerin ein WERKZEUG in Form von fachlichen Informationen an die Hand zu geben, angefangen von der Organisation eines Arbeitstages bis hin zum Umsetzen der gewünschten Ziele. Mehr braucht es nicht.

Und was ist überhaupt Erfolg? Was für den einen jede Menge Geld auf dem Konto bedeutet, kann für den anderen eine beängstigende Vorstellung sein. Er setzt Erfolg mit einem beschaulichen Leben gleich, oder sieht seine Lebensleistung im Engagement für soziale Projekte.

Gerade das Materielle, diese Spirale aus Geld verdienen und noch mehr Geld verdienen, führt nicht selten zu Frust. Du glaubst, du bist ein reicher Kerl, findest dich ganz toll. Bis du merkst, eigentlich hast du keinen nennenswerten Betrag auf dem Konto. X hat noch viel mehr. Und Y gibt am Tag so viel aus, wie andere im Monat brutto verdienen.

Nur ein geringer Prozentteil der Bevölkerung schafft es ganz weit nach oben. Viele, die ein Buch über ihren vermeintlichen Erfolg geschrieben haben, stellen diesen in einem bestimmten Kontext dar. Es finden sich dann Umschreibungen wie: „Ich war ehrgeizig“, „Ich wollte schon als Kind das und das werden“, „Ich habe Tag und Nacht hart für meinen Erfolg gearbeitet …“ Doch zwischen den Zeilen findet sich dann meist ein Hinweis auf eine wichtige Begegnung oder eine ganz bestimmte Situation, die etwas Entscheidendes ins Rollen brachte. Zufälle eben.

Ich habe mich nicht mit aller Macht nach oben gekämpft, wollte nie aus dem Milieu raus, in dem ich aufgewachsen bin. Ich habe dort nach wie vor Freunde, die mir wichtig sind, und lebe heute nur wenige Kilometer von meiner früheren Heimat entfernt.

Ich war nicht ehrgeizig. Und von Fleiß konnte bei mir keine Rede sein. Was mich motiviert hat? Der Erfolg an sich. Das fing in der Schule an, als ich es plötzlich cool fand, Einsen zu schreiben statt Fünfer und Sechser. Es machen und bestmöglich zu Ende bringen, das war das Ziel und das spornt mich noch heute an. Ob dabei finanziell etwas rauskommt, interessiert mich weniger.

Für Außenstehende schien mein Leben in so mancher Lebensphase oft ganz, ganz schlimm. Nicht selten habe ich mich in schwierigen Situationen wiedergefunden. Könnte sein, dass der eine oder andere die sich häufenden Turbulenzen mit einem Burn-out verarbeitet hätte. Ich nicht. Und das ist wohl meine große Gabe, dass es für mich „keine schlimmen Zustände“ gibt. Ich gehe mit einer negativen Situation ins Bett und wache mit einer positiven auf. Und die vermeintlich „schwierige Situation“ erwies sich im Nachhinein nicht selten als Glücksfall.

Und genau darum geht es in diesem Buch: um das unerwartete Glück. Die zufälligen Begegnungen im Leben. Und darum, dass materieller Reichtum das Leben zwar sorgloser macht, es aber ratsam scheint, nicht am Finanziellen festzuhalten.

Aus der Gosse in den Porsche

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